Mats Hummels hat offenbar zu redselige Freunde, im Trainer-Roulette wird André Schubert das nächste Opfer und 1899 Hoffenheim ist so gut wie Real Madrid. Also fast. Die (wie immer nicht ganz ernst gemeinten) Lehren des Bundesliga-Spieltags.
1. Lehre: Nie zu viele Leute einweihen
Die Bayern schossen Leipzig aus dem Stadion, aber das war beinahe nicht die Meldung des Abends. Sondern diese hier:
Die Auflösung dann nach dem Spiel: Hummels habe auf der Wiesn eine Wette verloren. Beim Dosenschießen. Doppel-Kreisch! Deshalb der ganze Aufruhr. Fußball wurde natürlich auch noch gespielt, zumindest auf Seite der Bayern.
Die waren schon nach einer halben Stunde mit zwei schnellen Toren und einer Rote Karte gegen Leipzigs Emil Forsberg durch. Die zweite Halbzeit war noch ein bisschen Schaulaufen und konnte genutzt werden, um Hummels' Geheimnis aufzudecken.
"Im richtigen Licht sieht's manchmal ganz gut aus", sagte Hummels. Wenn dann aber der Ansatz erstmal schwarz rausschimmert ... Aber wieso wundert sich Hummels, dass der Hintergrund der Geschichte publik wurde ("Irgendeiner redet immer…")? Vielleicht fragt er mal zu Hause nach.
2. Lehre: Hoffenheim ist so wie einst Real Madrid
Sollen sie sich jetzt freuen in Hoffenheim? Oder doch eher in die Tischkante beißen? Das 1:1 gegen Werder Bremen war unnötig wie nur etwas. 80 Minuten lang dominierte Hoffenheim Ball und Gegner, vergab genug Chancen, um das Spiel frühzeitig zu entscheiden - und kassierte am Ende doch wieder ein Gegentor.
Das hatte zwei Dinge zur Folge: Der Sprung auf Rang drei. Damit wurde eine sehr hübsch anzuschauende Tabellenkonstellation über die Winterpause verschenkt. Andererseits bleibt die TSG das einzige Team der Liga ohne Niederlage.
In den Topligen Europas schaffte das nur das große Real Madrid. Das ist natürlich schmeichelhaft, lässt die zehn Remis nach 16 Spielen aber nicht vergessen.
3. Lehre: Powerkuscheln am Rhein
Köln gegen Leverkusen. Da geht's normalerweise heiß her. Zumal in dieser besonderen Konstellation, wo in Leverkusen der Trainer zumindest unter Druck steht und Köln in der Tabelle noch weiter enteilen könnte.
Und dann das: Kein Zündstoff, keine Hektik, keine Wortgefechte, keine Rudelbildungen. Nichts. Nicht einmal zu einer Gelben Karte konnten sich Köln und Leverkusen hinreißen lassen. Das gab's in 58 Duellen zuvor erste einmal. Köln spielte in 90 Minuten sogar nur viermal Foul.
Nur einige Leverkusen-Anhänger hatten Dummheiten im Kopf. Bengalos zu Beginn der zweiten Halbzeit: na ja. Aber dann auch noch Böller werfen, wenige Tage nach dem Terror von Berlin?
"Wer in der aktuellen Situation noch Böller zündet, der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank", lautete die Ansage von Kölns Stadionsprecher Michael Trippel. Dem ist nichts hinzuzufügen.
4. Lehre: Einen hat's jetzt noch erwischt
In der Verlosung waren ja gleich mehrere Kandidaten: Valerien Ismael zum Beispiel, oder Roger Schmidt. Und natürlich André Schubert. Und den Gladbach-Trainer machte das 1:2 gegen Wolfsburg - und Ismael - dann wenige Stunden danach zum Ex-Gladbach-Trainer.
"Wir haben in den letzten Tagen viele Gespräche geführt, unsere sportliche Entwicklung analysiert und diskutiert und sind gemeinsam mit André zu dem Ergebnis gekommen, dass es für beide Seiten besser ist, unsere Zusammenarbeit jetzt zu beenden", sagte Manager Max Eberl auf der Klub-Website.
Mit der Gladbacher Entscheidung schließt sich ein Kreis: Jetzt haben alle sieben Mannschaften aus dem Tabellenkeller ihren Trainer getauscht - und das schon vor dem Ende der Hinrunde.
Einen Neuen soll's in Mönchengladbach auch schon geben: Dieter Hecking übernimmt allem Anschein nach den Posten von Schubert. Jener Hecking, der in Wolfsburg nicht mehr gut genug war für die verfahrene Situation. In jenem Wolfsburg, das Schubert am Dienstag quasi aus dem Job geschossen hat. Es ist alles so verrückt.
5. Lehre: Tschüss, Dukaten-Didi
Die verrückteste Ulknudel der Liga bleibt aber der Hamburger SV. Sportlich läuft das ja endlich wieder einigermaßen, das 2:1 über Schalke bedeutete den dritten Saisonsieg und 13 Punkte. Die Fans waren geradezu selig nach dem Spiel, feierten bei weihnachtlicher Atmosphäre.
Dabei ist der Zwischenstand immer noch Lichtjahre entfernt von jeglichem Anspruch des HSV. Genauso wie die verheerende Außendarstellung. Am Sonntag durfte Dietmar Beiersdorfer in einer Live-Schalte beim "Doppelpass" nochmal zeigen, was in Hamburg alles nicht funktioniert: So ziemlich alles.
Vor Beiersdorfer fiel ein Monitor aus, weshalb der im fernen Hamburg gar nicht mitbekommen konnte, wer was wann im Münchener Kreis etwas zu ihm sagte. Die drei, vier Sekunden Verzögerung machten aus einem an sich ernsthaft anvisierten Gespräch schnell eine Zirkusnummer. Dazu noch ein beharrlich-frecher Journalist, der Beiersdorfer teilweise überhart attackierte - und fertig war das nächste PR-Desaster.
Damit ist jetzt Schluss. Zumindest wird Didi Beiersdorfer, der aus früheren Zeiten ja immer noch den Spitznamen "Dukaten-Didi" mit sich herumträgt, nicht mehr die Hauptrolle ausfüllen dürfen. Seit Mittwoch ist klar, dass Beiersdorfer noch bis zum Jahresende ein bisschen mitwerkeln wird beim HSV und dann nicht als Sportdirektor zu Verfügung steht.
Als Vorstandsvorsitzender aus dem Amt enthoben, um dann als Sportdirektor, der er ja auch vorher schon war, dann doch noch weiter zu machen: Das wäre typisch HSV gewesen. Jetzt will der HSV aber offenbar lieber seriös werden. Schade eigentlich.
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