Saarbrücken - Mit Wut und Enttäuschung haben die Beschäftigten des Autozulieferers ZF im Saarland auf die Nachricht reagiert, dass bis Ende kommenden Jahres 1800 Arbeitsplätze wegfallen sollen.

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Bis Ende 2028 könnte sich die Zahl sogar auf bis zu 4500 Stellen erhöhen, falls sich die Auftragslage nicht bessern sollte. "Es gibt eine sehr hohe Betroffenheit", sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Saarbrücken, Patrick Selzer, der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Die Mitarbeiter haben in der Vergangenheit eine sehr hohe Flexibilität gezeigt. Der Standort war immer sehr produktiv und profitabel und damit auch erfolgreich. Vor dem Hintergrund fällt es den Menschen schwer, dass man ihnen nun das Vertrauen und die Zukunftsperspektive entzieht."

14.000 Stellen in Deutschland sollen wegfallen

Die Pläne sind Teil des bereits Ende Juli von dem Konzern angekündigten Jobabbaus. Demnach sollen in den kommenden vier Jahren bundesweit bis zu 14.000 Stellen gestrichen werden. Der Hauptsitz des Konzerns ist in Friedrichshafen. Am Standort in Saarbrücken werden Automatikgetriebe produziert, beschäftigt sind dort derzeit etwa 10.000 Menschen.

Nachdem zunächst die Führungskräfte von der Unternehmensseite unterrichtet worden waren, informierte der Betriebsrat in mehreren Veranstaltungen die Beschäftigten von dem geplanten Personalabbau. Er soll nach Angaben einer ZF-Sprecherin "möglichst sozialverträglich" umgesetzt werden, "das heißt im Wesentlichen über Altersteilzeit und Fluktuation".

Für die Beschäftigten bleibe es laut Selzer jedoch schwer zu verstehen, dass ein Technologiekonzern wie ZF nicht mehr aufzuweisen habe, als eine Strategie aus den 90er Jahren, in der es nur um das Verlagern in günstige Standorte und Personalabbau gehe. Zudem gebe es eine Verärgerung darüber, "dass man anscheinend über gemeinsame Lösungen spricht, aber offenbar nur die Lösung des Arbeitgebers zu akzeptieren hat, die mit erheblichen Einschnitten verbunden ist - sowohl was den Arbeitsplatzverlust, aber auch Entgelteinbußen angeht", sagte Selzer. Auch seien kostbare Zeit verschenkt und nun auch Vertrauen verspielt worden, um wirklich gemeinsam einen Lösungsweg zu finden.

Befürchtungen haben sich bestätigt

Schon vor Monaten hatten Betriebsrat und IG Metall davor gewarnt, dass bei ZF in Saarbrücken ein massiver Arbeitsplatzabbau drohe. "Es hieß immer, dass wir Panik und Angst verbreitet haben", bilanzierte der Erste Bevollmächtigte. "Aber jetzt sind wir nicht mehr weit weg von den ursprünglichen Zahlen des Unternehmens, die es angeblich nicht gab."

Nach Angaben einer ZF-Sprecherin würden alle deutschen Werke auf ihre Wettbewerbsfähigkeit hin untersucht. Zunächst gehe es darum, in Gesprächen mit der Arbeitnehmervertretung die Frage zu beantworten, was man tun könne, um die Standorte in die wirtschaftliche Erfolgsspur zurückzubringen und die Arbeitsplätze mit zukunftsfähigen Produkten langfristig abzusichern. "Nur wenn das nicht gelingt, kommen als Ultima Ratio ein Verkauf des Standorts oder dessen Schließung infrage."

Gewerkschaft ist kampfbereit

Die IG Metall bekräftigte unterdessen ihre Position, dass sie einen entsprechenden Arbeitsplatzabbau nicht kampflos hinnehmen werde. "Wir werden alle Instrumente nutzen, die zur Verfügung stehen", sagte Selzer. Einen Zeitplan für mögliche Aktionen wollte er nicht nennen: "Aber es kann jederzeit losgehen."  © Deutsche Presse-Agentur

ZF Saarbrücken
Mitte September kam die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zu Gesprächen mit IG Metaller Patrick Selzer (l) und dem Betriebsratsvorsitzenden Mario Kläs zum ZF-Werk. © dpa / Katja Sponholz/dpa
ZF Friedrichshafen
Unter dem Motto "Zukunft oder Widerstand" hatten sich Mitte September bundesweit tausende ZF-Mitarbeiter - wie hier in Friedrichshafen - an einem Protesttag der IG Metall beteiligt. © dpa / Felix Kästle/dpa
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