• David Alaba ist Österreichs bester Fußballspieler der Neuzeit.
  • Der Rekord- und Titelsammler fand einst, wie einige andere auch, in Louis van Gaal seinen wichtigsten Förderer.
  • Mit nun 30 Jahren gehört er zu den besten Innenverteidigern der Welt.
Ein Porträt
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Es gab mal eine Zeit, da trug der FC Bayern München das Siegel seiner Nachwuchsakademie mit stolz geschwellter Brust vor sich her. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Holger Badstuber und Thomas Müller, aber auch Christian Lell oder Diego Contento: Das waren selbst ausgebildete Kräfte, Leistungsträger, Ikonen, Weltmeister. Alle mit Münchener Bezug, teilweise schon als Kinder Spieler des FC Bayern.

Und dann gab es diese andere Fraktion, die die Bayern auch gerne als ihre Jugendspieler ausgaben, die in Wirklichkeit aber gar nicht oder kaum in München ausgebildet wurden. Pierre-Emile Højbjerg, Toni Kroos, Emre Can - oder David Alaba. Der hat zwar fast sein halbes Leben beim FC Bayern verbracht, ein "echtes" Eigengewächs ist Alaba deshalb aber noch lange nicht. Auch wenn die Bayern immer versucht hatten, diese schöne Geschichte zu erzählen.

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Glücksfall Louis van Gaal: Er fördert David Alaba

David Alaba war einmal so etwas wie der frechste unter den frechen Spielern beim FC Bayern. Der 17-Jährige, der in einem seiner ersten Spiele in der Bundesliga dem Weltstar Franck Ribery lautstark Anweisungen gibt, ihm sogar zupfeift, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Der als gelernter Angreifer nun hinten links in der Abwehr für Stabilität sorgen soll, obwohl er die Position nie zuvor gespielt hatte - und dies auf Anhieb und ohne jede Anpassungsschwierigkeit vollbringt.

Der keine anderthalb Jahre benötigt, um bei den Bayern von der U 17 über die U 19 und die zweite Mannschaft in der Startaufstellung bei den Profis zu landen, dem damaligen Trainer Louis van Gaal sei Dank. Der Niederländer war es, der (wie schon bei Badstuber und Müller) sofort des Potenzial und die Befähigung des Nachwuchsspielers erkannte und Alaba nicht nur nach oben in den Bundesliga-Kader zog, sondern ihm auch Spielzeiten und die ungewohnte Position anvertraute.

"Wenn ich Spieler in die A-Mannschaft nehme ist es immer so, dass sie auch spielen können. Das mache ich, weil ich sehr viel Vertrauen in diese Spieler habe. Hätten sie die Qualität nicht, dann hätte ich das nicht gemacht", sagte van Gaal damals und erntete dafür erhebliche Kritik. Die Bayern und ihr Trainer steckten in einer heiklen Situation: Das ganze Experiment mit dem Fußballlehrer van Gaal drohte im Winter 2010 zu kippen, noch ehe es so richtig begonnen hatte.

Von Meisterschaft bis Pokal: Alabas unglaubliche Liste an Erfolgen

In so einer schwierigen Phase setzen die meisten Trainer auf bewährte Kräfte, auf Zuverlässigkeit, Erfahrung, Routine. Van Gaal setzte auf die Jugend, weil sie ihm schlicht besser geeignet schien als einige andere, etablierte Spieler. Er setzte auf David Alaba. "Er ist ein linker Außenverteidiger, auch wenn er selbst das nicht denkt", sagte van Gaal - was im Rückblick ein nicht minder sensationelles Bonmot sein sollte wie sein berühmtes "Müller spielt immer".

Denn das, was sich in einem Bundesligaspiel gegen Greuther Fürth, Alabas erstem Spiel in der Bundesliga, andeutete, wurde später tatsächlich zu einer Weltkarriere. Am 24. Juni wird der Österreicher 30 Jahre alt, in den rund 13 Jahren seiner Karriere hat er elf nationale Meisterschaften eingefahren und sechs DFB-Pokalsiege, dazu drei Mal die Champions League gewonnen. Er hat bisher nur für die Bayern und Real Madrid als Profi-Fußballer gespielt, zwei der größten Klubs der Welt und war beziehungsweise ist dort Stammspieler.

