Die Coronakrise sorgt zwischen München und Dortmund, zwischen Stuttgart und Bremen für leere Bundesliga-Stadien. FC Bayern, BVB, VfB – welcher Klub wie mit der Dauerkarten-Problematik umgeht.

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FC Bayern München: Geheimnis um Corona-Zuschauer-Kapazität

Der FC Bayern München vermeidet es vorerst, sich klar festzulegen, was mögliche Spiele vor Zuschauern in der Allianz Arena angeht.

Stattdessen verweisen die Bayern auf den "dynamischen Prozess" durch die Corona-Pandemie, der "keine verlässlichen Aussagen" zulasse. Dabei laufen die Gespräche mit der Stadt dem Vernehmen nach seit Wochen.

Eines ist sicher: Jahres-Abos werden verlängert, bis Klub und Stadt eine Entscheidung zur mittelfristigen Zuschauerkapazität getroffen haben. Bei 38.000 Dauerkarten stoppten die Münchner stets den Verkauf, um genügend Tageskarten anbieten zu können. Wohl bis auf Weiteres eine utopische Zuschauerzahl.

BVB: Jeder fünfte Dauerkarten-Besitzer verzichtet auf Rückerstattung

Deutlich mehr Dauerkarten sind es beim ärgsten Rivalen um die Bundesliga-Meisterschaft, Borussia Dortmund - 55.000 Saison-Tickets an der Zahl.

Auf Nachfrage unserer Redaktion teilt der BVB mit, dass man sich trotz "vieler ungeklärter Sachfragen" intensiv "mit allen denkbaren Szenarien" beschäftige, "dazu gehören die Vollkapazität, aber auch Teilkapazitäten". Bisher ist keine Entscheidung gefallen.

Immerhin: Laut der Borussia verzichtete jeder fünfte Dauerkarteninhaber auf eine Rückerstattung für die entfallenen Heimspiele. Knapp zwei Drittel der Jahres-Abonnenten ließen sich ihre Beiträge anrechnen. Aktuell sind die Dauerkarten "auf ruhend gestellt".

RB Leipzig: Verkauf von Dauerkarten läuft ganz normal

Leipzig war die erste Bundesliga-Stadt, die sich offensiv um eine Rückkehr zu Spielen vor Zuschauern bemühte. Wie RBL auf Nachfrage erklärt, plant der Klub jetzt mit Heimspielen vor 20.000 Zuschauern, und damit mit knapp weniger als der Hälfte der Gesamtkapazität der Red-Bull-Arena (42.959 Plätze).

Bemerkenswert: Die Fans von RB haben bereits ebenso viele Saison-Tickets verlängert, der Dauerkarten-Verkauf läuft regulär.

"Wir werden bei einer möglichen Teilzulassung zuallererst die Personen berücksichtigen, die ihre Dauerkarte schon verlängert haben", erklären die Sachsen: "Sofern Spiele nicht mit voller Auslastung stattfinden sollten, erhalten die Dauerkarteninhaber, die dann nicht zu einem Spiel gehen können, anteilig eine entsprechende Kompensation."

Gladbach: Verzwicktes Dauerkarten-Modell am Niederrhein

Wer einmal ein Heimspiel in Gladbach miterlebt hat, der weiß um die Stimmung im Borussia-Park (54.000 Zuschauer). 30.000 Dauerkarten hatten die "Fohlen" in der vergangenen Saison abgesetzt, 5.500 Inhaber von Saison-Tickets verzichteten nach Ausbruch der Corona-Pandemie auf Rückerstattung.

"Wir verkaufen Dauerkarten, berechnen aber zunächst nur 50 Prozent des Kartenpreises, da unklar ist, wann wieder Zuschauer ins Stadion dürfen", erzählt eine Sprecherin des Klubs auf Nachfrage: "Jeder bisherige Dauerkarteninhaber hat die Möglichkeit, seinen Stammplatz auch für die neue Saison zu buchen."

Übrigens: Nur, wer eine Dauerkarte bestellt, hat laut Vereinsangaben ein Vorkaufsrecht, sollten zunächst nur Tageskarten ausgegeben werden.

Bayer Leverkusen: Vorerst keine Dauerkarten für die "Werkself"

Kein Stadion der Bundesliga hat weniger Heimstehplätze, weswegen Fußballspiele in der BayArena im Schnitt teurer sind als vielerorts. Den 17.600 Dauerkarten-Inhabern bot der Klub eine volle Rückerstattung an – samt Verzichtserklärung.

Aktuell gibt Bayer 04 keine neuen Jahres-Abos aus. Auch in Leverkusen konnten Stadt und Verein noch kein endgültiges Konzept präsentieren.

VfL Wolfsburg: Pro Bundesliga-Heimspiel wird abgerechnet

Von den 19.000 Dauerkarten-Besitzern (Gesamtkapazität 30.000) haben sich Klubangaben zufolge rund ein Drittel für eine Rückerstattung der Beiträge entschieden.

