- Kevin-Prince Boateng hat vor dem Relegations-Rückspiel von Hertha BSC gegen den Hamburger SV die Rolle des Trainers eingenommen.
- Der Mittelfeldspieler bestimmte über die Aufstellung, sprach zur Mannschaft und ebnete somit den Klassenerhalt.
- Der Hamburger SV hingegen muss nach der Niederlage eine fünfte Saison in der 2. Liga verbringen.
Es war eine Mischung aus Euphorie und Erleichterung, die
Verrückt: Der Mittelfeldspieler, der während der Saison wegen schwacher Leistungen oft in der Kritik stand, schlüpfte vor dem Rückspiel in die Rolle des Trainers und nahm
Boateng ist mehr als nur der "Ballack-Treter"
Der ältere Halbbruder vom ehemaligen deutschen Nationalspieler Jerome Boateng wurde in Deutschland nicht zuletzt dadurch bekannt, dass er im Jahre 2010 im englischen FA-Cup-Finale mit
Boateng ist aber nicht nur ein Spieler mit einer harten Gangart. Er ist auch eine Führungspersönlichkeit, die in wichtigen Spielen vorneweggeht. "Heute war der
Der Mittelfeldspieler scheint für brisante Spiele gemacht zu sein. "Nach dem Hinspiel, in dem wir so schlecht gespielt und verdient verloren haben, kommst du hier in dieses Stadion. Du weißt, das ist ein Hexenkessel. Aber das ist genau das, was ich so liebe am Fußball", erzählte er. Boateng bestimmte nicht nur die Aufstellung, er sprach auch vor dem Spiel zur Mannschaft: "Ich habe die Jungs vor dem Spiel gefragt, ob sie Hunger haben. Sie alle haben gesagt, sie haben Hunger. Also habe ich gesagt, dann lasst uns rausgehen und lasst uns essen. Wir haben gegessen."
Anga Dedryck Boyata und Marvin Plattenhardt sicherten der Hertha mit ihren beiden Treffern den Klassenerhalt. Boateng behauptete, keinen Zweifel am Ligaverbleib gehabt zu haben: "Wir wussten seit gestern, dass wir genauso auftreten werden. Wir haben es einfach gespürt. Wir sind hergekommen und wussten, dass wir in der Liga bleiben. Es gab nichts daran zu rütteln."
Meffert: "Es tut mir leid für die Stadt Hamburg"
So groß die Freude bei Hertha BSC war, so groß war die Enttäuschung beim Hamburger SV. Auch im vierten Anlauf wurde der Aufstieg verpasst.
"Es tut mir leid für die Stadt Hamburg und für die Fans. Die hätten den Aufstieg verdient gehabt", sagte der Hamburger Mittelfeldspieler Jonas Meffert. "Die Stimmung war unfassbar - heute, in Berlin, in Rostock oder auch gegen Hannover. Wäre immer so eine Stimmung gewesen, hätten wir wohl ein paar Punkte mehr geholt. Leider war das wegen Corona nicht möglich."
Trotz aller Enttäuschung war der 3. Tabellenplatz das beste Saisonergebnis des Hamburger SV, seit er im Sommer 2018 aus der Bundesliga abgestiegen ist. In den vorherigen drei Spielzeiten landete der HSV stets auf Platz 4.
"Wir haben das geschafft, was wir in den letzten drei Jahren nicht geschafft haben", sagte HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld. "Wir sind zumindest in die Relegation gekommen. Natürlich wären wir sehr gerne aufgestiegen. Aber das Glück war einfach nicht auf unserer Seite. Berlin hat Einzelspieler, die den Unterschied ausgemacht haben."
HSV-Kapitän Sebastian Schonlau übte sich in Optimismus: "Niemand muss sich um uns Sorgen machen. Die Mannschaft kommt immer wieder zurück. Dass das auch im nächsten Jahr so sein wird, steht außer Frage."
Auch Wüstefeld hofft, dass die Mannschaft mit ein bisschen Abstand Positives aus der Saison mitnehmen wird. "Wir waren schon abgeschrieben. Aber die Mannschaft hat sich gefunden und stabilisiert", sagte er. "Sie hat gezeigt, dass sie in sich kompakt steht. Wir sehen die Fans, wir sehen das Umfeld. Wir greifen wieder an. Wir sind ein Team und sehen zu, dass wir mit Volldampf in die nächste Saison gehen."
Immerhin: Der HSV wird in der 2. Liga wohl auf keine Mannschaften treffen, die von Boateng aufgestellt wurde.
Verwendete Quellen:
- Interviews nach dem Spiel Hamburger SV – Hertha BSC, 23.05.2022
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