• Als Spieler gewann Mark van Bommel unter anderem mit dem FC Bayern München Meisterschaften. Als Trainer hat er den VfL Wolfsburg nun auf den 1. Tabellenplatz geführt.
  • Thomas Müller und Matthias Sammer loben den Spielstil von Wolfsburg.
  • Van Bommel gilt als ein Förderer junger Spieler und passt deshalb zum Konzept der Wolfsburger.

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Fußball ist schnelllebig. Mark van Bommel bekam dies in den vergangenen Wochen besonders zu spüren. "Wir haben sechs Testspiele gehabt, die letzten fünf verloren. Da war Krise in Wolfsburg", erinnert sich der Trainer im Gespräch mit "DAZN" an die Saisonvorbereitung.

Es kam noch schlimmer: Weil der VfL Wolfsburg im DFB-Pokal gegen den Viertligisten Preußen Münster einen Spieler mehr einwechselte als erlaubt war, schied der Bundesligist in der 1. Runde aus. Van Bommel sagt selber: "Ich war der Wackeltrainer, Abschusskandidat Nummer eins." Nicht einmal fünf Wochen sind seitdem vergangen. Doch die Stimmung rund um den VfL Wolfsburg hat sich um 180 Grad gedreht. Die Zwischenbilanz in der Bundesliga: 3 Spiele, 3 Siege – 1. Tabellenplatz.

Thomas Müller lobt Wolfsburg

Den "Wölfen" schlägt plötzlich von überall her Respekt entgegen. "Wolfsburg als Mannschaft zu sehen macht Spaß: Sie sind eingespielt, kompakt", sagt Bayern-Star Thomas Müller gegenüber der "Sport Bild." Auch Matthias Sammer lobt: "Der VfL hat in der Bundesliga sehr kompakt gespielt, gleichzeitig mit viel Geschwindigkeit und Dynamik. Sie haben eine ausgeglichene Gruppe." Für Mark van Bommel ist der VfL Wolfsburg die zweite Trainerstation, nachdem er von Sommer 2018 bis Dezember 2019 den niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven trainierte. "Das Schönste am Trainerdasein ist, die Mannschaft so spielen lassen zu können, wie man selbst als Spieler spielen wollte."

Als Spieler wollte van Bommel vor allem eines: Erfolg. "Ich bin Holländer und Holländer wollen immer schönen Fußball spielen. Das ist mir aber nicht immer gelungen. Aber am Ende geht es ums Gewinnen", sagt der 44-Jährige. In seiner aktiven Zeit gewann er mit Eindhoven, dem FC Barcelona, dem AC Mailand und dem FC Bayern München insgesamt acht nationale Meisterschaften, drei Mal den Pokal und einmal die Champions League.

Als Mitspieler geschätzt, als Gegenspieler gefürchtet

Der damalige Mittelfeldspieler galt nicht unbedingt als filigraner Techniker, dafür aber als unermüdlicher Kämpfer und aggressiver Leader. Mitspieler haben ihn geschätzt, Gegenspieler gefürchtet. Um erfolgreich zu sein, bewegte er sich teilweise am Rande des Regelwerks. Der langjährige Bundesligaspieler Johannes Flum (Eintracht Frankfurt, SC Freiburg) bezeichnet ihn als den härtesten Gegenspieler seiner Karriere. "Er war nicht sonderlich schnell. Aber er wusste immer genau, was in seinem Rücken passiert. Als ich noch ein junger Spieler war, hat er mir auf dem Spielfeld gleich eine mitgegeben und somit ein Zeichen gesetzt", erinnert sich Flum im Gespräch mit unserer Redaktion.

Als Trainer erwartet van Bommel von seinen Spielern maximale Bereitschaft: "Ich werde böse, wenn ich merke, dass jemand nicht 100 Prozent für den Verein gibt." Bislang gibt es allerdings keinen Grund dazu. Mit dem 1:0 gegen RB Leipzig bewies der VfL am vergangenen Spieltag, auch stark besetzte Gegner bezwingen zu können.

Wolfsburg setzt mit van Bommel auf junge Spieler

Marcel Schäfer, der Sportdirektor vom VfL Wolfsburg, freut sich, den richtigen Nachfolger für den zu Eintracht Frankfurt abgewanderten Oliver Glasner gefunden zu haben. "Wir wollen hier in Wolfsburg mit jungen, hungrigen und hochtalentierten Spielern zusammenarbeiten, die wir auf das nächste Level bringen. Und wir haben gemerkt, dass wir mit Mark in vielen Dingen übereinstimmen", erzählt Schäfer im Gespräch mit unserer Redaktion.

Dass Mark van Bommel als ehemaliger Jugendtrainer von Eindhoven und früherer U-17-Nationaltrainer der Niederlande bewiesen hat, junge Spieler weiterentwickeln zu können, machte ihn zum idealen Kandidaten. "Holländische Trainer sind bekannt dafür, viel mit jungen Spielern zusammenzuarbeiten. Viele Spieler, die er in der Akademie in Eindhoven betreut hat, zog er später mit hoch und sind heute bei großen Vereinen", so Schäfer.

"Er tut alles für den Erfolg der Mannschaft"

Der Sportdirektor bewundert die Arbeitsweise seines Trainers: "Er legt sehr viel Wert auf Arbeit und Disziplin. Er tut alles für den Erfolg der Mannschaft und hat sich selbst immer dem Ziel der Mannschaft untergeordnet. Das war bereits als Spieler so und ist heute als Trainer genauso." Überhaupt kann Schäfer Parallelen zwischen dem Spieler und dem Trainer van Bommel feststellen: "Er hat definitiv Führungsqualitäten. Das hat er jahrelang unter Beweis gestellt."

Allerdings gebe es heute weniger emotionale Ausbrüche als früher auf dem Spielfeld. "Er verhält sich an der Seitenlinie relativ ruhig, was man aufgrund seiner Historie nicht unbedingt vermuten würde", sagt Schäfer lachend. Wolfsburg mag in der öffentlichen Wahrnehmung hinter den Top-Vereinen Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig zurückstehen. Doch mit dem sportlichen Erfolg und einem bekannten Gesicht wie Mark van Bommel dürfte sich das schnell ändern. Man könnte also sagen: Van Bommel macht die einstige "graue Maus" mit seiner Aura plötzlich wieder sexy.

Ausreichend Qualität ist ohnehin vorhanden: Mit dem Stürmer Wout Weghorst, dem deutschen Nationalspieler Ridle Baku und Identifikationsfigur Maximilian Arnold verfügt der VfL über einen stark besetzten Kader. Kurz vor Transferschluss wurde für eine Ablöse von rund 12 Millionen Euro auch noch der siebenmalige deutsche Nationalstürmer Luca Waldschmidt verpflichtet.

Am Samstag (15:30 Uhr) möchte Wolfsburg beim Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth den Erfolgslauf fortsetzen. Van Bommel warnt allerdings davor, den Gegner zu unterschätzen: "Jetzt treffen Platz eins und Platz 16 aufeinander, doch das kann sich ganz schnell ändern." Schließlich hat er selber erlebt, wie schnelllebig der Fußball ist.

Verwendete Quellen:

  • Interview mit Marcel Schäfer
  • Interview mit Johannes Flum
  • kicker meets DAZN – Podcast
  • Sport Bild (36/2021) "Die Müller-Ansagen"
  • Sport Bild (36/2021) "Was Paris macht, ist Wettbewerbsverzerrung"
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