Gero Karthaus ist seit 2009 Bürgermeister von Engelskirchen. Bei den diesjährigen Kommunalwahlen tritt der jetzt 64-jährige Ründerother nicht erneut an und geht in den Ruhestand. Als Nachfolger bewerben sich Lukas Miebach von der CDU und Christian Welsch von der SPD.
Mit Lutz Blumberg spricht Amtsinhaber Gero Karthaus über die Dinge, die 2025 in Engelskirchen anstehen und hat auch einen guten Rat für seinen Nachfolger.
Es wird ein umfangreiches Invest geben in die Grundschulen geben, um den Anspruch auf die Offene Ganztagsschule ab 2026 zu gewährleisten. Und das bedeutet doch deutliche Anbauten und Umbauten für die Grundschulen in Loope, Engelskirchen und Schnellenbach.
Ründeroth hat genügend Platz oben im Schulzentrum, aber an den anderen drei Grundschulen werden neue Gebäude dazukommen. Die Planungen sind schon weit gediehen, für Loope liegt schon die Baugenehmigung vor.
Dafür sind rund neun Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Der OGS-Ausbau ist auf Landes- und Bundesebene entschieden worden. Und was kommt dann dafür als Unterstützung von Land und Bund? Etwa 700.000 Euro! Und dann fragen sich alle, warum die Kommunen nicht ausreichend mit Geld ausgestattet sind!
Das größte Projekt wird das Höhenerlebniszentrum sein. Wenn dann hoffentlich im Frühjahr grünes Licht aus Düsseldorf kommt, können wir mit großen Schritten in der Planung weitergehen.
Die finanzielle Entwicklung in Engelskirchen ist wirklich eine ganz wundersame Sache. Wir sind die Gemeinde mit der absoluten geringsten Gewerbefläche im Oberbergischen, mit den schwierigsten Voraussetzungen für Entwicklung von Firmen.
Wir sind die einzige Kommune, die seit 40 Jahren keinen Quadratmeter mehr Fläche anbieten kann. Trotzdem sind wir die Gemeinde mit der besten Gewerbesteuerentwicklung. Das ist wirklich ein Paradoxon, das tatsächlich einzigartig ist in der Region. Und das zeigt mir, dass wir mit unserem Ansatz, mehr auf Qualität als auf Quantität zu setzen, gut liegen.
Aber ich mache mir da nichts vor: Man muss auch eine gehörige Portion Glück haben dabei, denn das kann man nicht bis zum Letzten steuern. Aber ein bisschen hat das auch zu tun mit unserer Auffassung von Wirtschaftsförderung zu tun: Mit der Konzentration auf Unternehmen, die tatsächlich in einer Zukunftsbranche arbeiten.
Wir haben in den zurückliegenden Jahren 25 Millionen Euro Schulden abgebaut und eine Rücklage von 11 Millionen zusätzlich angespart. Das sind 36 Millionen. Und das Beste: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.
Wir haben unsere Schulen alle komplett saniert. Wir haben die Sportanlagen, die Feuerwehren auf aktuellsten Stand im Oberbergischen. Das sind super Voraussetzungen, um weiterzumachen in dieser Richtung. Ich glaube, wir sind sehr gut beraten, in der Zukunft weiter Chancen zu erkennen und mutig zu handeln, ohne irgendwelche finanzielle Abenteuer einzugeben.
Das ist der einzige Nachteil, den ich für diejenigen sehe, die noch bauen wollen: Die Grundstückspreise schießen nach oben, weil jetzt Engelskirchen mehr in Wert gesetzt wird. Die sehr reizvolle Lage in der Nähe zu Köln.
Die Leute merken, wir stehen im Augenblick ganz gut dar. Für die, die hier Eigentum haben, sieht es anders aus. Die freuen sich und sagen, meine Immobilie wird doch mehr wert.
Jetzt kommt auch immer mehr das Potenzial von der Gemeinde Engelskirchen heraus, in dieser sehr attraktiven Lage in der Nähe zu Köln.
Wir haben immer gesagt, dass wir der Windkraft zugewandt sind. Man kann aber nicht sagen: Wer kommt, der kommt. Es muss gute Konzepte geben und die müssen eine Mehrheit finden.
Aktuell wird in zwei Bereichen in Engelskirchen geplant. Bei Metabolon und im Bereich Süd-West in Richtung Heckhaus. Bei Metabolon hat es leider einen Alleingang des Betreibers gegeben.
Für den Bereich Süd-West sehen wir eine deutlich stärkere Position der Gemeinde. Da gehen wir in unsere Bauleitplanung rein und verhandeln vorher mit den Projektträgern.
Zum Beispiel, welche Beteiligungsmöglichkeiten sich für die Menschen hier ergeben. Aber da muss erst eine Willensbildung her. Wir müssen dieses Jahr klar definieren, was wir wollen. Das muss mehrheitlich und solide abgesichert sein.
Und gerade ich als Ökologe werde auch nicht zulassen, dass in sehr empfindliche Waldbereiche mitten was hineinkommt. Aber genauso ist es für mich nicht von vorneherein tabu zu sagen: Da ist eine abgeholzte Waldfläche, da darf eine Windkraftanlage hin. Man muss jeden Eingriff gut und seriös bewerten und offen damit umgehen.
Die Erfahrung, dass es sinnvoll ist, Chancen zu erkennen und in die Zukunft zu investieren, das gilt für jeden Verwaltungschef und für jeden Rat.
Da wird keine Langeweile aufkommen. Ich werde hoffentlich wieder mehr wissenschaftlich arbeiten können und raus in die Natur gehen. Ich kann mir vorstellen, nach sechs Sachbüchern mal ein Kinderbuch zu schreiben. © Kölner Stadt-Anzeiger
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