Das 4:0 des FC Bayern München im DFB-Pokal gegen den SSV Ulm lieferte erste Erkenntnisse, wer unter dem neuen Trainer Vincent Kompany die Gewinner und Verlierer sind.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Es mag für den FC Bayern München eine Pflichtaufgabe gewesen sein, in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm zu gewinnen. Ordentlich gefeiert wurde trotzdem. Als das 4:0 vorüber war, hüpften mehrere Bayern-Spieler freudig vor dem Fanblock auf und ab. Die Erleichterung, das erste Pflichtspiel unter Trainer Vincent Kompany erfolgreich beendet zu haben, war offenbar groß.

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"Wichtig war für mich, dass die Mannschaft gewonnen hat und Energie gezeigt hat", sagte Kompany danach "Sky". Er sah viele gute Dinge, aber auch Kritikpunkte: "Positiv war, dass wir in den Zweikämpfen stark waren, wir haben die zweiten Bälle erobert und waren ganz gut im Gegenpressing." Das Spiel mit dem Ball sei in der 1. Halbzeit dominant gewesen, zu Beginn der 2. Halbzeit allerdings fehleranfällig. "Aber ich hatte auch erwartet, dass nicht immer alles zu 100 Prozent klappt. Wichtig war, dass wir die Disziplin behalten haben", so Kompany.

Müller erkennt Verbesserung gegenüber Vorsaison

Thomas Müller bewertete den Einfluss des Trainers positiv: "Wenn man sich anschaut, wie die Offensivspieler gegen den Ball arbeiten, wenn wir diesen verlieren, wenn man sich anschaut, wie wir die Zweikämpfe führen, dann ist ein deutlicher Unterschied erkennbar zu dem, was uns letztes Jahr nicht gutgetan hat."

Taktisch setzte der FC Bayern auf ein hohes Pressing und lange Ballbesitzphasen mit Tempowechseln. Besonders effektiv war der Spielaufbau mit langen Chipbällen. Der Angriff zum 1:0 resultierte aus einem langen Pass durch Rechtsverteidiger Josip Stanisic. Das 2:0 wurde durch einen langen Ball von Innenverteidiger Min-Jae Kim in die Spitze eingeleitet. Nachdem Joshua Kimmich beim ersten und Serge Gnabry beim zweiten Treffer den Ball weiterleiteten, stand Thomas Müller beide Male richtig und beförderte den Ball ins Netz.

Kompany vertraut Spielern, die unter Tuchel nur Ersatz waren

Auffällig: Trainer Vincent Kompany setzte auf Spieler, die unter Vorgänger Thomas Tuchel einen schweren Stand hatten. Müller war bei Tuchel oft nur Ersatz, rechtfertigte nun aber seinen Startelf-Einsatz mit zwei Toren. "Es macht Spaß, ich fühle mich gut und bin körperlich gut drauf", sagte Müller danach dem "ZDF". Kompany lobte den Routinier: "Er ist ein Spieler, der immer motiviert ist wie bei einem Champions-League-Finale."

Auch Flügelspieler Gnabry blickt auf eine schwierige beziehungsweise in seinem Fall verletzungsgeplagte Saison zurück, spielte allerdings eine starke Vorbereitung und stand nun gegen Ulm in der Startelf. Selbiges traf auf den Offensivspieler Mathys Tel zu, der unter Tuchel nicht über die Rolle des Einwechselspielers hinauskam. Innenverteidiger Eric Dier hingegen, in der Rückrunde unter Tuchel stets gesetzt, schmorte in Ulm die kompletten 90 Minuten auf der Ersatzbank.

Trainer setzt auf einen breiten Kader und Rotationen

Ebenfalls bemerkenswert: Die beiden Neuzugänge Michael Olise und Joao Palhinha, die zusammen eine Ablöse von mehr als 100 Millionen Euro gekostet haben sollen, kamen lediglich von der Bank. Olise zeigte nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung seine Qualität, indem er das 3:0 für Kingsley Coman vorbereitete. Der eingewechselte Harry Kane sorgte schlussendlich mit dem 4:0 für den Endstand.

Kompany kündigte an, dass Rotationen für ihn in der bevorstehenden Saison wichtig sind: "Wir haben in den nächsten vier Monaten 30 Spiele. Da brauchst du einen Kader, eine Mannschaft. Letzte Saison gab es viele Verletzte. Daher sind alle Spieler wichtig."

Goretzka nicht im Kader – Bayern will den Mittelfeldspieler offenbar loswerden

Leon Goretzka allerdings scheint unter Kompany keine Rolle zu spielen und stand nicht einmal im Kader. Sportvorstand Max Eberl sagte beim "ZDF": "Wir haben einen sehr, sehr guten Kader, wir haben im Mittelfeld noch mal nachgelegt. Joshua Kimmich kommt ins Mittelfeld zurück. Und Spieler wissen, wenn ihre Situation schwierig sein kann." Damit dürfte Goretzka gemeint sein.

Laut Informationen von "Sky" möchte der FC Bayern Goretzka noch in diesem Sommer loswerden, um dessen Gehalt zu sparen. Wohin er wechseln könnte? Atlético Madrid ist laut der "Bild" interessiert. Zudem hat laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" der SSC Neapel Goretzka im Visier. Das Problem ist nur: Laut "Sky" möchte Goretzka, der noch einen Vertrag bis Sommer 2026 besitzt, München überhaupt nicht verlassen.

Und wie beurteilt Kimmich die Situation seines Mitspielers? "Das ist nicht meine Entscheidung. Ich kann aus Spielersicht nur sagen, dass ich sehr gerne mit Leon auf dem Platz stehe", antwortete er. "Wir alle wissen, dass wir sehr gute Freunde sind, dementsprechend tut es mir für ihn ein bisschen leid. Aber das ist die Entscheidung des Trainers und des Vereins. Ich weiß nicht, was für Gespräche da geführt wurden."

Es dürften aus Sicht von Goretzka keine erfreulichen Gespräche gewesen sein.

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