Bleich und mit schmerzverzerrtem Gesicht wird die junge Frau in eine Rettungsdecke gepackt und von zwei Helfern zu einem Hochwasserboot gebracht.

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Zwei alkoholisierte Jugendliche erschweren durch ihr Gegröle und den Versuch, ein Boot zu entern, den Helfern die Arbeit. Die müssen sich ein Überblick über die unübersichtliche Lage verschaffen, denn eine Person wird im Wasser vermisst, eine weitere ist verletzt, andere haben sich vor dem Hochwasser, das den Campingplatz überflutet hat, auf Bäume gerettet.

An Lingese- und Bruchertalsperre proben die Wasserretter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) an diesem Wochenende den Ernstfall. Rund 200 Ehrenamtler des Landesverbandes Nordrhein nehmen an der Katastrophenschutzübung teil. Das Szenario soll so realistisch wie möglich sein und so erfahren Einsatzleitung und Helfer erst vor Ort, was passiert ist. Die genaue Lage müssen sie aber selbst erkunden und die richtigen Maßnahmen zur Rettung der Menschen treffen. Dabei kommt es zum einen auf die Beherrschung der Technik an, zum anderen aber ganz wesentlich auf die Kommunikation und die Abstimmung der einzelnen Maßnahmen. Auch die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz gehört zu der Übung.

Zwei verschiedene Szenarien, die vollen Einsatz erfordern

Das Szenario an der Lingese simuliert ein Starkregenereignis, dessen Hochwasser einen Campingplatz überflutet hat. Er ist nur noch vom Wasser aus zu erreichen und muss evakuiert werden. Eine Person wird im Wasser vermisst, die Taucher müssen zu der Einsatzstelle gebracht werden. Sechs Taucher sind bei 42 Einsatzkräften dabei, berichtet der stellvertretende Einsatzleiter Sascha Wolf. Er kennt das genaue Szenario ebenso wenig wie Zugführer Sinan Kahl. "Wir befinden uns gerade in der Chaosphase, wo die Erkundung läuft und die Meldungen bei der Einsatzleitung eintreffen, die entscheiden muss, wie die nächsten Schritte aussehen", berichtet Kahl über den Stand der Dinge.

Vor Ort machen sich der Vizepräsident des DLRG-Landesverbandes Nordrhein, Volker Günther, und weitere DLRG-Verantwortliche mit Bürgermeister Stefan Meisenberg, der stellvertretenden Landrätin Margit Ahus, Kreisbrandmeister Julian Seeger, Vertretern der Bezirksregierungen Köln und Düsseldorf und des Technischen Hilfswerks ein Bild von der Übung. Mit dabei ist Heike Radder, Vorsitzende der Wipperfürther Abteilung der DLRG. Ihre Truppe ist ebenfalls zur Unterstützung im Einsatz.

Zahlreiche Boote und Taucher in den Talsperren im Einsatz

Sie sprechen mit der Einsatzleitung und der Zugführung und schauen sich die Abläufe an. Erste Station ist die Bootsrampe an der Lingesetalsperre. Dort werden noch die Hochwasserboote, die besonders robust, aber auch leicht sind und über Räder unterm Rumpf verfügen, zu Wasser gelassen. Die Taucher sind vor Ort. Anweisungen werden gegeben, Rückfragen gestellt, Meldungen gemacht, es ist betriebsam.

Während die Boote zum überfluteten Campingplatz fahren, ist der Tross auf dem Landweg dorthin unterwegs. Etliche Zelte sind aufgebaut und eine Truppe aus dem Sauerland, die den Einsatzkräften nicht bekannt ist, wie Günter erläutert, mimt Verletzte und alkoholisierte Jugendliche. Die fordern besondere Aufmerksamkeit der Einsatzkräfte und erschweren die Arbeit. Gaffer gibt es nicht, auch wenn Spaziergänger und Jogger das Treiben an der Lingese interessiert verfolgen.

Übung dient zum Testen der Einsatzbereitschaft, neuer Materialien und der Verbesserung von Kommunikation und Zusammenarbeit

Noch während die Evakuierung läuft und die Taucher nach der vermissten Person suchen, fährt der Inspektionstrupp zur Bruchertalsperre. Dort wurde für die ehrenamtlichen Retter ein anderes Szenario entworfen. Es gibt einen Waldbrand, durch den mehrere Personen eingeschlossen sind, das Gelände ist nur vom Wasser aus zu erreichen.

Das Feuer muss vom Wasser aus gelöscht und die Personen gerettet werden. Zur Brandbekämpfung müssen zwei Tragspritzen auf die Boote gebracht und sicher transportiert werden. Hier muss teilweise improvisiert werden, weil nicht alle Boote dafür ausgelegt sind und die Wärmeentwicklung der Spritzen dem Kunststoff schaden kann. Wobei nicht alle Boote einen Kunststoffboden haben, wie die Helfer erläutern. Die Einsatzleitung ist mit dem Verlauf der Übung zufrieden, das Zusammenspiel mit der Feuerwehr habe gut funktioniert, die Einsatzkräfte hätten schnell gute Lösungen für die Probleme gefunden.

Ich bin sehr stolz auf die DLRG und ihre Helfer. Insbesondere wenn man bedenkt, dass es eine private Organisation ist und alle Ausrüstung und Einsatzmittel aus Spenden beschafft werden müssen

Volker Günther, Vizepräsident DLRG-Nordrhein

Ein Lob, das Vizepräsident Günther gerne hört. Er sei stolz auf die DLRG und seine Helfer. Insbesondere wenn man bedenke, dass es eine private Organisation ist und alle Ausrüstung und Einsatzmittel aus Spenden beschafft werden müssten. Rund 240 Ehrenamtler waren am Wochenende bei der Übung im Einsatz. Übernachtet wurde in Brächen, dem Übungsgelände des Kreises, Feldbetten und Versorgung der Retter übernahm das DRK.

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Bei der Übung wurde das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte trainiert und neue Einsatzmaterialien erprobt. Angesichts der zunehmenden Unwetterereignisse sei es wichtig, gut funktionierende und eingespielte Rettungsketten zu haben und sich auf die Wasserretter verlassen zu können, sagt Bürgermeister Meisenberg. Er habe den Eindruck, dass die DLRG für den Ernstfall gut gerüstet sei. Weitere Unterstützung für das Großereignis an den beiden Talsperren kam vom Malteser Hilfsdienst und dem Wupperverband.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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