• Alpha-Tauri-Pilot Yuki Tsunoda irritierte im Qualifying in Mexiko das Red-Bull-Duo Verstappen/Perez und wurde dafür öffentlich harsch kritisiert.
  • Es ist ein Paradebeispiel für den Ruf von Red Bull, mit den eigenen Talenten nicht zimperlich umzugehen. Ex-Fahrer Pierre Gasly rechnete öffentlich damit ab.
  • Vor allem Motorsportberater Helmut Marko ist ein Freund der offenen Worte, die auch mal weh tun können.

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Anrufe von Helmut Marko sind gefürchtet. Denn erst klingelt das Telefon, danach klingeln die Ohren. Der Motorsportberater von Red Bull ist für seine ehrliche Art bekannt, er redet nicht um den heißen Brei herum. Was bisweilen wehtun kann. Dafür weiß der Gesprächspartner immer, woran er ist. Für junge Talente ist der sehr direkte Umgang allerdings nicht immer einfach. Yuki Tsunoda musste das im Rahmen des Mexiko-GP schmerzvoll erfahren. Denn der Japaner von AlphaTauri hatte die Bosse um Marko in Rage versetzt.

Man muss dazu wissen: AlphaTauri ist das Schwesterteam von Red Bull, hier steigen die hoffnungsvollen Talente in die Formel 1 ein, um sich zu beweisen, um in Ruhe zu reifen, in einem eher behutsamen Umfeld mit dem väterlichen Teamchef Franz Tost. Das war bei Sebastian Vettel 2007 und 2008 schon so (damals hieß AlphaTauri noch Toro Rosso), war bei Max Verstappen 2015 und 2016 so und ist seit dieser Saison auch bei Tsunoda so.

Vorbereitet für das Haifischbecken Formel 1

Der Plan ist klar: Im Idealfall steigt der Fahrer zu Red Bull Racing auf. Klar ist auch: Vettel, Verstappen und Co. waren dann nicht nur fahrerisch bereit für das Haifischbecken Formel 1, sondern auch menschlich. Abgehärtet. So gesehen hat Tsunoda seine erste Lektion gelernt. Denn wenn sich die Verantwortlichen bei ihrem Ausbildungsteam einmischen, können die Wände ebenfalls wackeln.

Der Japaner hatte beim Qualifying in Mexiko am Samstag seinem Teamkollegen Pierre Gasly Windschatten gespendet (weil er selbst wegen einer Motorstrafe von hinten aus starten musste) und anschließend den anderen Fahrern Platz gemacht. Dabei irritierte er aber das Red-Bull-Duo Max Verstappen und Sergio Perez und zerstörte ihre schnellen Runden.

Red Bull sauer: "Wir wurden Tsunoda'd"

Das sorgte für Ärger bei Red Bull Racing. "Wir wurden Tsunoda'd", ärgerte sich Teamchef Christian Horner und erfand gleich mal einen wenig schmeichelhaften Begriff. Neben Horner wetterten auch die beiden Fahrer und Marko über den Nachwuchsmann, der gar nicht mehr wusste, wie er darauf antworten sollte ("Ich hätte nichts anders machen können"). Er hatte sich an die Anweisung seines Teams gehalten, Unterstützung erhielt er von Tost, der sagte: "Hier zu diskutieren, ist ein Witz!"

Bedeutete trotzdem: Die Verantwortlichen drehten den 21-Jährigen mal kurz durch den medialen Fleischwolf. Der Zwischenfall sorgte in den sozialen Medien für jede Menge kritischer Kommentare. So bekam Tsunoda sein Fett weg, allerdings auch Red Bull, weil Horner und Marko ihren Nachwuchsfahrer öffentlich kritisierten und der Meute zum Fraß vorwarfen. Das übliche rüde Vorgehen bei jungen Fahrern, so ein Vorwurf.

Es ist ein Paradebeispiel, wie hart es bei den Bullen zugehen kann, warum der Rennstall den speziellen Ruf hat, dass man Talente nicht mit Samthandschuhen anfasst. Zwar ruderten Marko ("Der arme Tsunoda kann nix dafür") und Horner ("Das Team hätte Yuki ein bisschen mehr helfen können") nach dem Rennen zurück, da war der Schaden aber schon angerichtet.

Kein Einzelfall

Und das ist kein Einzelfall, vor allem, seit Verstappen für Red Bull fährt und Daniel Ricciardo den Rennstall Ende 2018 verließ. Seitdem sucht man nach einem vernünftigen Verstappen-Teamkollegen, hat zum Beispiel Pierre Gasly und Alex Albon innerhalb von zwei Saisons befördert und dann wieder degradiert, denn sie sahen gegen Verstappen kein Land. Doch bei Red Bull ist die Sehnsucht nach dem ersten Titel seit 2013 so groß, dann man vor der aktuellen Saison alle Prinzipien über Bord warf und in Perez einen Fahrer ins Auto setzte, der nicht aus dem eigenen Nachwuchsprogramm kommt.

Doch der Umgang hinterlässt Spuren. Gasly rechnete im vergangenen März in einem emotionalen Beitrag für die "Player’s Tribune" mit den Verantwortlichen ab, obwohl er noch heute für AlphaTauri fährt. "Ab dem Moment, an dem ich den ersten Fehler im Auto machte, hatte ich das Gefühl, dass sich die Leute langsam von mir abwenden. Niemand setzte sich für mich ein", warf er dem Team nach dem Aufstieg zu Red Bull Racing vor. "Ich habe mir jeden Tag den Arsch aufgerissen", sagte er, "aber bekam nicht das Werkzeug, um erfolgreich zu sein". Bis im Sommer 2019 der Anruf von Helmut Marko kam. Seitdem fährt er wieder für AlphaTauri.

Verwendete Quellen:

  • TV-Übertragung Sky
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