Der bekannte Fußball-Stammtisch auf Sport1 geht nach der Sommerpause in seine 26. Saison. Florian König löst Thomas Helmer als Moderator ab und machte eine gute Figur. Ein früherer Vorwurf bleibt, diesmal auch bedingt durch Gast Hasan Salihamidzic: Der Doppelpass war mal wieder sehr Bayern-lastig.

Eine Kritik
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Der "Doppelpass" ist zurück aus der Sommerpause. Der Fußball-Stammtisch geht in einem veränderten Gewand in seine inzwischen 26. Saison. Neben einem neuen Set gibt es in Florian König auch einen neuen Moderator. Wie hat sich der 53-Jährige geschlagen? Wie war die Tonalität der Sendung? Wie ging es thematisch zu? Wir haben uns den Traditions-Talk näher angeschaut.

König will den "Doppelpass" nicht neu erfinden

Der Neue: Florian König übernimmt von seinem Vorgänger Thomas Helmer, der die Sendung sechs Jahre lang moderiert hatte. König kommt als Journalist ursprünglich aus dem Fußball, auch wenn er in den vergangenen Jahren vor allem bei RTL als Formel-1-Moderator tätig war. Er kehrt damit sozusagen zu seinen Wurzeln zurück.

In der Sport Bild hatte er angekündigt, dass man unter seiner Leitung den Fußball weiter in all seinen Facetten aus allen Blickwinkeln abbilden wolle. "Wir sind der Südtribüne sicherlich näher als der VIP-Loge, aber auch die soll sich vertreten fühlen. Der Doppelpass soll relevant bleiben, und wenn sich die Relevanz noch steigern lässt, wäre das großartig", sagte er. Und kündigte an: "Ich maße mir nicht an, das Rad neu erfinden zu wollen. Der Doppelpass ist eine Erfolgsgeschichte, die ich weiterschreiben möchte."

Almuth Schult musste leider absagen

Die Gäste: König hatte in Stefan Effenberg einen meinungsstarken Gast. Almuth Schult, die bei der EM als Expertin überzeugen konnte, musste nach einer Verletzung im Training absagen. Außerdem waren die Journalisten Carlo Wild, Florian Wichert und Mounir Zitouni in der Runde zugegen. König konnte für sein Debüt zudem Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic gewinnen, für ihn war es die erste Teilnahme am "Doppelpass". Hinzu kam Co-Moderatorin Jana Wosnitza.

Während Effenberg wie immer viel Meinungsfreude in die Sendung brachte, ließ sich ein lockerer und aufgeräumter Salihamidzic nur wenig entlocken. Die Journalisten der Runde sorgten für eine breitere Diskussion, ohne große Akzente zu setzen. Deshalb hätte jemand wie Schult der Sendung mit ihrer offenen Art fraglos gut getan.

Gut: Zuletzt öfter kritisierte Brachial-Sprüche unter der Gürtellinie blieben aus.

Effenberg sorgte für Diskussionsstoff

Die Sendung: Der "Doppelpass" kommt zum Auftakt seiner 26. Saison äußerlich in einem leicht veränderten Gewand daher, mit einem neuen Set mit roten Stühlen, die an den Start vor 26 Jahren erinnern sollen. Sport1 vermied es aber, das Erfolgskonzept des Stammtischs nach der Sommerpause auf links zu drehen, auch visuell.

Thematisch nahm die Sendung zunächst schnell Fahrt auf: Ein kurzer Beitrag zum BVB und zu Erling Haaland brachte sehr schnell den FC Bayern ins Spiel, doch ehe sich Salihamidzic zu etwaigen FCB-Überlegungen näher äußern konnte, wechselte König zurück zum BVB. Schade, denn "Brazzo" hatte die Steilvorlage geliefert, als er sagte, da müsse "man hinschauen, sonst wären wir ja Vollamateure".

Effenbergs Bauchgefühl, dass der FC Bayern Probleme bekomme und seine These, es sei in der kommenden Saison so einfach wie in den vergangenen zehn Jahren nicht, Meister zu werden, bestimmte die Diskussion über den Titelkampf. Ganz steile Thesen oder deftige Hau-drauf-Aussagen blieben aus, und auch ganz neue, harte Fakten gab es kaum. Wie ist das Feedback der Stars zu Nagelsmann? Salihamidzic: "Positiv. Er hat das Training verändert, und wir wollen in die gleiche Richtung". Bekommt Nagelsmann Zeit, um Titel zu holen? "Wir alle haben keine Zeit. Wir wollen Titel, die Fans wollen Titel, Julian will Titel. Wir wollen das gemeinsam managen".

