Er galt als eins der größten Talente der Welt, schoss Deutschland zum WM-Titel. Doch die bisherigen drei Spielzeiten beim FC Bayern München wurden für Mario Götze zur Karriere-Bremse. Kann ihn sein einstiger Förderer jetzt retten?

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Groß war die Hoffnung von Mario Götze, unter dem zukünftigen Trainer Carlo Ancelotti endlich Stammspieler bei Bayern München zu werden. Eben das, was er unter Pep Guardiola in drei Jahren nie gewesen ist.

Laut der "Süddeutschen Zeitung" suchte der 23-Jährige nun das Gespräch mit Ancelotti - und erlebte eine bittere Enttäuschung. Dem Zeitungsbericht zufolge konnte Ancelotti ihm nicht versprechen, dass er künftig eine größere Rolle im Spiel der Bayern einnehmen wird.

Grund soll das Überangebot im Mittelfeld und Angriff sein. Das heißt: Wenn Götze regelmäßig spielen will, muss er den Verein wechseln. Das soll jedenfalls die Empfehlung von Ancelotti gewesen sein.

Laut der "Bild"-Zeitung wollen die Bayern Götze unbedingt abschieben. Sein Gehalt, das inklusive Bonuszahlungen auf bis zu zwölf Millionen Euro im Jahr geschätzt wird, würde der Verein natürlich gerne einsparen. Angeblich macht der FC Bayern bereits Druck auf Götze und dessen Berater.

Laut der SZ könnte Götze München, wo er noch bis Sommer 2017 unter Vertrag steht, für 20 Millionen Euro plus X verlassen.

Der Marktwert von Mario Götze erinnert an einen Börsen-Crash. Laut "Transfermarkt.de" betrug der Wert im Februar 2014 noch 55 Millionen Euro. Ein Jahr später waren es 50 Millionen. Dann ging es richtig steil bergab. Aktuell wird sein Marktwert auf nur noch 35 Millionen geschätzt.

Vom Musterschüler zum Durchschnittsschüler

Doch wie konnte ein Spieler, der früher zusammen mit Neymar als das größte Talent im Weltfußball galt und Deutschland zum WM-Titel 2014 schoss, in München so an Wert verlieren?

Seine Zeit in München stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Nicht nur, weil Guardiola lieber Neymar nach München geholt hätte. Wegen eines Muskelbündelrisses verpasste Götze die Saisonvorbereitung und den Saisonstart.

Im weiteren Saisonverlauf bekam er zwar viel Spielzeit, konnte aber nicht an seine früheren Leistungen im Dortmund-Trikot anknüpfen. Um es in Schulnoten auszudrücken: Im Wertungssystem des "Kicker"-Sportmagazins kam er in seiner letzten BVB-Saison in der Bundesliga auf eine Durchschnittsnote von 2,46 - in seiner ersten Bayern-Spielzeit nur noch auf eine 3,23.

Eine Besserung gab es bis heute nicht. Fast könnte man sagen: Mario Götze wurde vom Musterschüler zum Durchschnittsschüler.

Während er in der Bundesliga zumindest in den ersten beiden Spielzeiten häufig zum Einsatz kam, war er in den wichtigen Champions-League-Spielen oft nur Zuschauer. In den insgesamt sechs Halbfinalspielen, die er als Bayern-Spieler miterleben durfte, stand er kein einziges Mal in der Startelf - dabei ist er immer fit gewesen.

Nach dem Muskelfaserriss auf dem Abstellgleis

In der laufenden Saison ging sein Stern dann endgültig unter. Ein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich setzte ihn 116 Tage außer Gefecht. Danach spielte er im System von Guardiola praktisch keine Rolle mehr.

Auch die Lobeshymnen, dass Götze so "super, super" sei, wurden weniger. Stattdessen reagierte der Trainer auf Nachfragen genervt. Öffentlich kritisiert hat Guardiola Götze nie. Dafür tun das andere.

Fernsehexperte Mehmet Scholl sagte im März, Götze müsse "viel, viel mehr trainieren". Irgendjemand müsse ihm "auf die Sprünge helfen, ihn anstupsen".

Dabei hat Götze bisher keinen Grund geliefert, ihm mangelnde Professionalität vorzuwerfen. Erst im Winter hat er auf eigene Kosten zwei Privat-Trainer engagiert, um nach seiner Verletzung schnell wieder fit zu werden. Auch mit einer Ernährungsberaterin soll er eng zusammenarbeiten. Zudem hat er in der Nationalmannschaft weiterhin gezeigt, zu welchen Leistungen er imstande ist.

Letztendlich hat Götze einfach nicht in das System von Guardiola gepasst. Auf den Außenbahnen favorisiert er Sprinter wie Douglas Costa, Kingsley Coman oder Franck Ribéry. Im Sturm hat Robert Lewandowski stets überzeugt. Die Effizienz eines Thomas Müller steht ohnehin außer Frage. Kurzum: Guardiola hatte keinen dauerhaften Platz für Götze. Ähnlich wäre es wohl unter Ancelotti.

Zurück zu Jürgen Klopp?

Wie sieht nun die Zukunft von Götze aus? Vor einigen Jahren gab er zu, der FC Barcelona sei für ihn ein Traum. Doch in den Planungen der Weltklasse-Vereine dürfte Götze momentan eher keine Rolle spielen.

Laut der SZ wird aber vom FC Liverpool ernsthaftes Interesse signalisiert. Dann könnte der Dribbelkünstler wieder unter seinem einstigen Förderer Jürgen Klopp spielen.

Auch Arsenal London und Juventus Turin sollen sich mit Götze beschäftigen. Ebenso wie sein Ex-Verein Borussia Dortmund. Allerdings haben ihm dort viele Fans den Weggang nach München noch immer nicht verziehen.

Möglicherweise ist Mario Götze von der Persönlichkeit her ähnlich gestrickt wie Lukas Podolski. Auch dieser galt einmal als potenzieller Weltklasse-Spieler. Doch ihm fehlte das gewisse Etwas, um sich bei einem internationalen Top-Verein dauerhaft durchzusetzen.

Bei Arsenal London gelang es ihm nicht, bei Bayern München und Inter Mailand noch viel weniger. Heute spielt er bei Galatasaray Istanbul.

So weit wird es bei Mario Götze hoffentlich nicht kommen.

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