Borussia Dortmund kann noch Meister werden, Bayer Leverkusen kann noch absteigen, Bayern-Spieler gehen bald einer lukrativen Nebentätigkeit nach und einzig ein Punk-Mönch hat in Nürnberg keinen Grund, vor dem Trainer zu zittern. Das sind unsere Erkenntnisse des 26. Spieltags der Bundesliga.
1. Erkenntnis: Dortmund kann noch Meister werden!
Vielleicht muss man für die Spannung in der Liga doch noch nicht schwarz sehen. Schaut man sich die Tabelle nach diesem Spieltag mal genauer an, bleibt festzuhalten: Es ist noch alles drin! Borussia Dortmund kann noch Meister werden. Zugegeben, ganz leicht ist es nicht, bei noch 24 zu vergebenden Punkten die 23 Punkte Rückstand auf die Bayern aufzuholen. Auch die um 34 Tore bessere Tordifferenz der Bayern wirkt erst einmal abschreckend. Aber wir sind uns sicher:
Für den FC Schalke 04 ist übrigens rein rechnerisch auch noch alles drin. Sie haben allerdings 24 Punkte Rückstand die Bayern. Es wäre also hochgradig albern und realitätsfern, ihnen noch eine Titelchance einzuräumen. Außerdem hat Jens Keller kein weltbekanntes Gesicht.
Aber da wir gerade schon dabei sind, uns die Tabelle nach unserem Geschmack zurechtzubiegen und Schreckensszenarien zu entwerfen: Bayer Leverkusen kann auch noch absteigen. Nach einer neuerlichen Niederlage, diesmal gegen 1899 Hoffenheim, hat Bayer gerade mal noch 21 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Setzt sich der Negativtrend fort (sieben Niederlagen in den letzten zehn Bundesligaspielen), dann geht da noch was. In der Hinrunde war Leverkusen noch Bayern-Jäger - jetzt jagt Bayer den Hamburger SV auf Platz 16.
2. Erkenntnis: Beschäftigungstherapie für Bayern-Spieler
Machen wir uns mal nichts vor: Natürlich werden die Bayern am kommenden Spieltag Meister, weil sie in Berlin gewinnen und sich Dortmund und Schalke im Revierderby auch noch gegenseitig die Punkte wegnehmen, wie man so schön sagt. Bei den Bayern macht man sich also schon mal Gedanken, wie man die Spieler anderweitig beschäftigen kann. Mit der Kickerei allein sind sie ja langsam unterfordert.
Also schwadroniert Vorstandsboss
3. Erkenntnis: Aufstiegsverweigerung in Liga zwei
So ein Bundesliga-Aufstieg ist ja eigentlich was Schönes. Da darbt man als Traditionsverein wie Köln oder Kaiserslautern oder Karlsruhe in einer unwürdigen Liga, natürlich will man da aufsteigen! In Paderborn erhofft man sich von einem Ausflug in die erste Liga vielleicht, dass den Menschen im Rest der Republik zur Ostwestfalen-Metropole mehr einfällt als "Bauch, Beine, Po!" und "Ist das nicht ein Stadtteil von Bielefeld?" (ausgewählte Antworten auf die redaktionsinterne Umfrage "Was fällt euch zu Paderborn ein?"). Jetzt ist es nur leider derzeit so, dass es sich nicht lohnt, in die Bundesliga aufzusteigen. Anders lässt sich der 26. Spieltag in Liga zwei nicht erklären.
Die Schreckensbilanz im Überblick:
- In allen neun Partien fallen gerade mal zwölf Tore
- Wäre überall nach der ersten Halbzeit abgepfiffen worden, hätte es nur drei Tore gegeben
- Am Samstag gibt in drei Spielen keinen einzigen Treffer
- Energie Cottbus schießt als einzige Mannschaft mehr als ein Tor, größenwahnsinnigerweise sind es sogar drei - und natürlich ist eins davon ein Eigentor
- Von allen ernsthaften Aufstiegskandidaten gewinnt nur Kaiserslautern
Wie man es dreht und wendet: Das ist Aufstiegsverweigerung. Aber wer will es den Mannschaften auch verdenken? Außer den Auszeichnungen "Hat sich wacker geschlagen gegen die Bayern" und "Hübschestes Trikot - nach dem Wiesn-Trikot der Bayern" gibt es ohnehin nichts zu holen. Was soll man also in der Bundesliga? Das ist übrigens auch die Erklärung für die Horrorsaison des HSV.
4. Erkenntnis: Wir haben Angst um die Spieler von Nürnberg
Die "Welt am Sonntag" bietet an diesem Wochenende überhaupt eine erhellende Lektüre. Neben Rummenigge kommt auch der Trainer des 1. FC Nürnberg, Gertjan Verbeek, zu Wort. Über Fußball spricht er relativ wenig, das ergibt in Nürnberg angesichts der aktuellen Tabelle auch nicht allzu viel Sinn. Dafür erfährt man so spannende Dinge wie: Er ist Judo-Lehrer, war früher Amateurboxer und hat sich die gebrochene Nase nach einer Kneipenschlägerei mal selbst gerade gerückt. Was lernen wir daraus?
Erstens: Wir haben keinerlei Lust, Herrn Verbeek in einer Kneipe zu begegnen. Obwohl er aussieht wie eine Mischung aus Rod Stewart und Keith Richards. Zweitens: Seine Spieler sollten nach dem 2:5 zu Hause gegen den Abstiegskonkurrenten Eintracht Frankfurt Angst vor ihrem Trainer haben. Der einzige, der dieser möglicherweise gewalttätigen Begegnung wahrscheinlich furchtlos entgegenblickt, ist Javier Pinola. Wer sich eine solche Frisur traut, hat vor gar nichts Angst.
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