Roman Salyutov, Pianist und Dirigent, Herkenrath Vom 16. bis 30. Dezember bin ich mit einer weiteren Volontärgruppe im Süden des Jüdischen Staates, im Kibbuz Nir Oz, der am 7. Oktober 2023 von den palästinensischen Terroristen sehr schwer getroffen wurde – mit Ermordeten, Geiseln wie auch gewaltigen Zerstörungen.
Das Besondere dabei ist, dass die Mitglieder der Gruppe, die mehrheitlich keine Juden sind, trotz der weihnachtlichen Feierlichkeiten mitgeflogen sind, um vor Ort aktiv zu helfen.
Harter Alltag im Kibbuz
Der Alltag ist von harter, viel körperlich anstrengender Arbeit, teils mit schwerem Werkzeug, geprägt, aber alle – von Studenten bis zu Rentnern – packen intensiv mit an. Es ist für mich persönlich auch nicht so einfach – für meine pianistischen Hände, und ich muss immer sehr gut aufpassen. Aber die ideelle Motivation ist dabei der beste Motor, denn ein wahrer Freund zu sein, bedeutet auch dann zur Seite zu stehen, wenn man selbst dabei die eigene Komfortzone verlassen muss. An einem der Weihnachtstage werde ich für unsere nichtjüdischen Mitglieder einen Ausflug nach Jerusalem organisieren, um uns auf die christlichen Spuren der israelischen Hauptstadt zu begeben. Da das jüdische Chanukka-Fest in diesem Jahr fast zeitgleich mit Weihnachten – am 25. Dezember abends – stattfindet, werde ich mit unseren jüdischen Freunden und Helfern das Anzünden der ersten Chanukka-Kerze in Jerusalem miterleben.
An den weiteren sieben Chanukka-Tagen werden wir die Kerzen in unseren Häusern traditionsgemäß anzünden, um das Licht des Guten in der Finsternis der heutigen Zeit zu vermehren. Bei aller Tragik der Situation könnte ich mir keinen erfüllteren Abschluss des Jahres wünschen.
Ruth Theresa Fiedler, Sopranistin, Rösrath Zwei Mal haben die Kinder und ich Butterplätzchen gebacken – mit 14 Ausstechförmchen aus dem Adventskalender – Gecko, Hai, Delphin und andere Tiere. Nach zwei Mal Butterplätzchen wurde es uns langweilig. Beim dritten Mal haben wir noch Kakao und Zimt rein geschüttet – die waren innerhalb von drei Tagen weg. Jetzt müssen wir wieder neue backen: zum Beispiel Kokosmakronen mit Eiweiß, das kann man gut darin verwerten.
Lateinische Lieder eingeübt
Am Heiligabend sind wir das dritte Jahr beim Krippenspiel in Sankt Servatius dabei – die Kinder sind Hirten und Engel, ich singe a cappella. Unterm Weihnachtsbaum singen wir alle gerne: Tochter Zion. Stille Nacht. O du fröhliche. Als ich bei meinen Schafen wacht. Das Lied wurde 1623 im Kölner Gesangbuch veröffentlicht, jede Strophe endet mit "Benedicamus Domino". Wenn wir früher zu Oma und Opa fuhren, haben wir im Auto immer die lateinischen Lieder eingeübt – mein Opa stand darauf.
Silvia Radonici, Geigerin, mit Ionel Radonici, Oboist, Refrath Wir binden uns die Schürzen "Mr. Müesli" und "Mrs. Cantuccini" um in der Küche. Weihnachtsplätzchen werden nach Großmutters Rezepten gebacken: "Schmalzguetsli" – das ist kein Schmalz, sondern Butter. Die mit den Mandeln sind die "Zimt-Pitten" – der Teig wird aufs Blech gestrichen. Meine Großmutter hat auch die "Winterthurer Leckerli" gemacht, auch die sich jahrelang halten. Tochter Irina backt sie auch. Inzwischen habe ich alle "Zimtpitten" verschenkt und muss noch einmal für Weihnachten backen – mit Muskat, Zimt und Mandeln. Den 24. Dezember haben wir immer ohne Geschenke gefeiert.
