Nach sechs Spieltagen zeichnen sich in der Bundesliga-Tabelle bereits erste Tendenzen ab. Die Bayern ziehen vorneweg, dahinter bildet sich ein Verfolgerfeld. Darin befinden sich auch zwei Überraschungen – und Deutschlands wohl umstrittenster Fußballklub. Können Hertha BSC, der 1. FC Köln und RB Leipzig den guten Eindruck bestätigen?

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Beim FC Bayern München läuft in der Bundesliga alles nach Plan. Wieder mal. Mit 16 Punkten aus sechs Spielen führen die Bayern die Tabelle an: fünf Siege, ein Unentschieden, 16 Tore, nur zwei Gegentore. Das 1:1 gegen den 1. FC Köln am vergangenen Spieltag ist da nur ein kleiner Schönheitsfehler in einer ansonsten ziemlich makellosen Statistik. Auch wenn der spielerische Motor noch stottert.

Bis hierhin also nichts Neues. Doch im Windschatten des Rekordmeisters fahren neben Borussia Dortmund noch drei weitere Teams mit, bei denen sich ein genauerer Blick lohnt: Hertha BSC, der 1. FC Köln und Aufsteiger RB Leipzig sind gut vom Start weggekommen und tummeln sich auf Tabellenplätzen, die am Ende der Saison mit Tickets für den Europapokal belohnt werden.

Hertha mit dem zweitbesten Start der Klubgeschichte

Bei der Hertha lief es in den ersten sechs Spielen der Saison sogar so rund, dass die Berliner derzeit auf Platz zwei stehen – hinter dem großen FC Bayern, vor Borussia Dortmund, der vermeintlich zweitstärksten Kraft im Land. Für die Hertha ist das der zweitbeste Ligastart der Klubgeschichte nach 1970!

Und der Erfolg der Berliner ist kein Zufall. Schon in der Vorsaison erreichte die Mannschaft zuvor ungeahnte Höhen: Nach sechs Spielen der Saison 2015/2016 stand die Hertha auf Rang fünf, bis zum 29. Spieltag sogar auf Platz drei. Am Ende der Spielzeit verließ das Team jedoch der Mut, sodass in der Endabrechnung nur ein vergleichsweise enttäuschender siebter Platz heraus sprang.

Man wird sehen, ob die Hertha es in dieser Saison länger mit den Großen der Liga aufnehmen kann. Nach sechs Spielen wirkt es jedenfalls so, als sei die Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr noch einmal reifer geworden. Zudem ist Stürmer Vedad Ibisevic in prächtiger Form: Auf sein Konto gehen bereits fünf Tore; gegen den HSV traf er am vergangenen Wochenende doppelt, ebenso in der Vorwoche beim 3:3 in Frankfurt.

Nach der Länderspielpause wartet auf die Hertha übrigens eine schwere Aufgabe: Dann müssen die Berliner in Dortmund antreten.

Der 1. FC Köln ist kontinuierlich auf dem Weg nach oben

Vom 1. FC Köln sagt man ja, dass er der Klub in Deutschland sei, bei dem zwischen Anspruch und Wirklichkeit die größte Lücke klafft. Aber diese Lücke scheint sich mehr und mehr zu schließen. Seit dem Aufstieg im Jahr 2014 hat sich der FC stetig verbessert. In der vergangenen Saison belegte der Klub einen soliden neunten Platz und hätte zwischenzeitlich sogar fast den Sprung in die Europa-League-Zone geschafft. Und heute stehen die Kölner auf Platz vier – am vergangenen Spieltag haben sie dem FC Bayern in dessen Stadion ein 1:1 abgetrotzt.

Diese positive Entwicklung ist zum Großteil Verdienst von Manager Jörg Schmadtke. Im Juli 2013 hat er sein Amt angetreten, seitdem läuft es bei den Rheinländern so gut wie lange nicht mehr. Auch Trainer Peter Stöger, der den FC aus der zweiten in die erste Liga geführt hat, erfreut sich nicht nur in Köln seines Rufs als absoluter Fachmann. Beide – Stöger und Schmadtke – stehen für etwas, das man in Köln lange Zeit vergebens suchte: Ruhe und Kontinuität.

Der Mannschaft ist es durchaus zuzutrauen, dass sie sich dauerhaft im oberen Tabellendrittel festbeißen kann. Die Abwehr ist mit drei Gegentoren in sechs Spielen die zweitbeste hinter der des FC Bayern. Und im Angriff gehört Anthony Modeste derzeit mit fünf Toren zu den besten Stürmern der Liga.

Bei allen Erfolgserlebnissen der letzten Wochen: Die Kölner sind spürbar bemüht, die Erwartungen im Umfeld klein zu halten. Nach dem Unentschieden in München sagte Stöger, er sei mit dem Punkt zwar zufrieden, die Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit habe ihn aber "ein wenig enttäuscht". Es ist auch diese Bescheidenheit, die den FC im Moment so stark macht.

Leipzig braucht keine Eingewöhnungszeit

Bescheidenheit ist eine Tugend, der bei RB Leipzig keine große Bedeutung beigemessen wird. Der Aufsteiger, der unter der Flagge des Brausekonzerns Red Bull segelt, will laut eigener Aussage innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre in den internationalen Wettbewerb – womit eher die Champions League als die Europa League gemeint sein dürfte. Und langfristig ist es die Absicht von Milliardär und Red-Bull-Geschäftsführer Dietrich Mateschitz, die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen: "Irgendwann wird es so weit sein", gab er sich schon zu Zweitligazeiten optimistisch.

Um diese Ziele zu erreichen, gab der Verein vor der Saison rund 50 Millionen Euro für neue Spieler aus – eine stattliche Summe für die Bundesliga. Umso mehr, weil im Gegenzug keine Einnahmen aus Spielerverkäufen in die Kasse flossen. Jedoch muss man dem Klub bei all dem bescheinigen, dass er mit Verstand Spieler verpflichtet hat.

Dass ein derart auf Erfolg getrimmter Klub in der Bundesliga eine gute Rolle spielen würde, war abzusehen. Platz fünf nach sechs Spielen ist aber wohl selbst für die RB-Verantwortlichen eine kleine Überraschung. Sportdirektor Ralf Rangnick sagte noch zu Beginn der Saison: Eine Tabelle hat ab dem 10. Spieltag Aussagekraft. Wenn wir ab da bis zum Schluss möglichst nichts mit den hinteren Rängen zu tun haben, wäre ich sehr zufrieden."

Es sieht danach aus, als würde dieser leicht nach Understatement klingende Wunsch für Ralf Rangnick in Erfüllung gehen. Und mehr noch: Als wäre auch der Weg in den internationalen Wettbewerb nicht mehr all zu weit. Es würde zu RB passen. Immerhin hat sich der Klub von seiner Gründung bis zum Aufstieg in die Bundesliga auch nur sieben Jahre Zeit gelassen.

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