Nur fünf Monate nach der Geburt ihres Sohnes steht Tabea Sellner wieder für den VfL Wolfsburg auf dem Platz und trifft sogar in der Champions-League-Qualifikation. Warum der Fußball mehr Tore wie dieses braucht.
Schwangerschaften im Profifußball sind immer noch selten, wenn auch nicht mehr ein solches Unikum, wie sie es noch vor einigen Jahren waren.
In den USA sind Kinder willkommen
Dass Schult gerade mit ihrer Familie in die USA zu Kansas City Current gewechselt ist, weil dort die Vereinbarkeit von Familie und Profifußball einfacher ist, zeigt, dass Deutschland in diesem Bereich noch einiges aufzuholen hat.
In Europa habe sie den Eindruck gehabt, dass die Klubs "Respekt davor haben, eine Mutter mit drei Kindern aufzunehmen", erklärte Schult kurz nach ihrem Wechsel im Interview mit "Bild.de". In Kansas ist das offenbar ganz anders: "Ich kann die Kinder mit zum Training und zu den Spielen nehmen, der Verein unterstützt, wo er kann und übernimmt die Reisekosten. Die Kinder sind immer willkommen, das gibt ein sicheres Gefühl."
Umso wichtiger ist es, dass nun auch in der deutschen Bundesliga der Frauen Erfolgsgeschichten rund um Mutterschaft und Profifußball geschrieben werden.
Geburten bergen auch immer Risiken
Selbst wenn Geburten ein natürlicher Vorgang sind, so besteht immer ein Risiko. Acht von zehn Erstgebärenden erleben Geburtsverletzungen, die natürlich eine unterschiedliche Intensität haben können. Bei manchen Frauen ist durch die Schwangerschaft und die Geburt die Beckenmuskulatur so strapaziert, dass an Sport häufig lange nicht zu denken ist. Auch Risse des Schließmuskels oder Inkontinenz kommen nach Geburten vor.
Dass Profifußballerinnen bedingt durch ihren Fitnesszustand oft kürzere Geburten erleben, legt eine Studie des American Journal of Obstetrics and Gynecology nahe. Die Häufigkeit von Geburtsverletzungen oder Kaiserschnitten lassen sich durch den Fitnesszustand indes nicht beeinflussen.
Bei aller Risikoaufklärung ist es wichtig, den positiven Beispielen Raum in der Öffentlichkeit zu geben. Denn nur so sehen Spielerinnen wie Vereine: Eine Schwangerschaft ist nicht das Karriereende, eine Schwangerschaft ist kein Verlustgeschäft für den Verein - wenn sich der darauf einlässt.
Vorbild Schult hilft Sellner
Tabea Sellners Verein, der VfL Wolfsburg, hat bereits Erfahrung mit Schwangerschaften und Reha nach der Geburt. "Ich profitiere extrem davon, dass es vor mir im Verein mit Almuth Schult bereits eine schwangere Spielerin gab", erzählt Sellner, die sich für den Schutz stillender Mütter einsetzt, im Interview mit der deutschen "Vogue".
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Zum Alltag jejdoch gehört der Umgang mit schwangeren Spielerinnen beziehungsweise Müttern in Wolfsburg noch nicht, es gibt keinerlei Routinen. Sellners Vorschlag: "Es wäre in meinen Augen wichtig, bestimmte Vorgehensweisen, die es ja auch bei anderen Trainingsausfällen wie einem Kreuzbandriss gibt, auch für Schwangerschaften zu etablieren. Quasi eine Art von Leitfaden, an dem man sich grob orientieren kann." Sellner schlägt dabei einen Austausch mit anderen Sportarten vor, da würden ja ebenfalls "Leistungssportlerinnen schwanger".
Der Fußball braucht Vorbilder
Um solche Routinen zu etablieren, braucht es noch mehr Erfahrung bei den Vereinen und Vorbilder für die Spielerinnen, damit die ihren Kinderwunsch nicht mehr aus Angst vor einem Karriereende unterdrücken.
Für Sellner, die schon immer früh Mutter werden wollte, war Schult ein solches Vorbild. Es erleichterte ihr die Entscheidung, dem eigenen Wunsch nach Kindern nachzukommen: "Dank ihrem Vorbild – und dem von Melanie Leupolz – wussten wir, dass es funktionieren kann und wie es funktionieren kann", sagt Sellner in der "Vogue".
Nun kann sie selbst zum Vorbild für nachfolgende Spielerinnengenerationen werden. Mit ihrem Tor gegen Florenz hat sie schon mal gezeigt, dass sie wieder da ist.
Verwendete Quellen
- "Bild.de": Was Almuth Schult in den USA mehr mag als in Europa
- "Ajog.org": The impact of physical activity during pregnancy on labor and delivery
- "Vogue.de": Fußballerin Tabea Sellner über Mutterschaft im Profisport und Diskriminierung beim Stillen: "Erst durch Aufmerksamkeit können wir Akzeptanz schaffen"
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