Es war ein typischer Hoeneß-Satz, ausgesprochen Ende Februar im "Doppelpass" auf Sport1 mit dem typischen angriffslustigen Hoeneß-Funkeln in den Augen: Das Double war damals alles andere als sicher, doch der Bayern-Boss verspürte durch ein ordentliches 0:0 gegen den FC Liverpool in der Woche zuvor ordentlich Rückenwind. Seitdem ist aber wenig passiert.

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"Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die kommende Saison", feuerte Uli Hoeneß in eine überraschte Runde von Journalisten, die ihn zuvor mit der fehlenden Konkurrenzfähigkeit der Münchner auf dem europäischen Transfermarkt konfrontiert hatten. Man dürfe über die Sommer-Zugänge aber noch nicht sprechen, um die Spieler des aktuellen Kaders nicht zu verärgern, schob der Präsident des FC Bayern auf Nachfrage nach.

Zum damaligen Zeitpunkt waren die Verpflichtungen von HSV-Reservist Jann-Fiete Arp und Stuttgarts Weltmeister Benjamin Pavard bereits fix und bekannt. Hinzugekommen ist seitdem nur einer: Lucas Hernández von Atlético Madrid, der trotz einer langwierigen Knieverletzung für die Rekordablöse von 80 Millionen Euro in die Bundesliga wechselt.

FC Bayern: Welche Zugänge folgen auf Lucas Hernández?

Der 23-Jährige ist ein sehr guter Verteidiger mit dem Potenzial zur echten Granate. Er ist schnell und mit einem tollen Aufbauspiel gesegnet. Bleibt sein Knie stabil und gelingt die Anpassung an Bayerns balldominantes Spiel, kann Hernández in den kommenden Jahren ein Eckpfeiler der nächsten Bayern-Generation werden.

Doch er allein kann nicht alles gewesen sein auf das Hoeneß damals anspielte. Zumal auch dieser Transfer damals bereits erwartet worden war.

Hat sich Hoeneß mit seiner steilen Aussage also verpokert oder kommt da noch mehr? Klar ist: Der FC Bayern hat noch jede Menge Zeit. Bis Ende August können Transfers getätigt werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Spieler den Beginn der neuen Saison abwartet, seine Rolle im Team bewertet und erst dann bereit für einen Wechsel ist.

Leroy Sané wäre ein Kandidat für so einen Weg. Der Flirt der Münchner mit dem Ex-Schalker ist kaum zu übersehen. Die Bosse überschütten den ManCity-Profi mit Lob. Kollegen wie Joshua Kimmich und Serge Gnabry umwerben ihn bei der Nationalmannschaft. Erfolgsaussichten? Offen.

Leroy Sané: Ein Wechsel nach München wäre ein Rückschritt

Für Sané wäre ein Wechsel vom englischen Meister nach München - das muss man so klar sagen - ein kleiner Schritt zurück. Für Bayern wäre er in der Tat so etwas wie die 1A-Lösung für die Offensive. Mit Sané, Coman, Gnabry und dem jungen Davies könnte man mit Blick auf die schwierige Robbery-Nachfolge beruhigt in den Spiegel schauen.

Gleichzeitig können die Münchner nicht ewig auf Sané warten. Andere umworbene Alternativen für die Offensive wie der Franzose Nicolas Pépé vom OSC Lille stehen auch bei anderen Vereinen hoch im Kurs. Auch der nationale Ligakonkurrent aus Dortmund schaffte mit den Verpflichtungen von Julian Brandt und Thorgen Hazard bereits Fakten. Und Frankfurts Luka Jovic schnürt in der kommenden Saison bei Real Madrid seine Stiefel.

Keine Fortschritte bei Timo Werner, Kai Havertz und Callum Hudson-Odoi

Viele Beobachter gingen im Februar übrigens davon aus, Hoeneß könnte mit seiner Ansage auch Leipzigs Timo Werner meinen, dessen Wechsel nach München von einzelnen Medien bereits als fix gewertet wurde, der aber noch bei Red Bull unter Vertrag versteht - bis 2020 und dann? München? Wer weiß wie sich die Situation im nächsten Sommer darstellt.

Und auch bei anderen Namen, die immer wieder mit den Bayern in Verbindung gebracht werden, wie Leverkusens Kai Havertz oder der junge Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea, gibt es derzeit keine Fortschritte zu vermelden. Seit Hernández warten die Bayern-Fans geduldig auf Verstärkung.

Robert Lewandowski fordert Verstärkungen

Gleichzeitig drängte Stürmerstar Robert Lewandowski in dieser Woche erneut auf Verstärkungen im Angriff. Auch um sich selbst mehr Regenerationsphasen zu ermöglichen. Wer diese Rolle ausfüllen könnte, ist fraglich.

Ganz schön viel Unklarheit also, wenn man bedenkt, wie eindeutig sich Hoeneß im Februar äußerte. Doch noch gibt es keinen Grund, um hektisch zu werden. Ein wenig öffentliches Geplänkel ist beim Feilschen um Vertragsinhalte und Ablösesummen durchaus normal.

Der FC Bayern hat nach wie vor eine Reihe von spannenden Möglichkeiten vor allem im Offensivbereich nachzulegen und so einen spektakulären Transfersommer hinzulegen. Gelingt das jedoch nicht, wird sich Hoeneß seinen Satz aus dem Februar noch lange vorhalten lassen müssen.

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