Mainz - Der unter Manipulationsverdacht stehende Archäologe aus Rheinland-Pfalz hat die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen.

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"Die Vorwürfe sind erkennbar unbegründet und konstruiert", schrieb der Landesarchäologe auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Während meiner 36-jährigen Dienstzeit in Rheinland-Pfalz habe ich immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt."

Die Unterstellung, dass er Funde gefälscht oder Daten manipuliert habe, habe ihn tief getroffen. "Die Vorwürfe sind offenbar Teil einer Kampagne gegen mich", teilte er mit. Von den Anschuldigungen habe er erst durch die Presse erfahren. "Es hat vorher nie eine Anhörung meiner Person dazu gegeben, noch ein wissenschaftlicher Diskurs stattgefunden." Diese Vorgehensweise empfinde er als respektlos. "Sie ist offensichtlich darauf ausgerichtet, meine Person und meinen Ruf zu beschädigen."

Schädel falsch datiert?

Das rheinland-pfälzische Innenministerium hatte im Oktober bekannt gemacht, dass der bereits seit längerem freigestellte Landesbeamte verdächtigt werde, mehrere gefundene Schädel oder Schädelteile bewusst falsch datiert zu haben. Außerdem soll er laut Ministerium falsche Angaben über zwei angebliche Sensationsfunde gemacht haben: "Neandertaler von Ochtendung" und das "Schlachtfeld von Riol". Gegen den Landesarchäologen läuft ein Disziplinarverfahren wegen des Vorwurfs der bewussten Manipulation.

Bereits vor dem Aufkommen der aktuellen Vorwürfe lief aus bisher unbekannten Gründen ein Disziplinarverfahren gegen ihn. "Nachdem es innerhalb von zwei Jahren bislang nicht gelungen ist, das Verfahren mit einer Disziplinarverfügung zum Abschluss zu bringen, ist offenkundig, dass die Vorwürfe substanzlos und unbegründet sind", schrieb der Landesarchäologe dazu. Es sei bislang keine Dienstenthebung erfolgt oder Dienstbezüge einbehalten oder gekürzt worden.

Wie alt ist der "Neandertaler von Ochtendung"?

Bei den beiden genannten Sensationsfunden wehrte sich der Landesarchäologe ebenfalls gegen die erhobenen Vorwürfe. Der angebliche Neandertaler-Schädel sei den Untersuchungen zufolge 160.000 bis 170.000 Jahre jünger als angenommen, hatte Innenstaatssekretärin Simone Schneider gesagt. Das sieht der Landesarchäologe anders: Die Methode, mit der das Alter des "Neandertalers von Ochtendung" nun beanstandet werde, sei dazu nicht geeignet, teilte er mit.

Die archäologische Datenbasis für das "Schlachtfeld von Riol" - angeblicher Fundort einer historisch bezeugten Schlacht aus dem 1. Jahrhundert nach Christus Geburt - habe sich bei der Überprüfung laut Schneider als unzureichend herausgestellt. Schlachten in der römischen Zeit hätten sich oft räumlich über große Distanzen hinweg gezogen, erwiderte der Landesarchäologe. "Ebenso ist Riol nur ein Ausschnitt aus den militärischen Ereignissen in neronischer Zeit vor Trier."  © Deutsche Presse-Agentur

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