Nordhausen - Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Andreas Froese, hat deutliche Kritik an der möglichen Wahl von AfD-Mann Jörg Prophet zum Landtagsvizepräsidenten geäußert.
"Ein Landtagsvizepräsident Prophet wäre durchaus kein gutes Signal für den Zustand der Erinnerungskultur in diesem Land", sagte Froese bei einer Veranstaltung mit Journalisten in Nordhausen.
Bisher ist geplant, dass der Landtag in der kommenden Woche den noch offenen Posten besetzt. Die AfD hat den umstrittenen Nordthüringer Abgeordneten Jörg Prophet dafür nominiert. Die AfD gilt in Thüringen laut Verfassungsschutzbericht als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung.
Froese erklärte, nach wie vor würden AfD-Funktionäre von Gedenkveranstaltungen ausgeschlossen bleiben. Man wolle nicht den Überlebenden von NS-Verbrechen zumuten, mit Menschen zusammen zu sein, die diese Verbrechen relativierten oder sogar in Zweifel zögen, so Froese. Im April plant die Gedenkstätte eine Feier zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ. Dafür seien Überlebende eingeladen.
80. Jahrestag der KZ-Befreiung
Veranstaltungen zu dem Jahrestag werde es bis in den Herbst hineingeben, in Abstimmung mit der Gedenkstätte Buchenwald. Auch eine Sonderausstellung dafür sei in Planung, bei der Bilder der Befreiung in Relation zu den heutigen Orten gebracht werden sollen. Für die Outdoor-Ausstellung sollen Info-Stelen sollen auf dem Gedenkstätten-Gelände, aber auch in den Städten Nordhausen und Ellrich aufgestellt werden.
Im Zusammenhang mit KZ-Überlebenden, berichtete Froese von einem weiteren Überlebenden, der in der Gedenkstätte bis zum Herbst 2024 nicht bekannt gewesen sei. Dabei handle es sich um einen nun 100 Jahre alten Franzosen. "Solche Überraschungen 80 Jahre danach gibt es auch noch", so Froese.
Rechte Aufkleber auf Gelände
Sorge bereitet der Gedenkstättenleitung auch eine Zunahme des Vandalismus, hinter der rechte Gesinnung steht. "Das haben wir so in der Dimension vorher noch nicht gehabt", sagte der stellvertretende Leiter Sebastian Hammer. Infoschilder seien im vergangenen Jahr zerstört oder mit Aufklebern rechtsextremer Organisationen beklebt oder mit rassistischen Sprüchen beschmiert worden.
Im 1943 errichteten KZ Mittelbau-Dora mussten rund 60.000 Häftlinge unter unmenschlichsten Bedingungen in Zwangsarbeit Raketen und Rüstungsgüter herstellen. Jeder dritte Häftling kam ums Leben. © Deutsche Presse-Agentur
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