Die Großen zittern wieder einmal vor einer Blamage gegen die Kleinen: Am Freitag beginnt mit der 1. Runde im DFB-Pokal die neue Fußballsaison. Und auch diesmal dürfte bei den etablierten Teams wieder die Angst vor dem Aus gegen einen Amateurklub umgehen. Aber welcher Underdog hat das Potenzial, zum Pokalschreck zu werden?

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Alle Jahre wieder erwischt es gleich in der 1. Runde des DFB-Pokals einen Profiklub gegen einen Dorfverein. Bei den einen ist die Scham groß, die anderen bejubeln ihren Sieg wie Schalke 04 wohl ihre erste Bundesliga-Meisterschaft feiern würde.

Da war in der vergangenen Saison zum Beispiel der Viertligist Berliner AK, der die TSG 1899 Hoffenheim sensationell mit 0:4 nach Hause geschickt hat. Aber schon in Runde zwei schieden die Berliner nach einem 0:3 gegen den TSV 1860 München dann doch sang- und klanglos aus. Nur ein weiterer Amateurverein schaffte es im vergangenen Jahr über die Auftakthürde.

Aber auch für Wormatio Worms war nach dem Erfolg gegen die Hertha aus Berlin in Runde zwei Schluss - das aber äußerst knapp im Elfmeterschießen gegen den 1. FC Köln. Ein richtiger Pokalschreck sieht dennoch anders aus. So kam im vergangenen Jahr die einzige Pokalüberraschung aus Offenbach. In Runde eins schlug der Drittligist die frisch aufgestiegenen Fürther, dann folgten Union Berlin und Fortuna Düsseldorf, ehe Wolfsburg im Viertelfinale dann doch eine Nummer zur groß war.

Hoffenheim, Hamburg und Hannover sind gewarnt

Und in dieser Saison? Wer hat da das Potenzial einen Überraschungscoup zu landen? Da ist zum Beispiel der Fünftligist SV Schott-Jena, der am Sonntag den Hamburger SV empfängt. Und der HSV blamiert sich ja besonders gerne auf der Pokal-Bühne. Die Niederlagen in Eppingen und Geislingen sind legendär, in der vergangenen Saison gab es mit dem 2:4 beim Karlsruher SC schon die siebte Pleite gegen einen "Kleinen".

Und nach dem 0:4 im Testspiel bei Dynamo Dresden hängt bei den Hanseaten ohnehin der Haussegen schief. "Der HSV hat einen großen Namen. Wir können uns nicht immer blamieren", schimpfte Trainer Thorsten Fink. Ebenso gewarnt ist Finks Kollege Mirko Slomka von Hannover 96, er ordnete vor dem Spiel beim Regionalligisten Victoria Hamburg sogar ein Geheimtraining an.

Auch in Hoffenheim ist man nach der vergangenen Horror-Saison mit dem Pokal-Aus in Runde eins gewarnt. So lässt Trainer Markus Gisdol mit den Bällen aus der Bremen-Liga trainieren, damit es bei Aumund-Vegesack aus der fünften Liga am Samstag nicht wieder ein böses Erwachen gibt.

RB Leipzig will Überraschung wiederholen

Der klassentiefste Verein kommt in diesem Jahr aus Neckarsulm. Die Sport-Union trifft am Samstag auf den 1. FC Kaiserslautern. Dass ausgerechnet hier eine Überraschung ansteht, ist aber eher unwahrscheinlich. Schließlich stehen die Lauterer nach zwei Spieltagen in der 2. Liga mit der Maximalausbeute von sechs Punkten auf dem zweiten Platz.

Wahrscheinlicher ist da schon, dass der nächste Pokalschreck erneut aus der 3. Liga kommt. Am Freitagabend empfängt RB Leipzig den FC Augsburg. Schon 2011 ließ der vom Brausehersteller Red Bull finanzierte Klub im Pokal aufhorchen und warf als Regionalligist den VfL Wolfsburg raus. In der 2. Runde war es damals Augsburg, der RB mit 1:0 besiegte.

Seitdem hat sich aber einiges getan. Leipzig spielt mittlerweile nicht nur in der 3. Liga, sondern hat auch kräftig in den Kader investiert, insgesamt 1,38 Millionen Euro. Zum Vergleich: die restlichen Drittligaklubs steckten zusammen gerade einmal 140.000 Euro in ihre Teams. Kein Wunder also, dass 15 der 20 Drittliga-Trainer RB zum Aufstiegsfavoriten wählten.

Rehden hat das große Los gezogen

Doch davon haben die Leipziger im Pokal reichlich wenig. So ist Trainer Alexander Zorniger vor dem Spiel am Freitagabend denn auch zurückhaltend: "Wir gehen mit der Selbstsicherheit eines Teams in die Partie, das seit über einem Jahr kein Pflichtspiel verloren hat", sagte er, "aber auch mit der Demut einer Mannschaft, die zwei Klassen unter dem Gegner spielt."

Ganz anders geht der Titelverteidiger aus München in seine Erstrundenpartie am Montagabend gegen den Regionalligisten BSV SW Rehden. "Die erste Runde werden wir schon überstehen", sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge lapidar.

Für die Gastgeber aus der 1.800 Seelen-Gemeinde in Niedersachsen dürfte das auch vollkommen in Ordnung sein, sie haben mit den Münchnern das große Los gezogen - unabhängig davon, wie das Spiel ausgeht. Alleine durch die Live-Übertragung nimmt der Viertligist fast 400.000 Euro ein, der Stadion-Umzug nach Osnabrück spühlt weiteres Geld in die Kasse.

Für die Münchner zählt hingegen wieder einmal nur der Pokalsieg am Ende der Saison. "Wir wollen wieder nach Berlin und unseren Titel verteidigen", sagt Rummenigge. Aber das versteht sich beim Anspruch des Triple-Siegers von selbst.

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