Die Partie zwischen RB Leipzig und dem TSV 1860 München bildet nicht nur den Jahresabschluss im deutschen Profifußball, es ist auch das letzte Duell des Jahres 2014 in Sachen Kommerz gegen Tradition. Der Fußball öffnet sich immer mehr dem Geld fremder Sponsoren, auch das hat das Jahr 2014 gezeigt. Trotzdem müssen die Fans auch in Zukunft keine englischen Verhältnisse fürchten.

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154 Jahre hat der TSV München von 1860 jetzt schon auf dem Buckel, damit sind die Löwen einer der ältesten Klubs der Republik. Der RasenBallsport Leipzig e.V. hat am 19. Mai seinen fünften Geburtstag gefeiert, er ist im Vergleich zu den Münchenern ein frisch geborenes Baby.

Trotzdem spielen beide in derselben Liga, am Montagabend dürfen RB Leipzig und 1860 München das Jahr des deutschen Profifußballs beschließen. Es sind wieder Proteste der Löwen-Fans zu erwarten - zumindest derer, die sich überhaupt die Mühe machen und nach Leipzig reisen. Ein nicht unerheblicher Teil der "Blauen" wird die Partie ohnehin boykottieren.

FC Ingolstadt fliegt noch unter dem Radar

Letzte Woche hing im Hamburger Volkspark ein Plakat im Gäste-Fanblock mit der Botschaft "Scheiß Red Bull". Ein Protestdruck gegen einen Klub aus Leipzig, platziert während der Partie des HSV gegen den VfB Stuttgart. Es gibt Traditionalisten, die hassen die Retortenklubs wie Leipzig oder dessen österreichisches Pendant aus Salzburg. Oder den VfL Wolfsburg, 1899 Hoffenheim, Bayer Leverkusen.

Unter dem Radar fliegt derzeit noch der FC Ingolstadt. Spätestens wenn die Oberbayern aber den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen sollten, wird auch der von Audi, und damit Volkswagen, bestens alimentierte Klub in den Fokus rücken.

Die Debatten um die so genannten Traditionsklubs und die so genannten Retortenklubs verfolgen die Bundesliga nun schon seit Jahrzehnten. So hitzig wie derzeit wurde die Diskussion aber noch nie geführt. Der Fußball hat sich gewandelt, weg vom Proletarierimage und hin zu einem Event für die gesamte Familie. Der Komfort in den Stadien und die Sicherheit darin tragen dazu bei und natürlich die Vielzahl an Stars, die die Bundesliga als eine der lukrativsten Spielklassen der Welt entdeckt haben.

"Geld führt zum Erfolg" ist nur die halbe Wahrheit

Bezahlt wird das alles längst nicht mehr in großen Teilen von den Fans. Strategische Partner und Großsponsoren unterstützen die Klubs. Alles natürlich im Rahmen der 50+1-Regelung, die die Deutsche Fußball Liga (DFL) zwar hütet wie ihren Augapfel, im Gegenzug aber auch schwammig macht mit einzelnen Schlupflöchern. Wie jüngst im Fall von 1899 Hoffenheim.

Am 1. Juli 2015 darf Mäzen Dietmar Hopp die Mehrheit der Stimmrechte an der Fußball-Betriebs GmbH des Klubs übernehmen. Hopp hat dann "als Rechtsträger seit mehr als 20 Jahren den Fußballsport des Muttervereins ununterbrochen und erheblich gefördert", wie es in der Satzung der DFL heißt. Hannovers Martin Kind wird in drei Jahren diesen "Status" erreicht haben, Kind hatte sein Engagement bei den Niedersachsen 1997 begonnen.

Kind hat Hannover aus der 3. Liga wieder ans Licht geführt, Hopp hat Hoffenheim von ganz unten nach ganz oben geführt, die Bayer AG gewährt ausreichend Hilfestellung in Leverkusen, VW in Wolfsburg und die VW-Tochter Audi in Ingolstadt. Selbstverständlich gibt es eine Korrelation zwischen Geld und Erfolg. Aber das ist eben auch nur die halbe Wahrheit.

Vereine wie Freiburg, Augsburg oder Mainz zeigen, dass man auch als kleiner Standort und ohne Großsponsoren mithalten oder sogar besser agieren kann als viele Konkurrenten. Dass derzeit unter anderem die ehemaligen Champions-League-Teilnehmer aus Hamburg, Stuttgart und Bremen ganz unten stehen, unterstützt die These: Wer viel Geld besitzt, kann damit immer auch viel Unsinn anstellen.

Diese Klubs haben Millionen von Euro versenkt. Dem Hamburger SV, Gründungsjahr 1887, hat in den letzten Jahren Gönner Klaus-Michael Kühne dank großzügiger Spenden und Darlehen die Lizenzierung gerettet. Jetzt hat Kühne seinen Rückzug angekündigt - für den HSV brechen deshalb neben den sportlichen plötzlich auch wieder finanziell ganz harte Zeiten an.

Keine "englischen Verhältnisse" in Deutschland zu befürchten

Der Wettbewerb an sich wird durch das Geld der Großsponsoren nicht gefährdet, er wird aber verändert. Neue Klubs erscheinen auf der Bildfläche, andere verschwinden zumindest vorübergehend. Die Traditionsklubs sind in ihrer Größe und Struktur echte Schwergewichte und deshalb auch nicht so leicht aus dem Schlamassel zu manövrieren. Trotzdem gibt es Auswege aus der Misere. Aber dafür benötigt es Kreativität, Konstanz und harte Arbeit.

An der 50+1-Regel wird in Deutschland so schnell nicht zu rütteln sein, das hat die DFL nun schon oft genug bekräftigt. Die befürchteten "englischen Verhältnisse" mit oft wechselnden, auf den schnellen Profit ausgerichteten Hedgefonds oder Privatpersonen, die sich einen Klub gönnen, wird es in der Form nicht geben. Vielmehr reizen auch die Traditionsklubs schon jetzt jede legale Möglichkeit aus, noch mehr Gelder zu generieren.

Und hilft das alles nichts mehr, lädt man einen im Rahmen der 50+1-Regelung genehmigten Investor ein. Hasan Ismaik war der erste Araber, der sich in den deutschen Profifußball eingemischt hat. Vor drei Jahren haben Ismaiks Millionen seinen Verein vor der Insolvenz bewahrt. Seitdem hält er 49 Prozent der Stimmrechte am TSV München von 1860.

Die wollen seit Jahren zurück in die Bundesliga - aber auch die Millionen des Scheichs konnten bisher keinen durchschlagenden Erfolg garantieren: 1860 steht derzeit auf dem drittletzten Tabellenplatz der 2. Liga.

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