Dank Dortmund fällt die Auferstehung in diesem Jahr ins Wasser, der FC Bayern hat den Anti-Judas erschaffen und der SC Freiburg setzt sich mit philosophischen Fragen auseinander. Unsere - wie immer nicht ganz ernst gemeinten und dieses Mal österlich angehauchten - Lehren des 28. Spieltags der Bundesliga.

Eine Glosse

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1. Erkenntnis: Die Autorin hat sich nicht im Griff

Wie immer erwarten Sie von unseren Lehren des Spieltags ein Feuerwerk satirisch aufbereiteter Beobachtungen, bösartige Ironie und hervorragende Witze. Dieses Mal müssen wir Sie leider enttäuschen: Wie sich beim Schreiben dieser Lehren des Spieltags herausstellte, hat sich die an diesem Wochenende damit beauftragte Autorin leider absolut nicht im Griff.

Und deshalb werden Sie bei diesen Lehren so viele Erster-April- und Osterfest-Referenzen finden, wie es das vermutlich noch nie in einem einzigen Text gegeben hat. Aber wenn der Osterhase schon mal Ostern, den 1. April und einen ereignisreichen Bundesliga-Spieltag zugleich ins Netz legt, dann muss man das ausnutzen!

Wenn Sie an dieser Stelle weiterlesen, sind Sie selbst Schuld. Die Autorin möchte darauf hinweisen, Sie ausreichend gewarnt zu haben und wir geben damit jegliche Verantwortung für Ihren Unmut ab.

Viel Spaß.

2. Erkenntnis: Die Auferstehung ist in diesem Jahr ausgefallen

Und noch eine Warnung: Gleich wird’s leicht blasphemisch. Wer also bis hier wacker durchgehalten hat, nun aber Angst bekommt, dass religiöse Gefühle verletzt werden könnten, der sei entschuldigt.

Denn es war drei Tage vor dem Viertelfinale der Champions League. In einer Stadt ,recht weit entfernt von Jerusalem, trug es sich zu, dass sich auf einem begrünten Feld 24 Männer trafen.

Zwölf der Männer - genannt die Bayern - aber schwangen sich auf, Gericht über die anderen Zwölf - genannt die Dortmunder - zu halten. Sie fragten: "Seid ihr die Könige des Potts?" Die Dortmunder antworteten ihnen: "Ihr sagt es."

Daraufhin nagelten die Bayern die Dortmunder nach allen Regeln der Kunst ans Kreuz. Als die 5. Minute kam, brach über ganz Dortmund eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur 45. Minute und in dieser Zeit riefen alle Dortmunder laut: "Mein Fußballgott, mein Fußballgott, warum hast du mich verlassen?" Dann hauchten sie den Geist ihres einst so großen Könnens aus.

15 Minuten verharrten sie daraufhin als Schatten ihrer selbst in den Katakomben eines riesigen Schlauchbootes. Doch obwohl kein Stein vor ihre Tür gewälzt war, blieb die erhoffte Auferstehung aus.

Und daher fiel in ganz Dortmund Ostern dieses Jahr ins Wasser. The End.

3. Erkenntnis: Brazzo ist der Anti-Judas

Wie in jeder guten Erzählung gibt es natürlich auch in der Ostergeschichte einen Bösewicht: Judas. Sie wissen schon, der bedauernswerte Kerl, der immer als Beschimpfung herhalten muss, wenn mal wieder ein Spieler es wagt, seinen Verein zu wechseln.

Laut Bibel hat er Jesus an die Pharisäer verraten (nachzulesen z.B. bei Markus, 14,43-52). Was danach folgte, dürfte bekannt sein.

Judas, der Name steht für Verrat, Lug und Trug. Aber hauptsächlich für Verrat.

Nun ist es ja so, dass der FC Bayern mit seiner Transferpolitik schon durchaus den ein oder anderen Judas generiert hat. Also, jetzt rein aus gegnerischer Fan-Sicht gesprochen.

Tatsächlich haben es die Bayern aber nun geschafft, den völligen Anti-Judas zu erschaffen. Einen Mann, der vor Loyalität strotzt; der sich wohl eher ein Bein ausreißen würde, als seine Obersten zu verraten. Einer der weiß, wo sein Platz ist - und der diesen niemals durch unbedachte Äußerungen oder gar einen deplatzierten Kuss gefährden würden: Hasan Salihamidzic.

