Das Internet bietet viele tolle Möglichkeiten - aber auch eine Plattform für jene Menschen, die nur Hass und Häme zu verbreiten haben. Darunter leiden vermehrt Fußballprofis, die ihrem Job in aller Öffentlichkeit nachgehen. Schutzmaßnahmen und Strafen aber halten mit der Entwicklung nicht Schritt.
Es geht also auch anders. Unter dem auf Youtube hochgeladenen Video, in dem die Bayern-Stars
"Starker Spot", "Respekt" oder "gute Message" ist dort zu lesen. Doch immer häufiger schlägt den Fußballprofis eine ganz andere Sprache und Gangart entgegen, wenn sie auf ihren Social-Media-Kanälen die Kommentarspalte lesen. Nach den jüngsten rassistischen Angriffen im Internet auf den Leipziger
Der Chef der VDV fordert härtere Gesetze und Strafen gegen Cybermobbing
"Cybermobbing ist bereits seit vielen Jahren ein sehr ernstzunehmendes Thema - nicht nur im Sport", sagte VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky der Deutschen Presse-Agentur. Er fordert ein härteres Durchgreifen des Staates: "In erster Linie sind Gesetzgeber und Strafverfolgungsbehörden gefordert, Verbesserungen herbeizuführen und Opfer besser zu schützen."
Ähnlich hatte sich zuvor schon Henrichs Klub-Trainer
Auf eine Strafanzeige hatte Torhüter Andreas Luthe vom 1. FC Kaiserslautern zunächst verzichtet, nachdem er nach dem Auswärtsspiel in Hannover "widerliche Nachrichten" erhalten hatte. "Wusste gar nicht, dass Familien den Tod zu wünschen so in Mode geraten ist. Der Trend ist an mir vorbeigegangen...", schrieb Luthe mit unverkennbarem Sarkasmus bei Twitter.
"Gesetz gegen digitale Gewalt" soll helfen
Die Aufklärungsquote bei Hassdelikten ist noch immer gering, und Strafverfahren in dieser Sache dauern lange. Dem will das Bundesjustizministerium mit dem neuen "Gesetz gegen digitale Gewalt" entgegentreten. Ein zentraler Punkt: Es soll einen zivilrechtlichen Anspruch gegen Plattformbetreiber wie Facebook, Instagram und Twitter auf eine vorübergehende Sperrung von hetzerischen Accounts geben.
Daran sollten sich auch Fußballprofis beteiligen, findet Marion Sulprizio. Sie arbeitet im psychologischen Institut der Sporthochschule Köln und sieht die Spieler mit ihren großen Follower-Anzahlen als besonders gefährdet für Hass im Internet. "Durch die größere Erreichbarkeit und Sichtbarkeit in den Medien hat es sich gesteigert im Vergleich zu vor 20 Jahren", sagte Sulprizio der dpa.
Fußballprofis sind auch nur Menschen
Die Annahme, dass Fußballprofis aufgrund des täglichen Drucks in dem Milliarden-Geschäft auch beleidigende und rassistische Kommentare besser vertragen können, sei ein Trugschluss, meinte Sulprizio: "Da ist die Bandbreite genau wie bei Otto Normalverbraucher." Es gebe Sportler, die es noch stärker macht, "und dann gibt es auch welche, die es beschäftigt, die dann in ihren Aktionen verkrampfen und in ihrer Körpersprache eingeschränkt sind".
Die Spielergewerkschaft VDV bietet Profis und Talenten Präventionsschulungen, juristische Beratungen und sportpsychologische Unterstützung zu dem Thema an. Ignorieren, öffentlich reagieren oder gar strafrechtlich anzeigen? Den einen richtigen Weg, mit Anfeindungen im Netz umzugehen, gibt es auch bei Fußballern nicht.
Bayern-Stars positionieren sich klar
Müller,
Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn unterstützte die Aktion. Zu seiner aktiven Zeit habe er erlebt, "was verbale Entgleisungen und Aggressionen anrichten können", sagte der früher polarisierende Torhüter.
Der Weg das Hasses aus dem Netz ins Stadion ist kurz
Der Hass im Netz sei auch ein Brandbeschleuniger für die Stimmung im Stadion, glaubt Fanforscher Gunter A. Pilz. "Die Verrohung der Sprache in Social Media wirkt sich auch auf das Verhalten und die Qualität der Beleidigungen im Stadion aus", sagte der 78-Jährige der Funke-Mediengruppe.
Experten sind sich einig, dass der Fußball auch hier ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Trainer Christian Streich vom SC Freiburg, der gern über den Tellerrand hinausschaut, stimmt dem zu. "Der Druck ist immens, aber auch der Druck in der Gesellschaft ist immens", sagte Streich. Es gebe Erscheinungen, "die katastrophal sind". Hass im Internet gehört sicher dazu. (dpa/hau)
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