"Erst wenn feststeht, dass wieder vollständig vor Zuschauern gespielt werden kann und damit die Plätze der Dauerkarten-Inhaber ohne Einschränkung genutzt werden können, wird der entsprechende Betrag abgebucht", erklärt der VfL auf Anfrage: "Nach Erwerb der Dauerkarte wird je nach Anzahl der mit Zuschauern stattfindenden Heimspiele lediglich der anteilige Wert vom hinterlegten Konto eingezogen."

Es sei davon auszugehen, dass Dauerkarten-Inhaber bei einer möglichen Vergabe von Tages-Tickets bevorzugt werden, hieß es weiter. Ein Model, das sich durchsetzt.

1899 Hoffenheim: Keine klassischen Dauerkarten im Kraichgau

Die TSG geht einen Sonderweg und bietet für die kommende Saison keine klassischen Dauerkarten an. Stattdessen erhalten Jahres-Abonnenten aus dem Vorjahr ein Vorkaufsrecht auf ihre Stammplätze, sollten Bundesliga-Spiele ohne Auflagen stattfinden.

Auch im Kraichgau werden die Dauerkarten-Besitzer aus der Vorsaison bevorzugt.

SC Freiburg: Stadionneubau verkompliziert das Dauerkarten-Thema zusätzlich

Jahrelang wurde im idyllischen Breisgau darüber gestritten: das SC-Stadion. Im Herbst soll die neue Heimstätte für 34.700 Zuschauer fertig sein und das Schwarzwald-Stadion (24.000 Zuschauer) ablösen.

15.000 Dauerkarten-Besitzer pilgerten bisher zu den Heimspielen. "Der Dauerkartenprozess wurde vorerst gestoppt", erklärt der Sport-Club auf Nachfrage: "Außerdem wird es beim neuen Stadion keine bestehenden Dauerkartenplätze geben, da alles neu sein wird."

Heißt: In den ersten Heimspielen im Schwarzwald-Stadion rechnet der SCF eigenen Angaben zufolge mit 20 bis 30 Prozent der bisherigen Kapazität. Zuschauer-Pläne für die neue Arena sollen je nach Pandemie-Verlauf sukzessive angepasst werden.

Eintracht Frankfurt: Corona-Schnelltests für 51.500 Zuschauer?

Die Eintracht ist für ihre leidenschaftliche Fankultur bekannt – und wehrt sich auf allen Ebenen gegen (Teil-) Ausschlüsse. "Ich bin immer noch für ganz oder gar nicht", meint Sportvorstand Fredi Bobic.

Medienberichten zufolge prüfen die Hessen, ob sich an Spieltagen Corona-Schnelltests für 51.500 Zuschauer durchführen ließen.

Hertha BSC: Vorerst keine Jahres-Abos für das Olympiastadion

Die Hertha war vor der Corona-Krise der Klub mit der geringsten Auslastung (66 Prozent) im riesigen Olympiastadion (74.600 Zuschauer). 20.000 Jahres-Abos gab es vor Corona. Diese bleiben bis auf Weiteres reserviert, wie der Berliner Sportclub mitteilt.

Zunächst werde es keinen Dauerkartenverkauf geben. Und: Eine mögliche Zuschauerkapazität ist mit der Stadt noch nicht final ausgehandelt.

Union Berlin: Köpenicker hoffen auf volle "Alte Försterei"

Ganz anders das Bild im Osten der Hauptstadt. Denn: Neben der Eintracht fordern auch die Köpenicker Corona-Schnelltests am Stadiontor. Der Klub würde sogar die Kosten dafür übernehmen – bei allen 22.012 Zuschauern.

"Unser Stadionerlebnis funktioniert nicht mit Abstand, und wenn wir nicht singen und schreien dürfen, dann ist es nicht Union", sagte Klub-Präsident Dirk Zingler. Aber: Das Konzept ist noch nicht final ausgearbeitet. Und: Der Dauerkarten-Verkauf ruht – die Fan-Kritik auf Social Media wächst dagegen.

FC Schalke: In Gelsenkirchen bleiben viele Fragezeichen

In Gelsenkirchen sind viele Fragen offen. "Ein Karten-Verkaufsstart wird erst terminiert, wenn genauere Vorgaben von behördlicher Seite vorliegen, ab wann wieder Spiele mit Zuschauern stattfinden können", erklärt "Königsblau": "Dies ist derzeit noch nicht absehbar."

Immerhin: Die Dauerkarten verlängern sich automatisch, insofern sie nicht gekündigt werden, heißt es von Klub-Seite: "Aktuell müssen Dauerkartenbesitzer natürlich noch gar nichts zahlen." Zu einer möglichen Kapazität wollte der Verein keine Angaben machen.

FSV Mainz 05: Rund Hälfte der Fans wollte Ticketpreise zurück

"In der vergangenen Saison wurden 13.500 Dauerkarten verkauft, wir sind mit den Inhabern bereits seit Beginn der Corona-Krise im Austausch", teilen die Nullfünfer auf Anfrage mit.