Trainer Andreas Herzog: "Ein Segen für den österreichischen Fußball"

In seiner Heimat gilt Alaba als bester Fußballspieler der Neuzeit. "Der Bursche ist schon sehr weit. Ein wunderbarer Linksfuß mit tollen Bewegungen und mit 17 Jahren schon sehr reif. Er ist ein Juwel, ein Segen für den österreichischen Fußball", sagte Andreas Herzog. Das war im Sommer 2010, Herzog war Trainer der U-21-Auswahl seines Landes und Alaba einer seiner wichtigsten Spieler.

Es ist müßig Vergleiche mit dem sagenhaften Matthias Sindelar oder Herbert "Schneckerl" Prohaska oder dem Krankl Hans anzustrengen, die Zeiten waren eben andere. Was man aber sagen kann: So gut, so beständig weltklasse wie Alaba war noch kein österreichischer Fußballer zuvor. Vielleicht gewinnt er deshalb auch die Wahl zum Fußballer des Jahres fast in Serie, mittlerweile schon acht Mal in zwölf Jahren. Da ist es schon fast ein Jammer, dass Alabas Zeit im Nationalteam immer etwas ruckelig war und kaum von Erfolgen gekrönt.

Abwehrchef im ÖFB-Team

Überhaupt blieb das Verhältnis zu den Fans zu Hause in Österreicher immer etwas frostig. In München war es so, dass Alaba nach seinem Durchbruch zur Weltklasse auf dem linken Flügel plötzlich ins defensive Mittelfeld drängte, später dann in die Innenverteidigung.

Raus aus der Peripherie, hinein ins Zentrum des Spiels. So sollte das auch im ÖFB-Team laufen, die Debatten um Alabas Position - auf der linken Seite oder doch als Sechser oder als Achter - bestimmten über Jahre den Diskurs um die Mannschaft. Unter Österreichs neuem Trainer Ralf Rangnick spielte er zuletzt als linker Innenverteidiger. So, wie er das seit Jahren bei den Bayern tat und mittlerweile bei Real Madrid tut.

Irgendwann fanden sie bei den Bayern es doch eine ganz brauchbare Idee, den wilden Hund eine Linie weiter nach innen zu versetzen. Alaba setzte sich auf seiner neuen Position fest und gilt seitdem als einer der besten Innenverteidiger der Welt. Auch wenn in den entsprechenden Rankings und Bestenlisten immer andere vor ihm stehen.

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"Sie können ruhig deutsch mit mir reden, ich bin Österreicher"

Abseits des Platzes fällt er schon ab und zu durch ein paar Extravaganzen auf, ebenso legendär wie unfreiwillig auch sein Dialog mit dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, der Alaba bei einem Besuch beim Nationalteam offenbar in purer Unkenntnis wer da vor ihm stand auf englisch ansprach. "Sie können ruhig deutsch mit mir reden, ich bin Österreicher", war Alabas lakonische Antwort auf Platters Frage nach dem werten Befinden.

"How do you do" wurde in Österreich daraufhin zu einem geflügelten Spruch. Für Alaba sprang eine Nebenrolle im Video einer Soul-Band heraus, Platter fand sich im Zentrum eines veritablen Shitstorms wieder.

Für das Nationalteam will Alaba auch weiter spielen, Gedanken an einen Rückzug im fortgeschrittenen Fußballeralter gibt es nicht. Die Europameisterschaft in Deutschland in zwei Jahren ist das ganz große Ziel, die Qualifikation wäre für Alaba dann auch so etwas wie ein sich schließender Kreis. In Deutschland, bei den Bayern, hat das alles begonnen. Wobei: So ganz stimmt das ja nicht.

Das erste Spiel in einer Profimannschaft absolvierte Alaba - da dachte er wahrscheinlich noch nicht mal an einen Wechsel nach München - bei seinem "wahren" Ausbildungsklub Austria Wien. Es war ein Testspiel gegen den Floridsdorfer AC, einen Wiener Stadtteilverein, im Januar 2008. David Alaba war damals 15 Jahre und 208 Tage jung.

Verwendete Quellen:

  • fcbayern.com: Alle loben Rekordmann Alaba
  • diePresse.com: David Alaba: Ein Juwel und ein Schlawiner
  • Austria Archiv: Saison 2007/08
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