Das Pokalspiel des FC Bayern gegen RB Leipzig über 120 Minuten war kräfteraubend, und die zuvor schon arg dezimierte Offensive der Münchner kommt auf dem Zahnfleisch daher. Trainer Jupp Heynckes ist vor dem Topspiel dennoch optimistisch.

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Am Tag vor der Neuauflage des Pokal-Krimis schien Jupp Heynckes wenig Sorgen zu haben. "Wir wollen das Spiel gewinnen, daher wird eine Topmannschaft auflaufen", sagte der gut gelaunte Trainer des FC Bayern vor dem Bundesliga-Topspiel gegen RB Leipzig am Samstagabend. Doch wie schon am Mittwoch plagen Heynckes große Offensivsorgen.

Ein kurzer Blick auf die Verletztenliste: Neben dem langzeitverletzten Nationaltorhüter Manuel Neuer und dem gerade erst wiedergenesenen Juan Bernat muss Heynckes im Duell Zweiter gegen Dritter auf Franck Ribéry und Thomas Müller verzichten.

Was nach eher mittelschwerem Verletzungspech klingt, beraubt Heynckes einiger seiner bevorzugten Angriffswaffen.

Wie schon in der erfolgreichen Triple-Saison schickt Heynckes bei den Bayern eine 4-2-3-1- oder 4-3-3-Formation aufs Feld, je nach Spielsituation.

Auf jeden Fall bevorzugt der 72-Jährige hinter dem Mittelstürmer zwei sehr offensive Flügelspieler und eine Mischung aus Zehner und hängender Spitze im Zentrum. Dort sollte eigentlich Freigeist Müller wirbeln.

Dem FC Bayer fehlt ein zweiter Spieler im Zentrum

Der WM-Torschützenkönig von 2010 genießt unter Heynckes wieder das uneingeschränkte Vertrauen, darf auf seiner Lieblingsposition ran und war nach Neuers Verletzung Kapitän der Mannschaft. Doch im Spiel in Hamburg (1:0) zog er sich einen Muskelfaserriss zu.

Sein Ersatz dürfte, nachdem der kolumbianische Superstar James Rodríguez am Donnerstag zwar wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, aber sicherlich noch nicht bei 100 Prozent ist, wieder der Spanier Thiago sein.

Thiago allerdings ist eher Sechser oder Achter, kein klassischer Zehner und schon gar keine hängende Spitze. Mit ihm fehlt dem FC Bayern ein zweiter Spieler im Zentrum, der regelmäßig zu Robert Lewandowksi in den Strafraum stößt.

In Leipzig zeigte Thiago dennoch seinen Wert für die Offensive: Nach einem kongenialen Zusammenspiel mit Jerome Boateng erzielte er das wichtige 1:1.

Ribérys Ausfall ist auch ein Handicap für Robben

Auf dem linken Flügel dürfte trotz eines Hämatoms über dem Knie erneut Kingsley Coman auflaufen. Der 21-Jährige fühle sich laut Heynckes "gut, er ist motiviert und möchte spielen". Trotz seiner teils starken Leistungen in dieser Saison dürfte auch Coman etwas eingeschränkt sein - er ist angeschlagen, und sein Spiel lebt von seiner Schnelligkeit.

Außerdem sind von dem jungen Franzosen noch keine so konstanten Leistungen zu erwarten wie von Ribéry. Hinzu kommt, dass der langfristige Ausfall Ribérys auch ein Handicap für Robben auf der anderen Seite ist.

Am Mittwoch wurde der Niederländer auf rechts meist gedoppelt, teilweise wurde ihm sein bevorzugter Weg ins Zentrum sogar von einem dritten Leipziger zugestellt.

Den altbekannten, aber stets gefährlichen Robben-Move gab es in 120 Minuten nur einmal.
Alternativen hat Heynckes für seine Abteilung Attacke kaum noch. Und nicht auszumalen, was bei einem Ausfall von Sturm-Alleinunterhalter Lewandowski los wäre.

Am Mittwoch gab ein Mittelstürmer namens Kwasi Okyere Wriedt sein Debüt. Der erzielte in dieser Saison in zwölf Spielen zwar neun Tore, doch das war in der Regionalliga Bayern.

Rummenigge hofft auf Schwung vom Mittwoch

Aber bei allen Sorgen: Gegen Leipzig hatten die Bayern – auch begünstigt durch den Platzverweis gegen Naby Keita – elf Torchancen, nur zahlreiche Glanztaten von Leipzigs Torhüter Péter Gulácsi verhinderten eine frühere Entscheidung.

Und letztlich stehen noch immer genügend Topspieler auf dem Platz, die im Verbund gefährliche Situationen kreieren oder mit Einzelleistungen ein Spiel entscheiden können.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach davon, "den Schwung aus Leipzig" mitzunehmen, Heynckes freut sich trotz der Belastung über 120 Minuten auf ein erneutes "Topspiel".

Und das psychologische Momentum dürfte nach dem 6:5 nach Elfmeterschießen sicherlich auf Seiten der Bayern sein.

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