Den Verkauf der Saison-Tickets haben die Rheinhessen bis auf Weiteres ausgesetzt. Rund die Hälfte der Fans wollte nach Klubangaben die gezahlten Ticketpreise zurück.

1.FC Köln: Streit mit den eigenen Fans wegen Dauerkarten

Das Thema Dauerkarten polarisiert derweil beim Effzeh gewaltig, genauer gesagt der Plan, im Falle einer beschränkten Zuschauerzahl Dauerkarten-Inhaber zu bevorzugen, die auf eine Rückerstattung verzichtet hatten.

Fans sprachen bei Social Media von "Erpressung" und einer "Frechheit". Auf Anfrage wollte sich der Klub nicht äußern, weder zu der Kritik noch zu einer möglichen Kapazität.

FC Augsburg: In bayerisch Schwaben ist kaum was klar

Alle Dauerkarten-Abos, die nicht gekündigt werden, bleiben bestehen. Nach wochenlangen Verhandlungen zwischen Klub und Stadt ist auch in Augsburg noch nicht klar, wie es weitergehen soll. Der Verkauf der Dauerkarten ruht.

Werder Bremen: Keine Garantie, aber Dauerkarten-Verkauf

Auch der SV Werder vermeidet Prognosen. Markant: Wer bisher kein Jahres-Abo hatte, muss sich vorerst gar keine Hoffnungen auf einen Stadionbesuch machen.

Besucher der Spiele sollen stattdessen in einer Verlosung unter Dauerkarten-Besitzern ermittelt werden. Ergo: Fans müssen erst ein Saison-Ticket kaufen, um überhaupt eine Chance zu haben – ohne jedwede Garantie.

Dennoch werben die Hanseaten intensiv für die Dauerkarten. Sie brauchen das Geld.

Arminia Bielefeld: 8.500 Fans erhalten Dauerkarten

Elf Jahre warteten indes die Ostwestfalen auf ihr Comeback in der Bundesliga – und jetzt das. Die Arminia könne und wolle keine konkreten Zahlen nennen, teilt der Aufsteiger mit.

Nur Dauerkarten-Inhaber aus der Vorsaison dürfen eine solche überhaupt bestellen – ergo rund 8.500 Fans.

VfB Stuttgart: Schwaben hoffen auf bis zu 26.000 Zuschauer

Anfangs sollen nur Tageskarten angeboten werden, teilt Mitaufsteiger VfB Stuttgart mit und erklärt: "Für diese Heimspiele besitzen die Dauerkarteninhaber der Saison 2019/2020 ein exklusives Vorkaufsrecht."

Laut Stuttgarter Nachrichten hoffen die Schwaben auf bis zu 26.000 Fans in der Mercedes-Benz-Arena (Kapazität: 60.449). Vor der Spielzeit 2019/20 hatten die Stuttgarter trotz Abstiegs 30.000 Jahres-Abos abgesetzt.

Wie die Bild berichtet, hat der Bundesliga-Rückkehrer wegen der Coronakrise nun nur fünf statt ursprünglich 30 Millionen Euro für Transfers zur Verfügung. Das zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Zuschauereinnahmen jetzt erst recht sind. Nachdem jahrelang hauptsächlich über explodierende TV-Gelder gesprochen wurde.

Verwendete Quellen:

  • Schriftliche Anfragen an alle 18 Bundesliga-Klubs
  • dpa
  • FC Bayern: Information für alles Jahreskarteninhaber – Abwicklung Saison 2020/21
  • Werder Bremen: Dauerkartenvorverkauf beim SV Werder gestartet
  • Bayer 04 Leverkusen: Corona-Krise: Infos zur Ticket-Erstattung
  • Arminia Bielefeld: FAQs zur Dauerkarte
  • FC Augsburg: Infos zum Dauerkarten-Abo 2020/21
  • VfB Stuttgart: Weitere Dauerkarten-Infos bis Mitte August
  • Stuttgarter Nachrichten: So plant der VfB Stuttgart den Kartenverkauf
  • Bild: So verschlang Corona die VfB-Kohle
  • Statista: Stadionauslastung der Vereine der 1. Fußball-Bundesliga in der Saison 2019/20
  • Statista: Anzahl der abgesetzten Dauerkarten der Vereine der 2. Fußball-Bundesliga 2019/20
Sebastian Hoeneß, Waldhof Mannheim, FC Bayern München II, 3. Liga, Trainer

Sebastian Hoeneß unterschreibt als Trainer bis 2023 bei der TSG 1899 Hoffenheim

Der Sohn von Dieter und Neffe von Uli Hoeneß kommt in der Bundesliga an. Sebastian Hoeneß hat als Trainer einen Vetrag bis zum 30. Juni 2023 bei der TSG 1899 Hoffenheim unterschrieben. Sebastian Hoeneß empfahl sich durch Aufstieg und Meisterschaft mit der Zweiten der Bayern für höhere Aufgaben. (Teaserbild: Oliver Zimmermann / picture alliance / foto2press)
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