An ihm kam kein Ball vorbei, auch nicht von Mbappé oder Neymar. Manuel Neuer demonstrierte im Champions-League-Finale seine Ausnahmestellung im Tor. Zahlreiche Experten rühmen ihn, der leidtragende PSG-Coach Thomas Tuchel spricht sogar von "ein bisschen Wettbewerbsverzerrung".
Auf Krücken gestützt humpelte
Den Arm um den Nacken des Bayern-Kapitäns gelegt, könnte der ungekrönt gebliebene Trainer von Paris Saint-Germain dem im Champions-League-Finale mit 1:0 (0:0) triumphierenden Kapitän des FC Bayern im vertraulichen Zwiegespräch das gesagt haben, was er auch den Reportern erzählte.
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Tuchel spricht bei Neuer von "ein bisschen Wettbewerbsverzerrung"
Tuchel rang sich sogar noch einen kleinen Scherz ab, der 46-Jährige sprach von "ein bisschen Wettbewerbsverzerrung". Neuer war in einem großen Finale mal wieder ein grandioser Rückhalt. So wie beim Münchner Königsklassen-Triumph 2013 in Wembley gegen Borussia Dortmund oder im WM-Endspiel 2014 in Brasilien gegen Argentinien.
"Ich habe ein gutes Spiel gemacht, ein super Spiel", sagte Neuer selbst. War es sein bestes überhaupt? "Nein, das glaube ich nicht", meinte der 34-Jährige.
"Du brauchst die Torchance. Die hatten wir, die muss man dann halt reinmachen", stöhnte Tuchel. Aber gegen Neuer gelang das nicht mal Superstar
Flick: "Wir haben Manuel, den weltbesten Torhüter"
"Wir hatten heute auch etwas Glück - und Manuel Neuer zwischen den Pfosten", erklärte Thomas Müller. Bayern-Coach Hansi Flick reagierte kein bisschen erstaunt: "Wir haben Manuel, den weltbesten Torhüter."
Experten wie Medien waren sich jedenfalls einig: Neben Siegtorschütze Kingsley Coman war Neuer, der mit dem geklauten Tornetz als Umhang über den Schultern wie der legendäre Comic-Held Superman mit seinem Cape aussah, der Triple-Garant.
Auch Vorstand Oliver Kahn - einstiger Titan im Bayern-Tor, der 2001 beim vierten Münchner Königsklassen-Triumph gegen den FC Valencia drei Schüsse im Elfmeterschießen parierte - adelte Neuer: "In Deutschland hatten wir immer ganz große Torhüter, aber Manuel ist sicher einer der ganz, ganz großen."
Ist Neuer sogar der Beste? "Wenn man schaut, was er alles gewonnen hat - er ist Weltmeister geworden, hat die Champions League zweimal gewonnen und der Mannschaft dabei immer geholfen - ja, kann man sagen", meinte Kahn.
Wegen der Corona-Pandemie musste die EM in diesem Sommer auf 2021 verschoben werden. Neuer nutzte kurzerhand das Final-8-Turnier in Portugal zur Demonstration seiner Unantastbarkeit. Im Viertelfinale hatte er beim 8:2 gegen den FC Barcelona schon seinen DFB-Rivalen Marc-André ter Stegen ausgestochen.
Neuzugang Nübel wird viel Geduld aufbringen müssen
Der junge, ehrgeizige Alexander Nübel, der ablösefrei aus Schalke kam und Neuer irgendwann ablösen will als Nummer eins im Bayern-Tor, wird viel Geduld aufbringen müssen.
Neuer ist nach seiner langwierigen Fußverletzung vor der WM 2018 wieder ein Torwart-Gigant. Und nach langwierigen Verhandlungen hat er seinen Vertrag in München noch einmal bis 2023 verlängert. Dann ist er 37. Na und, scherzte Kahn in den Tagen von Lissabon. "Wenn ein Torwart älter wird, wird er nicht schlechter. Manuel Neuer ist jetzt 34 - und Gianluigi Buffon bald 50. Da kann er noch viele Jahre auf hohem Niveau spielen."
Und wie sieht sich Neuer selbst? "Ich bin der Beste, auch wenn ich nicht mehr 17 bin", sagte er unlängst dem Magazin "11Freunde". In der Nacht von Lissabon hat er dies eindrucksvoll untermauert. (dpa/AFP/lh)
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