Nach vier Spieltagen kehrt in der Bundesliga langsam der Alltag ein. Die Spitze festigt sich, der Abstiegskampf nimmt an Fahrt auf. Kurz gesagt, die Tabelle nimmt Form an. In unserer Serie ziehen wir die Lehren des jeweiligen Spieltags - ganz subjektiv und auch nur ein bisschen ernstgemeint.

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1. Erkenntnis: HSV und Stuttgart in höchster Gefahr!

Hamburg gewinnt 4:0 gegen Braunschweig, Stuttgart fertigt Hoffenheim mit 6:2 ab und wir schreiben von Gefahr. Verrückt geworden? Mitnichten! Beide Vereine müssen gerade jetzt höllisch aufpassen, sind sie doch nicht gerade für einen realistischen Umgang mit Erfolg und Misserfolg bekannt. Genauso schnell, wie nach Niederlagen in Hamburg oder Stuttgart reflexartig der Kopf des Trainers gefordert wird, schwebt man nach Kantersiegen auf Wolke Sieben und wähnt sich als ernsthafter Anwärter auf die Champions League.

Daher gilt jetzt, um ganz tief in die Floskelkiste zu greifen: Ein Sieg macht noch keine Traumsaison! Schon am nächsten Spieltag in knapp zwei Wochen könnte es mit der Herrlichkeit wieder vorbei sein. Dann muss Stuttgart nämlich nach Berlin, um bei der Hertha das Freitagsspiel zu bestreiten - eine ungemütliche Aufgabe. Auf den Hamburger SV wartet am Samstagabend kein geringerer als Tabellenführer Borussia Dortmund.

2. Erkenntnis: Dortmund zeigt wie Souveränität geht

Überhaupt diese Dortmunder. In der vergangenen Saison spazierte Jürgen Klopps Team mit einem Sicherheitsabstand von 25 Punkten auf Meister Bayern München ins Ziel. In dieser Saison, in der dem Überteam aus München ein ähnlich großer Vorsprung prophezeit wird, steht man ohne jeden Punktverlust auf Platz eins. Seelenruhig fährt der BVB einen Sieg nach dem anderen ein.

Da jetzt auch noch der Königstransfer Fahrt aufgenommen hat - 27,5-Millionen-Einkauf Henrikh Mkhitaryan erzielte am Sonntag in Frankfurt seine ersten beiden Saisontreffer - wird sich wohl an der Dortmunder Souveränität nicht so schnell etwas ändern. Da kann Pep Guardiolas bayerische Weltauswahl noch so perfekten Tiki-Taka-Fußball zeigen ...

3. Erkenntnis: Javier Pinola lernt es einfach nicht

Die Schiedsrichter der Liga können es kaum fassen: Javier Pinola, argentinischer Heißsporn in Diensten des 1. FC Nürnberg, sah am Samstag gegen Augsburg den ersten Platzverweis, seitdem er für die Franken aufläuft. Bereits gefühlte 100 mal stand der impulsive Linksverteidiger kurz vor einer Roten Karte. Gegen die Schwaben war es dann "endlich" so weit. Im Zweikampf mit Jan Verhaegh kommt Pinola etwas zu spät, Augsburgs Belgier bricht zusammen und Schiedsrichter Weiner stellt Pinola wegen wiederholten Foulspiels vom Platz.

Dass der Feldverweis überhart wirkte und sich wohl niemand über eine Ermahnung ohne Karte beschwert hätte, ist die eine Sache. Was Pinola nach der umstrittenen Entscheidung präsentierte, ist etwas völlig anderes. Wie ein wildgewordener Stier baute er sich vor dem Schiedsrichter auf. Hätte nicht ein Nürnberger Betreuer eingegriffen, wer weiß, ob es bei dem verbalen Scharmützel geblieben wäre. Möglicherweise tut Nürnbergs Trainer Michael Wiesinger gut daran, seinen Hitzkopf in ein Konfliktbewältigungs-Seminar zu schicken.

4. Erkenntnis: Kommt Löws WM-Star aus Gladbach?

Max Kruse ist ein Phänomen. Für den SC Freiburg in der vergangenen Saison elf Tore zu schießen, ist bereits eine reife Leistung für einen Newcomer in der Bundesliga. Nach dem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach aber ohne jede Eingewöhnungszeit durchzustarten und in vier Spielen zwei Tore und zwei Vorlagen abzuliefern, zeugt von echter Klasse. Das Gladbacher Offensivspiel scheint komplett über den gebürtigen Schleswig-Holsteiner zu laufen.

Auch in der Nationalmannschaft hat Kruse seine Spuren schon hinterlassen. Schon beim zweiten Auftritt im deutschen Trikot konnte Kruse einen Treffer erzielen. Sollte es so weitergehen, muss Kruse ohne Zweifel im nächsten Jahr zur WM nach Brasilien mitfahren - nicht als Fan, sondern als Star. Miro Klose und Mario Gomez sollten schon zittern.

5. Erkenntnis: Bayern rotiert sich zum Unentschieden

Es gibt Ausdrücke, die setzen sich im Wortschatz eines Fußballfans fest und verschwinden nie wieder. "Ausstiegsklausel" zum Beispiel. Oder "Doppelsechs". Oder "Söldnertruppe". Ein weiteres Wort, das mit Pep Guardiolas Amtsantritt als Trainer des FC Bayern wieder groß in Mode gekommen ist, ist "Rotationsprinzip". Einst galt dieses System, also das wilde Wechseln der Startaufstellungen, um alle Spieler möglichst gleich oft einzusetzen, als Erfolgsgeheimnis von Ottmar Hitzfeld. Jetzt ist auch Guardiola auf den Geschmack gekommen.

Das Resultat: ein dröges 1:1 am Dienstagabend in Freiburg. Bayerns B-Elf lieferte eine farblose Leistung ab und auch die eingewechselten Stars Ribery, Lahm und Mandzukic konnten am Ergebnis nichts mehr ändern. Nun läuft man der Konkurrenz aus Dortmund hinterher und muss auf einen Ausrutscher warten, um die Tabellenspitze übernehmen zu können. Das kann nicht Peps Plan gewesen sein. Mal sehen, wie oft noch rotiert wird in München-Giesing.

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