Den Beweis für seine absolute Treue lieferte Brazzo am Rande des 6:0-Sieges seiner Bayern gegen den BVB. Denn auf die Frage, ob der neue Bayern-Trainer noch im April verkündet würde, antwortete Salihamidzic ehrlich: "Das wird so sein. Was Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß oder Jupp Heynckes sagen, das ist immer so."

Und wenn Beckenbauer, Rummenigge, Hoeneß und Heynckes behaupten würden, ein trainierter Braunbär und Peter Neururer würden sich den Trainerposten beim FC Bayern künftig teilen, Salihamidzic würde sich hinter diese Entscheidung stellen. Bis zum bitteren Ende.

4. Erkenntnis: Köln hat uns einen richtig fiesen April-Scherz gespielt

Erinnern Sie sich noch? In den Lehren vom letzten Spieltag hatten wir sie darüber aufgeklärt, dass Taphephobie die Angst davor beschreibt, lebendig begraben zu werden. Das Ganze gereichte uns als Metapher für den scheinbar wiedererstarkten 1. FC Köln, der doch tatsächlich Bayer Leverkusen mit 2:0 besiegt hatte. Die Leiche hatte an den Sarg geklopft, wie es Leonardo Bittencourt so poetisch zu formulieren wagte.

Nun, zwei Wochen später, müssen wir feststellen, dass wir einem äußerst kunstvoll erdachten und aufwendig umgesetzten April-Scherz aufgesessen sind.

Die 0:6-Niederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim war nichts anderes als ein großes fettes "APRIL, APRIL!" in Richtung aller, die doch tatsächlich dem Irrglauben aufgesessen waren, der Effzeh sei doch am 27. Spieltag auferstanden von den Toten, aufgefahren in Relegationsplatznähe und säße nun zur Rechten des Fußballgottes.

Das ist schon eine echt harte Nummer. Oder, um es mit den Worten von Timo Horn zu sagen: "Das war eine Frechheit von uns". Was Aprilscherze angeht, wird das wohl nur von dieser Frau und ihrer sadistischen Ader getoppt:

Statt der Rosenkohl-Ferreros hätten wir dann doch lieber den Schoko-Whopper.

Aber leider: April, April.

5. Erkenntnis: Eine Gelbe Karte kann viel mit dem Osterhasen gemeinsam haben

Tausende Kinder in Deutschland glauben an den Osterhasen. Sie halten ihn für ein reales Tier, welches Massen an Ostereiern, Schokoladenhasen und sonstigen Geschenken transportiert, versteckt und dann weiter seines Weges hoppelt.

(Kleiner Einschub: Wie der Osterhase zur Hölle das ganze Zeug transportieren soll, ist eine Frage, die uns schon seit Kindesbeinen beschäftigt. Der Weihnachtsmann hat einen Schlitten, was hat der Osterhase? Einen magischen Korb? Und wie trägt er den bitte? Lösungsvorschläge schicken Sie bitte an waszurhoelle@osterhase.com.)

Kinder müssen etwas nicht sehen oder hören können, um es für real zu halten. Für diese unschuldigen kleinen Wesen (während die Autorin das schreibt, putzt gerade etwas kleines Eineinhalbjähriges etwas Klebriges an ihrer Hose ab) gibt es die große philosophische Frage nach dem umfallenden Baum und dem eventuell oder vielleicht auch nicht gemachten Geräusch noch nicht.

Beim SC Freiburg hingegen wird nach dem Spiel beim FC Schalke 04 genau diese Frage, in einer leichten Abwandlung, heiß diskutiert: Wenn man etwas nicht sieht, heißt das dann automatisch, dass es nicht da ist? Wenn ein Spieler eine Gelbe Karte bekommt, sie aber gar nicht sieht - hat er dann eine Gelbe Karte bekommen?

Die Antwort des Platos der Bundesliga, Christian Streich, und seines Schülers Aristoteles Petersen dürfte allen klar sein. Weil wir uns aber fast sicher sind, dass sich der Streich'se Argumentationsstrang irgendwann in Geschichtsbüchern wiederfinden wird, wollen wir ihn doch noch einmal aufschreiben: "Wenn ein Schiedsrichter eine Gelbe Karte gibt und der Spieler kann sie nicht sehen und nicht wahrnehmen, dann hat er ja keine Gelbe Karte gekriegt. Wie soll er dann denken, er hätte eine. Die zweite war also die erste."

Klingt für uns sehr logisch, aber wie alles in der Philosophie dann doch auch wieder diskussionswürdig.

An den Osterhasen glauben die desillusionierten Freiburger übrigens schon lange nicht mehr. Den haben sie nämlich auch nie gesehen.

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