Am Samstag steht in der Bundesliga der deutsche Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund an - und das ausgerechnet in der stürmischen Zeit des Rekordmeisters. Wie ist der Stand der Dinge bei den Münchnern? Und was könnte zum echten Highlight werden? Wir beantworten drei wichtige Fragen.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Steffen Meyer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Nach der Pflichtaufgabe gegen Piräus in der Champions League wird es am Wochenende ernst für den FC Bayern. Nach einem indiskutablen 1:5 gegen Frankfurt und dem folgenden Aus für Niko Kovac steht der Hit gegen Borussia Dortmund an. So eng war es in der Tabelle schon lange nicht mehr vor einem Duell der beiden wichtigsten deutschen Teams der vergangenen Jahre.

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Gerade einmal ein Punkt trennt Dortmund und München in der Liga. Auch sonst ist es keine gewöhnliche Situation, in der die beiden Mannschaften hier aufeinandertreffen. Das liegt vor allem an der Krise der Münchner.

Für Interimscoach Hansi Flick könnte es bereits das letzte Spiel als Cheftrainer auf der Bayern-Bank sein. Eifrig wird hinter den Kulissen an einer Lösung für den FCB-Trainerposten gearbeitet. Weil kaum hochkarätige Kandidaten frei sind, läuft einiges auf eine Übergangslösung auf der Trainerbank hinaus. Doch das ist Zukunftsmusik.

Flick hat die Aufgabe, eine verunsicherte Mannschaft auf den Gipfel vorzubereiten, während Dortmund mit einem klaren Sieg gegen Wolfsburg und einem emotionalen 3:2 gegen Inter Mailand (nach 0:2-Rückstand) ordentlich Selbstvertrauen getankt hat. Spannung ist also garantiert. Es bleiben drei brennende Fragen vor dem Hit:

1. Kriegt Bayern seine Defensive stabilisiert?

Seit Ende September sind die Bayern in der Liga nicht mehr ohne Gegentor geblieben. Drei Mal kassierten die Bayern zwei Gegentore, zuletzt sogar fünf bei der Vollblamage in Frankfurt. Hinzu kommt, dass gleich drei Innenverteidiger ausfallen. Süle und Hernandez sind langfristig verletzt. Boateng ist gesperrt.

Gegen Piräus baute Flick seine Defensive deshalb komplett um. Martinez und Alaba verteidigten zentral. Pavard rechts, Davies links. Gegen Piräus klappte das ordentlich. Doch optimal ist das alles nicht.

Flick wird gleichzeitig daran gelegen sein, das Mittelfeldzentrum zu stabilisieren. Denn die Probleme entstanden zuletzt meist deutlich weiter vorn. Auch deshalb dürfte Joshua Kimmich gegen Dortmund wieder auf der Sechs auflaufen.

Schon gegen Piräus waren die Bayern darauf bedacht, in der Rückwärtsbewegung nie in Unterzahl zu gelangen. Gegen die schnellen Dortmunder Angreifer wird das die Hauptaufgabe werden. Zwar sind Jadon Sancho und Marco Reus angeschlagen, doch selbst wenn beide ausfielen, hätten die Schwarz-Gelben mit Thorgan Hazard, Paco Alcacer und dem zuletzt wechselhaften Mario Götze Spieler, die Bayern wehtun können. Wackelt Bayerns Defensive gegen Dortmund, droht die nächste Gegentorflut.

2. Wer sorgt bei den Bayern für Kreativität?

Hansi Flick scheint sich festgelegt zu haben, dass Thomas Müller gegen Dortmund in der Startelf steht. Schon unter Kovac bekam der Offensivmann zuletzt wieder mehr Chancen und machte seine Sache ordentlich.

Rückt Kimmich ins Mittelfeld, bleibt nur noch eine Position im zentralen Mittelfeld übrig. Hier wird es extrem spannend, für wen Flick sich entscheidet. Regisseur Thiago, der zuletzt wegen Fehlpässen und Unkonzentriertheiten viel Kritik ertragen musste? Coutinho, der fast immer auf dem Platz stand, aber kaum zu sehen war? Oder ein eher balancierender Achter wie Goretzka oder Tolisso? Für Bayerns Ausrichtung ist diese Entscheidung von großer Bedeutung, denn Spiele gegen Dortmund werden auch im Zentrum entschieden.

Ein Mittelfeld mit Kimmich, Goretzka und Müller wirkt nicht kreativ genug, um konstant in gefährliche Zonen vorzurücken. Vor allem dann, wenn Pavard und Davies auf den Flügeln verteidigen. Ihnen fehlt der Mut von Alaba und Kimmich, immer wieder weit in die Offensive vorzurücken. Das war gegen Piräus gut zu sehen.

Auch deshalb spricht einiges für eine Rückkehr von Thiago in die Startelf.

3. Kann Hummels Lewandowski stoppen?

Wo stünde der FC Bayern in dieser Saison ohne Robert Lewandowski? 14 Bundesliga-Treffer, sechs Champions-League-Tore – der Pole trifft in dieser Saison nach Belieben. Auch gegen Piräus spielte er wieder den Dosenöffner und brachte Bayern in Führung.

Am Samstag trifft er allerdings auf einen der besten Innenverteidiger der Liga: Mats Hummels. Die beiden kennen sich aus unzähligen Trainingsduellen in- und auswendig .

Zwar ist auch Dortmunds Hintermannschaft in dieser Saison nicht immer sattelfest, doch Hummels ist individuell nach wie vor ein extrem cleverer Innenverteidiger und mit seinen Stärken wie dafür gemacht, einen beweglichen, aber nicht unbedingt explosiven Stürmer wie Lewandowski auszuschalten.

Das direkte Duell der beiden könnte ein echtes Highlight werden. Gelingt es Hummels, Lewandowskis Torlauf zu stoppen, kriegt Bayern ein echtes Problem.

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