Erfurt (dpa) - Das Giftinformationszentrum in Erfurt erreichen während der Corona-Pandemie mehr Hilferufe von Eltern, deren Kinder Desinfektionsmittel getrunken haben.
"Wir verzeichnen einen Anstieg solcher Fälle, da Desinfektionsmittel in dieser Zeit auch gehäuft in den Haushalten vorhanden sind", sagte die kommissarische Leiterin des Giftnotrufs, Dagmar Prasa, der Deutschen Presse-Agentur. Im März und April gingen 51 Anrufe wegen versehentlich getrunkener Desinfektionsmittel ein und damit rund 20 mehr als in den beiden Vorjahresmonaten.
Zumeist betreffe es Kinder, die Hände-Desinfektionsmittel schluckten. Es gebe aber auch Erwachsene die versehentlich in Wasserflaschen umgefüllte Desinfektionsmittel trinken, sagte Prasa. Mittel für die Händedesinfektion enthalten in der Regel hochkonzentrierten Alkohol wie Ethanol und Isopropanol. In einigen seien auch Chlor freisetzende Substanzen enthalten.
Diese Mittel reizten den Magen- Darmtrakt und könnten zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall führen. Gefährlicher seien Konzentrate von Haushalts-Desinfektionsmitteln, die auch ätzende Substanzen enthalten.
"Die Kinder trinken meistens nur einen Schluck, dann brennt es im Mund", sagte Prasa. Die Experten vom Giftnotruf raten dann mit einem Glas Wasser oder Tee nachzuspülen, um die Mittel zu verdünnen. "Da auch der Blutzucker absacken kann, sollte noch etwas Süßes gegeben werden." Wichtig sei zudem, die Kinder aufmerksam zu beobachten und bei Symptomen wie Torkeln den Rettungsdienst zu rufen. Kleinkinder reagierten empfindlicher auf Alkohol als Erwachsene.
Zur Achtsamkeit mahnte Prasa außerdem bei Handgel, das in kleinen Fläschen mit Aufhänger am Kinderwagen angebracht werden kann. "Wenn die Kinder sitzen, können sie da leicht heran kommen."
Das Giftinformationszentrum in Erfurt wird von den Ländern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam betrieben, erfasst jedoch auch Fälle aus anderen Bundesländern. Im vergangenen Jahr gingen laut der Leiterin knapp 28 700 Anrufe ein und damit rund 1500 mehr als 2018. In rund 48 Prozent aller Fälle wurde der Notruf wegen der Verwechslung oder falschen Einnahme von Medikamenten gewählt. © dpa
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