Der FC Bayern setzt nach einigen Rückschlägen bei der Trainersuche alles auf die Karte Ralf Rangnick. Österreichs Nationaltrainer bestätigt eine Kontaktaufnahme. Doch es bleiben Zweifel, ob die Münchner und der machtsuchende Coach zusammenpassen.

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Die Personalie ist die am heißesten diskutierte mindestens im deutschen und österreichischen Fußball. Nach dem "Nein" von Traumtrainer Xabi Alonso (Bayer Leverkusen) und der gescheiterten Rückholaktion von Bundestrainer Julian Nagelsmann setzen die Bayern alles auf die Karte Ralf Rangnick.

Rangnick habe ein "Angebot von Bayern München" und er denke darüber nach, erzählte der Sportdirektor des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) Peter Schöttel dem ORF in einem Interview am Mittwoch. Er bezog sich auf ein gemeinsames Treffen, an dem auch ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer beteiligt war.

Folgt Rangnick beim FC Bayern auf Tuchel?

Zuvor hatte Österreichs Nationaltrainer Rangnick eine Kontaktaufnahme durch den FC Bayern bestätigt. Der 65-Jährige gilt als heißer Kandidat für die Nachfolge von Thomas Tuchel ab diesem Sommer. "Es gab eine Kontaktaufnahme von Bayern München, darüber habe ich auch den ÖFB informiert. Wir haben ein sehr vertrauensvolles Verhältnis", sagte Rangnick dem Internetportal "90minuten.at" am Mittwoch in Wien.

Die Szene fragt sich: Passt das? Zweifel bleiben. "Ich traue es Rangnick zu", sagte Lothar Matthäus der "Sport Bild". Der "Entwickler" Rangnick könne "mit seinem alten Weggefährten Christoph Freund", dem Bayern-Sportdirektor, "auch am Campus gute Impulse setzen". Dafür aber, gab der Rekordnationalspieler zu bedenken, müsse "die Chemie mit allen Beteiligten passen". Da ist Skepsis geboten.

Machtgerangel bei Rangnick-Verpflichtung unausweichlich

Zwar hat Rangnick den Zwist mit dem Münchner Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß längst beigelegt. Allerdings soll er bei den Gesprächen weitestgehende Befugnisse gefordert haben – unter anderem ein letztes Wort bei Spielertransfers. Das verwundert nicht, Rangnick war immer dann am stärksten, wenn er etwas Neues mit höchstmöglicher Entscheidungsgewalt anschieben konnte – wie in Hoffenheim oder Leipzig.

In München aber, wo die Trainer traditionell einzig und allein als Fußballlehrer geholt werden, wäre ein Machtgerangel mit dem erst kürzlich installierten Sportvorstand Max Eberl und Freund unausweichlich.

Für Matthäus ist klar, dass Rangnick mit einem Malus starten würde. "Jeder Trainer, der jetzt kommt, ist nicht mehr erste oder zweite Wahl." Ganz zu schweigen von der Frage, ob Rangnick fußballerisch passt. Seine Idee einer balljagenden Pressingmaschine wäre neu für die Bayern, die mit Alonso doch noch auf einen ganz anderen Ansatz setzen wollten. Haben die Bosse womöglich gar keine klare Vorstellung von dem Fußball, der in München gespielt werden soll? Oder müsste Rangnick von der reinen Lehre abweichen?

Darüber hinaus soll er signalisiert haben, dass der angedachte Kader-Umbruch nicht in einer einzigen Transferperiode zu bewerkstelligen sei. Wann aber soll er die Weichen für den ersten Schritt im Sommer stellen, wo er Österreich doch auf die EM-"Todesgruppe" mit Frankreich, den Niederlanden und Polen vorbereiten muss? Ähnliche Überlegungen ließen schon Nagelsmann zurückschrecken.

Fans fürchten Wandel zu "RB München"

Andererseits: Bei den Bayern träfe Rangnick auf einige alte Bekannte und Führungskräfte mit Vergangenheit im RB-Kosmos. Neben Eberl und Freund gilt das für Campus-Chef Jochen Sauer, Richard Kitzbichler, der an der Schnittstelle zwischen Profi- und Nachwuchsabteilung agiert, und Rene Maric, dem "Teamleiter Trainerentwicklung & Spielidee". Einige Fans des FC Bayern befürchten bereits einen Wandel zu "RB München".

Dennoch: Solange Rangnicks Engagement noch nicht unter Dach und Fach ist, wird munter weiter spekuliert über Arne Slot (Feyenoord Rotterdam), Julen Lopetegui (ehemals Spanien und Real Madrid) und den unvermeidlichen Roberto De Zerbi (Brighton & Hove Albion). Bis einer sein Pokerface fallen lässt. (SID/lh)

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