Cristiano Ronaldo zum FC Bayern München? Eine italienische Zeitung hat am Wochenende über das Münchner Interesse an dem Superstar berichtet. FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat den Bericht als Ente abgetan - und ein Transfer von "CR7" an die Isar würde auch keinen Sinn ergeben.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der Terminus "Granate" ist in diesen turbulenten Zeiten vielleicht nicht besonders sensibel gewählt, im Kern wissen die Fans des FC Bayern aber schon, worauf Uli Hoeneß mit seiner kecken Aussagen vor ein paar Wochen hinaus wollte.

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Der FC Bayern beschreitet einen sanften Übergang, manche würde von einem Umbruch sprechen, der dem Rekordmeister in den nächsten beiden Jahren bevorsteht. Weil einfach wichtige Spieler den Klub verlassen werden oder bereits verlassen haben.

Und wer im Konzert der ganz Großen auch weiterhin mitspielen will, wer zu den Top-5-Adressen des Weltfußballs gehören will, der muss eben auch in den Transferperioden klotzen und nicht nur kleckern. Deshalb das Vorpreschen von Hoeneß.

Spielern wie Niklas Süle, Sebastian Rudy, Serge Gnabry und sogar Rekordeinkauf Corentin Tolisso hat Hoeneß damit nicht unbedingt einen Gefallen getan.

Sie fallen nach landläufiger Meinung durch das "Granaten"-Raster, obgleich es sich um vier große Talente handelt, die den Bayern ganz sicher weiterhelfen werden.

Am Wochenende hat nun die "Gazzetta dello Sport" die aktuell wahrscheinlich größte fußballerische "Granate" weltweit mit dem FCB in Verbindung gebracht: Cristiano Ronaldo.

Doch FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat den Bericht bereits dementiert und spricht von einer Ente. Ohnehin würde ein Wechsel keinen Sinn ergeben - vor allem aus zwei Gründen.

Erstens: Cristiano Ronaldo ist viel zu teuer für den FC Bayern

Jahrzehnte hat selbst der Bundesliga-Krösus einen großen Bogen um die Mega-Stars des Fußballs gemacht. Die Bayern haben ganz sicher auch teuer und manchmal auch verschwenderisch eingekauft.

Aber in München sind nie (ausländische) Stars gelandet wie Cruyff, Maradona, Zidane, Ronaldo, Ronaldinho, Messi oder eben "CR7". Diese Spieler waren selbst für die Bayern mit ihrem sagenumwobenen Festgeldkonto unerreichbar.

Die Geschichte um Cristiano Ronaldos Steuereskapaden treibt den sichtlich gekränkten Portugiesen nun aber weg von seinem geliebten Real Madrid. Ronaldo schmollt und hat überstürzt seinen Abschied von den Königlichen angekündigt - just in der Phase, wo er mit Real so erfolgreich wie nie zuvor ist.

Ex-Klub Manchester United soll ein heißer Kandidat sein, dazu der englische Meister FC Chelsea. Beides Klubs, die unter anderem aufgrund des wahnsinnigen TV-Vertrags in der Premier League dazu imstande wären, die kolportierten 200 Millionen Euro an Ablöse für Ronaldo aufzubringen.

Die Bayern haben gerade erst für Tolisso so viel Geld wie noch nie in ihrer Geschichte ausgebeben. Und trotzdem bewegt sich die Ablösesumme von mehr als 40 Millionen Euro für den Franzosen auf einem geradezu lächerlichen Niveau.

Ronaldo, der in Madrid noch einen Vertrag bis 2012 besitzt, würde rund das Fünffache kosten. Dazu verdient er bei Real rund 35 Millionen Euro brutto im Jahr. In München ist Robert Lewandowski mit rund 15 Millionen Euro der Topverdiener.

Das allein zeigt schon: Cristiano Ronaldo und der FC Bayern passen nicht zusammen.

Und es passt auch nicht, dass Ronaldo mit mittlerweile 32 Jahren auch kein entwicklungsfähiges und später noch teurer wieder veräußerbares Spekulationsobjekt mehr ist - sondern ein Spieler im Herbst seiner Karriere, der noch diesen einen ganz großen Vertrag unterschreiben wird.

Nur der schillernde Name Cristiano Ronaldo hätte dazu führen können, dass sich die Anteilseigner und Premiumsponsoren der Bayern zusammentun, um diese wohl einmalige Chance doch irgendwie finanziell zu stemmen.

Aus Marketingsicht wäre "CR7" eine Goldgrube.

Zweitens: Cristiano Ronaldo ergibt sportlich für den FC Bayern keinen Sinn

Doch ist es das wert, wo doch auch die rein sportliche Perspektive dagegen spricht?

Ronaldo hat sein Spiel unter Zinédine Zidane in Madrid in den letzten beiden Jahren noch einmal prägnant umgestellt.

Ronaldo hat sich auf seinen alten Tage noch einmal in vielen Disziplinen verbessert, er hat mehr Strafraumpräsenz, ist kälter im Torabschluss, schont sich endlich in den vielen unwichtigen Spielen der Primera Division, um dann in den wichtigen Partien in der Endphase der Saison voll da zu sein.

Siehe seine Torflut in der Königsklasse gegen die Bayern, Atlético und Juventus. Kurzum: Er ist der derzeit beste Mittelstürmer der Welt.

Ronaldo ist mit seinen Fähigkeiten kein klassischer Außenbahnspieler mehr, sondern im Strafraum aktuell der wohl beste Spieler der Welt.

Aber einen Zentrumsangreifer von Weltformat haben die Bayern bereits in ihrem Kader. Und es erscheint absolut ausgeschlossen, dass Lewandowski und Ronaldo in ein paar Wochen abwechselnd im Sturm der Bayern auflaufen werden.

Die Münchener suchen einen Backup für den Polen - und kein Upgrade, das am Ende noch zu einem Dauerzwist führt, wenn es um die Einsatzzeiten geht.

Sollte Cristiano Ronaldo Madrid und Spanien tatsächlich verlassen - und danach sieht es im Moment doch sehr aus - dann sind die Bayern keine echte Option.

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