Defensiver und konzentrierter ist der entthronte Weltmeister das Projekt Wiedergutmachung angegangen. Und die Fans sind nach dem 0:0 gegen den aktuellen Champion Frankreich wieder versöhnlicher gestimmt. Sogar ein Sieg wäre für das Löw-Team drin gewesen.

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Diese Nullnummer lässt hoffen. Mit voller Konzentration und großer taktischer Disziplin hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister Frankreich beim Neustart nach dem WM-Debakel ein 0:0 abgetrotzt. In einer mutigen Schlussphase wäre bei vielen Chancen sogar ein Sieg möglich gewesen. Zum Auftakt der neuen Nations League setzten die entthronten Titelträger die Forderung von Bundestrainer Joachim Löw nach Stabilität und neuer Leidenschaft konsequent um. Als Lohn gab es am Donnerstag in der mit 67 485 Zuschauern ausverkauften Münchner Allianz Arena immerhin einen Punkt, der in dem neuen Wettbewerb vor den schweren Auswärtspartien in Holland und Frankreich im Oktober alle Möglichkeiten offen lässt.

Nach dem Teilerfolg zum Neustart geht es für die Löw-Auswahl am Sonntag im Test in Sinsheim gegen Peru weiter, wenn der Bundestrainer personell wohl mehr experimentieren wird.

Applaus und Anfeuerungsrufe

"Es liegt an der Mannschaft, den Funken bei den Fans wieder zu zünden", hatte Löw für den Neustart nach dem WM-Debakel als Losung ausgegeben. Da half es, dass die deutschen Anhänger die Mannschaft trotz der Enttäuschung von Russland mit wohlwollendem Applaus und Anfeuerungsrufen empfingen. In der zweiten Halbzeit wurden die Fans für ihre Geduld belohnt, nur der durchaus verdiente Siegtreffer wollte nicht gelingen.

Zurück zum Erfolgsrezept

Und der entthrone Weltmeister war gewillt, Wiedergutmachung zu betreiben und präsentierte sich zumindest als kompakte Einheit. Als Konsequenz auf die "fast schon arrogante Spielweise" (Löw) bei der WM wählte der Bundestrainer eine deutlich defensivere Variante im 4-1-4-1-System mit vier gelernten Innenverteidigern in der Abwehrkette. So war Deutschland auch einst in die so erfolgreiche WM 2014 gestartet.

Engagierter Thomas Müller

Neben den gestandenen Innenverteidigern Mats Hummels und Jérôme Boateng bekam es dabei Antonio Rüdiger auf links mit dem pfeilschnellen und abgezockten Jungstar Kylian Mbappé zu tun und erledigte den Job ganz ordentlich. Auf rechts verteidigte der Gladbacher Matthias Ginter anstelle von Joshua Kimmich, der auf die Position sechs vorrückte. Dort hatte der Bayern-Mann einst sein Debüt im DFB-Team gegen die Slowakei gegeben. Aber auch die Offensive leistete engagiert Defensivarbeit wie etwa Thomas Müller.

Eingespielte Franzosen

Entsprechend intensiv ging es im Duell zwischen dem alten und neuen Weltmeister zu Werke, ein Freundschaftsspiel war die Begegnung jedenfalls nicht. Die deutsche Mannschaft agierte hochkonzentriert und versuchte Löws Aufforderung, das eigene Tor "auf Teufel, komm' raus" zu bewachen, auch umzusetzen. Schließlich stand auf der Gegenseite der Weltmeister, der bis auf den Torhüter (Alphonse Areola für den verletzten Hugo Lloris) mit der gleichen Startelf wie im WM-Finale antrat. Das machte sich bemerkbar, die Franzosen wirkten eingespielter und waren wie schon bei der WM extrem diszipliniert.

Wenig Torchancen

Dass es angesichts dieser Konstellation nicht zu vielen Torchance kommen würde, war klar. Ein Schüsschen von Timo Werner (18.) und ein Kopfballversuch von Rüdiger und Hummels (35.) waren im ersten Durchgang noch die besten Torannäherungen auf deutscher Seite. Viel ließ die Équipe Tricolore nicht zu. Toni Kroos, der vor dem Spiel als Deutschlands "Fußballer des Jahres" geehrt worden war, versuchte mal mit Diagonalbällen für Überraschungsmomente zu sorgen - aber ohne Erfolg. So hatten Werner und Marco Reus einen schweren Stand.

Intensives Spiel in der zweiten Halbzeit

Auf der Gegenseite prüften Olivier Giroud per Kopf (36.) und Mbappé mit einem eher harmlosen Freistoß (43.) den deutschen Keeper Manuel Neuer. Kurz vor der Pause sorgte noch einmal Giroud per Hackentrick für Gefahr (45.+1).

Interessanter wurde es bei einsetzendem Regen in der zweiten Halbzeit, als beide Mannschaften - womöglich auch wegen der schwindenden Kräfte - zu mehr Chancen kamen. Die DFB-Elf konnte sich auf Neuer verlassen, der zweimal gegen Antoine Griezmann parierte (49. und 64.). Im direkten Gegenzug nach dem zweiten Versuch des französischen Torjägers bot sich Marco Reus die große Chance zur deutschen Führung, als er Areola zu einer Parade zwang. Ebenso musste der PSG-Keeper bei einen Schuss von Hummels eingreifen (72.) und einem Versuch von Müller aus der Distanz (75.) zupacken.

Auftritt von Ilkay Gündogan

Zwischendurch hatte Löw versucht, mit der Hereinnahme von Ilkay Gündogan einen neuen Impuls zu setzen. Ein besonderer Moment auch für den Mittelfeldspieler, der vor der WM noch wegen des umstrittenen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan angefeindet worden war. Diesmal gab es größtenteils Applaus.  © dpa

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