Die TSG Hoffenheim verzweifelt an einem "Kinderfehler", nachdem der VfL Wolfsburg einige Geschenke verteilte. Der SV Werder Bremen ist das Team der Stunde und in München rückt das Sportliche in den Hintergrund. Hier kommt das Wichtigste zum 10. Spieltag der Frauen-Bundesliga.
Der "Kinderfehler": Eintracht Frankfurt profitiert von kuriosem Handelfmeter
Eins vorab: An Kuriositäten sparte dieser Spieltag nicht. Doch was am Samstag in Hoffenheim passierte, konnte selbst in anderen Partien nicht mehr getoppt werden. Eigentlich war es ein für die Zuschauerinnen und Zuschauer eher langweiliger Kick. Beide Teams neutralisierten sich, hatten aber nicht das entsprechende Gegenmittel, um sich entscheidend vom Gegner absetzen zu können.
Insbesondere für die favorisierten Frankfurterinnen war es ein tendenziell enttäuschender Nachmittag. Dass sie am Ende dennoch mit einem 1:0-Sieg davonkamen, hatte einen Grund: Hoffenheim verschenkte einen Elfmeter. Marta Cazalla hatte einen Blackout und nahm den ausgeführten Abstoß von Torhüterin Laura Dick in die Hand.
Eine ähnliche Szene wurde einst in der Champions League der Männer beim Duell des FC Bayern mit Arsenal nicht gepfiffen. Bayerns damaliger Trainer Thomas Tuchel berichtete anschließend davon, dass der Schiedsrichter keinen "Kinderfehler" habe pfeifen wollen. Irgendwie kommt dieser "Kinderfehler" immer mehr in Mode. Cazalla ist da in guter Gesellschaft. Die Niederlage wird dadurch aber auch nicht zu einem Punktgewinn. Bitter für Hoffenheim.
Das Tor des Spieltags: Turbine Potsdam mit der Erlösung
Kurios war auch die Art und Weise, wie Turbine Potsdam zum ersten Bundesliga-Tor in dieser Saison kam. Ausgerechnet gegen die formstarken Wolfsburgerinnen zeigten die Potsdamerinnen eine ihrer besten Saisonleistungen. Vor allem defensiv machten sie es dem VfL richtig schwer. Zwei Elfmeter brauchten die Tabellenführerinnen, um die Partie für sich zu entscheiden.
Und vorn? Da war es eigentlich das alte Potsdamer Spiel. Kein Zug zum Tor, keine Präzision, viele falsche Entscheidungen – so trifft man in der Bundesliga eben nicht. Bis dann Lina Vianden etwas ganz Verrücktes ausprobierte: einen Freistoß aus mindestens 40 Metern Entfernung einfach mal hoch in Richtung Tor zu schießen.
Torfrau Merle Frohms war offenbar derart schockiert, dass Potsdam den Ball in Richtung Tor brachte, dass sie die Bogenlampe komplett unterschätzte und dann noch daneben griff. Ein Fehler, den man von der ehemaligen Nationaltorhüterin so gar nicht gewohnt ist. Für Potsdam aber trotz 1:3-Niederlage eine kleine Erlösung.
Das Team der Stunde: Werder Bremen
Zumal Potsdam auch nicht wirklich befürchten muss, dass die Teams vor ihnen wegziehen. Der 1. FC Köln war am Montagabend ein weiteres Mal nahezu chancenlos – diesmal gegen Werder Bremen. Die Grün-Weißen sind derzeit so etwas wie das Team der Stunde in der Bundesliga.
Seit fünf Partien sind sie nun ungeschlagen, das 4:1 in Köln war der vierte Sieg in Serie. In der Tabelle sind sie damit jetzt "Best of the rest", wenn man so will. Während Wolfsburg (25 Punkte), Frankfurt, Bayern und Leverkusen (je 23 Punkte) vorneweg marschieren, ist der SVW mit 17 Punkten Spitzenreiter des Mittelfelds.
Die Bremerinnen sind in den vergangenen Jahren von Saison zu Saison immer mehr gereift und spielen derzeit einen strukturierten, defensiv sehr stabilen und offensiv zielstrebigen Fußball. Spektakel gibt es bei Werder zwar selten, dafür aber ein Team, in dem gerade sehr viele Zahnräder ineinandergreifen.
Gerade das kompakte und gute Verschieben gegen den Ball macht es Gegnern schwer, Tore zu erzielen. Mit aktuell zwölf Gegentoren stellen sie die beste Abwehr der acht Teams hinter den Top-4. Und offensiv scheint man ebenfalls zunehmend ins Rollen zu kommen. Für Bremen könnte das noch eine sehr erfolgreiche Saison werden.
Die Spielerin des Spieltags: Mala Grohs
Eine schlechte Nachricht gab es indes aus München. Bei Mala Grohs wurde ein bösartiger Tumor entdeckt. Die 23-Jährige erzählte in einer bewegenden Videobotschaft von ihrer Erkrankung. Der FC Bayern signalisierte ihr die volle Rückendeckung mit einer Vertragsverlängerung bis 2026. Nicht nur am Campus wurde mit Bannern und Gesängen Unterstützung zum Ausdruck gebracht. Auch am Montagabend in Köln war ein Banner mit der Aufschrift "Kämpfen, Mala" zu sehen. Manchmal gibt es dann eben doch deutlich Wichtigeres als Fußball.
Das Zitat des Spieltags: "Wir sind Menschen"
Die Bayern gewannen ihr Spiel gegen Carl-Zeiss Jena deutlich mit 5:0. Trainer Alexander Straus war anschließend umso zufriedener. Gleichzeitig versuchte er sich an einer Erklärung für die wechselhaften Auftritte in den vergangenen Wochen.
"Wir hatten bis zu neun verletzte Nationalspielerinnen", wird der Norweger von "Miasanrot" zitiert: "Und das gibt uns natürlich Spiele, wie wir es in Freiburg hatten. Wir sind Menschen. Wir werden müde." Eine schöne Erinnerung daran, wie sehr die Belastung in den vergangenen Jahren im Fußball der Frauen gestiegen ist – und dass auch die Top-Klubs irgendwann an ihre Grenzen kommen.
Bundesliga: Was noch?
An ihre Grenzen kam auch abermals die SGS Essen. Im Auswärtsspiel beim SC Freiburg stolperte man erneut darüber, aus guten Angriffen keine Tore zu machen. Am Ende stand eine 0:1-Niederlage. Ebenso minimalistisch wie der Sportclub war auch Bayer Leverkusen unterwegs. In Leipzig tat man sich schwer, sicherte sich aber einen 1:0-Sieg durch den späten Treffer der aktuell stark aufspielenden Kristin Kögel.
Bundesliga: Wie geht es jetzt weiter?
Die Bundesliga ist nach zehn Spieltagen mal wieder an dem Zeitpunkt angekommen, an dem es zwei Wochenenden in Serie keine weiteren Spiele gibt. Am kommenden Wochenende findet das Achtelfinale im DFB-Pokal statt, dann ist Länderspielpause. Erst danach wird die Hinrunde mit dem 11. Spieltag abgeschlossen.
Das direkte Duell zwischen Leverkusen und Wolfsburg sowie das Gastspiel der Bayern in Essen und das Heimspiel der Frankfurterinnen gegen Leipzig werden über den Herbstmeister entscheiden. Ein weiterer Spieltag Mitte Dezember kürt dann den Weihnachtsmeister.
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