Sohn hat Geburtstag
Aber unser Sohn hat am 25. Dezember Geburtstag – da kann man nicht alles in einer Bescherung machen, das ist nicht fair, der Valentin soll richtig Geburtstag und auch Weihnachten feiern. Unser Festessen sind "Huftplätzli", – zartes Fleisch aus der Hüfte, kurz angebraten, Zwiebeln dünsten, Speck auslassen, schichten, auch mit Basilikum und Käse, Rotwein drauf, im Ofen gegart, dazu meistens Nudeln – wahnsinnig lecker. Bei uns wird immer Musik gemacht, gesungen und die Weihnachtsgeschichte gelesen. Wir singen gerne Weihnachtslieder wie Tochter Zion, aber keine rumänischen Lieder. Ionel kennt sie gar nicht: "Wenn wir als Kinder in die Kirche gegangen sind, haben sie schon geguckt – das war in Rumänen nicht erwünscht." Aber es klingt dann richtig gut: Ionel spielt Oboe, Valentin Cembalo, ich Geige, und alle singen gern.
Dirk Müller, Bildhauer, Rösrath Ich feiere bei meinem Bruder, der von Haus aus Koch ist, aber zu Weihnachten kocht der nach dem anstrengenden Adventsgeschäft nicht üppig, sondern bringt, was aus dem Restaurant mit nach Hause. Meine Mutter ist 87 Jahre alt, es geht ihr nicht besonders gut, es könnte sein, dass es das letzte Weihnachtfest ist. Ich hole sie Heiligabend ab und fahre mit ihr zu meinem Bruder. Um zehn Uhr allerdings wird das Fest schon zu Ende sein, weil der Bruder im Restaurant am ersten und zweiten Weihnachtstag normalen Betrieb hat.
Mit vielen echten Kerzen
Gesungen wird bei uns nicht, aber wir haben einen Weihnachtsbaum, mit vielen echten Kerzen überall. Da muss man gut aufpassen, dass man alles ausmacht, wenn man zu Bett geht. Am zweiten Weihnachtstag gehe ich traditionell zu Freunden – da kommen viele Erwachsene zum Feiern und haben sich viel zu Erzählen. Am Backen und Kochen mache ich mich nicht ran. Die Vorbereitungen nehmen zu viel Zeit in Anspruch. Früher hat das meine Mutter alles gemacht.
Margret Schopka, Landart-Künstlerin, Overath Ich koche nicht, ich backe nicht – ich lasse mich bekochen, ich lasse mich bebacken, ich lasse mich beschenken. Wir sitzen mit der ganzen Familie unterm Weihnachtsbaum – das sind 20 Personen: Kinder, Enkel, Urenkel. Und es gibt Rouladen mit Rotkohl wahrscheinlich. Eigentlich kann ich die nicht leiden. Aber Enkel Lukas hat gesagt, ich koche die Rouladen zu Weihnachten für euch. Und das ist schon besonders, finde ich.
Christine Burlon, Künstlerin und Grafik-Designerin, Moitzfeld Weihnachtsplätzchen sind bei uns Tradition. Wir haben Kekse gebacken mit Mandeln und Vollwertmehl – den Teig rund ausgestochen, in der Mitte eine Marmelade aus Pistazien und Erdbeeren und die Scheiben aufeinandergelegt. Ausstechen geht ganz einfach mit dem Schnapsglas. Dann haben wir noch das Rezept verbessert, mit Pistazien oben drauf. Das schmeckt fast wie Dubai Schokolade.
Unser Weihnachtsessen hat schon eine lange Tradition: Ragout fin. Schon meine Mutter hat das früher gemacht mit den Blätterteigpastetchen. Weil wir inzwischen viele Vegetarier haben in der Familie, müssen wir immer ein Fassung für Vegetarier machen: Mit Tofu statt Kalbfleisch oder auch mit Erbsenpaste – die ist auch besonders proteinreich. Dazu ein Sahnesößchen. Das Wichtigste ist die Worchestershire-Souce – die Sojasoße aus England, die ursprünglich aus Indien kommt. Die muss von einer bestimmten Firma sein. Früher mussten die Eltern immer nach Marburg fahren, um diese Soße zu kaufen, weil es sie in der ganzen Umgebung nicht gab.
Birgit Voos-Kaufmann, Künstlerin, Moitzfeld Ich koche und backe nicht gerne, aber zu Weihnachten ist alles anders. Mein Mann und ich backen noch vor Heiligabend Spritzgebäck nach einem klassischem Rezept von der Großmutter – mit einem Alexander-Fleischwolf, der ist 100 Jahre alt. Und der funktioniert am besten für das Durchdrehen des Mürbeteiges.
Dann wird das Spritzgebäck noch schön bemalt. Weihnachten kommen die Kinder und Enkelkinder – da machen wir es uns einfach: Es gibt Raclette auf Wunsch eines unserer Schwiegerkinder. Dann ist hoffentlich noch Spritzgebäck übrig. © Kölner Stadt-Anzeiger
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