"Schauen Sie alle nochmal nach draußen", sagt Bonner Stadtsprecherin Barbara Löcherbach. Sie deutet auf die Fensterfront.

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Der zwölfte Stock des Stadthauses bietet einen hervorragenden Panorama-Ausblick auf die Stadt und das dahinterliegende Siebengebirge.

Jahrelang wurde in der Bundesstadt über die Zukunft des dringend sanierungsbedürftigen Stadthauses als Verwaltungssitz diskutiert. Abriss? Neubau an einem anderen Ort? Kernsanierung? Es lagen verschiedene Möglichkeiten auf dem Tisch. Jetzt hat Oberbürgermeisterin Katja Dörner ihren Vorschlag für das Stadthaus vorgestellt – es soll hier erhalten bleiben. Was also bei Barbara Löcherbach zunächst scherzhaft nach Abriss klingt, stimmt so nicht ganz.

Dieser Ort gehört ins Zentrum, da, wo es auch viele Bürgerinnen und Bürger hinzieht.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner

Der Vorschlag der Verwaltung beinhaltet drei Kernpunkte: Das Stadthaus soll weiter an diesem zentralen Standort bleiben und als Hauptsitz der Verwaltung dienen. Das Gebäude soll aber gemischt genutzt werden, zum Beispiel für Kultur, Bildung und Wohnen. Das gesamte Vorhaben soll als "Teilabriss mit integriertem Neubau und Kernsanierung" ermöglicht werden.

"Dieser Ort gehört ins Zentrum", sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. "Da, wo es auch viele Bürgerinnen und Bürger hinzieht." Das sei als Wunsch auch aus den öffentlichen Beteiligungsformaten hervorgegangen. Die größte Sorge in der Bevölkerung sei allerdings, dass sowohl bei Neubau als auch bei Sanierung ein bauliches "schwarzes Loch" entstehe, die Bauarbeiten länger dauern als geplant und viel Geld verschlucken könnten – die Erfahrungen mit der Beethovenhalle, deren Sanierung sich seit 2016 hinzieht, nähren diese Befürchtungen.

Stadthaus Bonn: Mehr Grünflächen und Verbindung zur Nordstadt

Geht der Vorschlag der Verwaltung auf, soll das nicht passieren. Im Dezember wird der Vorschlag im Stadtrat vorgelegt. Stimmt er zu, könnten die Bauarbeiten 2027 beginnen. Dann müssen die Verwaltungsangestellten ohnehin das Gebäude für dringend notwendige Sanierungsarbeiten räumen, das wurde im März 2024 beschlossen. Laut möglichem Plan könne das Stadthaus dann 2031 wieder voll genutzt werden. Die Gesamtkosten werden auf 466 Millionen Euro geschätzt.

Für den Grundsatzbeschluss haben Verwaltung und die Beratungsunternehmen "dbp dasbauprojekt" sowie Drees und Sommer mehrere Varianten für eine Neugestaltung des Stadthauses erwogen. Die Versionen unterscheiden sich unter anderem darin, wie viel Fläche und Verwaltungsarbeitsplätze sie am Ende bieten und wie groß der Anteil der Mischnutzung ist.

Kita soll größere Fläche bekommen

Favorit ist laut Vorlage die Variante, bei der die vorhandene Kindertagesstätte eine größere Fläche erhält als bisher. Und es soll eine größere öffentliche Kantine geben. Für die Stadtverwaltung sollen 1.370 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Das entspricht etwa 51 Prozent des Gesamtbedarfs. Weitere 14 Prozent der Arbeitsplätze sind in den drei Bezirksratshäusern Beuel, Hardtberg und Bad-Godesberg gedacht. Für die restlichen 35 Prozent an Arbeitsplatzbedarf braucht es städtische Liegenschaften und Anmietungen.

Für die Mischnutzung sollen demnach etwa 70 Wohneinheiten, ergänzende Gastronomieeinheiten, Begegnungsorte, Bildungsangebote und großzügige Freiflächen als ein offener "Stadtpark" entstehen.

Einladender und offener soll das Areal gestaltet werden. "Wir wollen eine offene und grüne Verbindung zwischen der inneren Nordstadt und der Innenstadt schaffen, einen Ort, an dem Menschen sich gern aufhalten und sich sicher fühlen", so Dörner.

Dafür könnte der Sockelbereich zwischen den fünf Türmen am Stadthaus zum Teil abgerissen werden, sodass Begrünung und Aufenthaltsqualität verbessert werden könne. Aufgrund des hohen Anteils an Mischnutzung würde dann das Stadthaus und seine direkte Umgebung auch in den Abendstunden "stärker durchmischt und belebt", sodass "Angsträume eliminiert werden", sagt Projektleiterin Olga Keil von "dbp dasbauprojekt".

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Oberbürgermeisterin Katja Dörner zeigt sich optimistisch, dass die Stadt den Weg gemeinsam gehen kann. Das Konzept sei eine "gute Grundlage für einen strukturierten Prozess, auch wenn es eine Herausforderung für die Verwaltung ist."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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