Salihamidzic über Sane und Gnabry: "Die müssen den nächsten Schritt machen."

Vor allem für Bayern-Fans war die Sendung kurzweilig und informativ. Zum Beispiel, als Salihamidzic erläuterte, dass man Spieler nicht nur mit Geld, sondern auch einem Gesamtangebot locke, mit Werten, Historie und Zielen. In Sachen Kader blieb er reserviert. "Wir müssen schauen, was möglich ist und halten die Augen offen", sagte er: "Es bewegt sich noch nicht richtig viel. Wir werden das machen, was für uns möglich ist." Stattdessen nahm er Spieler wie Leroy Sane und Serge Gnabry in die Pflicht. "Die müssen den nächsten Schritt machen." Auch einen Blick in seine Gefühlswelt nach der Kritik der Bayern-Fans gewährte er ("Die ersten eineinhalb Jahre waren nicht einfach").

Sehr interessant wurde es, als es darum ging, ob sich eine Verpflichtung des ablösefreien Lionel Messi durch Trikotverkäufe oder andere Einnahmen nicht refinanzieren lasse. Eine Frage, die sich viele Fans stellen. Doch keine Chance. "Ich höre da Summen, die wir uns beim FC Bayern nicht vorstellen können", so Salihamidzic.

Keine Frage: Durch Salihamidzic bedingt ging es natürlich zum Großteil um den FC Bayern, ein Kritikpunkt, der von Zuschauern aber immer wieder angeführt wird. Der Rekordmeister als Zugpferd – ein Erfolgsrezept, an dem offenbar auch unter König festgehalten wird.

Schwach: Wosnitza wurde im Publikum an der Theke platziert, was im Nachhinein unglücklich wirkt, denn sie hatte zwischendurch seltsamerweise nur zwei Kurz-Auftritte. Da half auch am Ende ihre Anmoderation der "Szene der Woche" in der Runde nicht mehr. Da kann gerne mehr kommen.

Das König-Debüt

Dunkle Hose, weißes Hemd, graues Sakko - König strahlte modisch das aus, was er sich stiltechnisch vorgenommen hatte: Eine gute Portion Seriosität, verbunden mit sportlich-lockerem Auftreten. Passend dazu das "Du", das in der Runde genutzt wurde, ohne platt oder bemüht zu wirken.

König nahm das Heft der Moderation in die Hand, hielt sich zurück, würgte aber gleich zu Beginn die aufkommende Diskussion um Haaland und den FC Bayern überraschenderweise sehr schnell ab. Da wäre mehr Tiefe möglicherweise interessant geworden.

Ansonsten überzeugte er mit seiner Gesprächsführung, band seine Gäste regelmäßig ein, ließ sie meist ausreden, kurbelte das Gespräch dazu immer wieder mit Thesen oder Aussagen an, nahm oft Vorlagen seiner Gesprächspartner auf, führte den Faden fort und vertiefte so das Thema. Wie zum Beispiel beim Thema Julian Nagelsmann oder beim Bayern-Kader, als er bei Salihamidzic mehrfach nachbohrte. Insgesamt ein souveräner und professioneller Auftritt, ein starker Start.

Der beste Spruch: "Der Spruch war witzig, das Foto ist aber einfach scheiße". Stefan Effenberg zu Thomas Müllers Instagram-Post über seine Füße und den dazugehörigen Spruch "Ich muss wohl dringend zum Nagelsmann."

Fazit: Wer mehr Seriosität wollte, kommt mit König auf seine Kosten. Er tut dem Doppelpass mit seiner Erfahrung als Moderator und Journalist merklich gut.

Klar ist: Eine Sendung steht und fällt mit den Gästen, und der sachlich-souveräne Auftritt von Salihamidzic in Verbindung mit dem meinungsstarken Effenberg sorgten für einen ordentlichen Stammtisch-Start nach der Sommerpause. Thematische Vielfalt sollte für die kommenden Wochen und Monate aber unabdingbar sein.

Verwendete Quellen:

  • Interview Sport Bild: "Im Doppelpass sollen die Fetzen fliegen". Der neue Moderator über seine Dopa-Premiere und eine Hoeneß-Zusage
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