Pünktlich zur WM trifft mal wieder geballte Fußballkompetenz auf schwarz-rot-goldenen Wohlfühl-Fanatismus. Manchmal ganz schön nervig - für beide Seiten! Wir schauen uns die nervigsten Fan-Typen mal genauer an - natürlich gänzlich ohne Ironie. Und auch Klischees werden bei uns nicht bedient.
Die Fußball-Weltmeisterschaft weckt bekanntlich auch das Interesse der Menschen, die das Fußballgeschehen an 330 Tagen im Jahr nur minimal oder gar widerwillig verfolgen.
Sie treffen spätestens zu Spielen des DFB-Teams auf die Fußballfreaks, die der eigenen Meinung zufolge auch gute Nationaltrainer wären. Gesellen sich hierzu noch der Edelfan und der Spielerfrauen-Fan, ist das Chaos perfekt - sehr zur Freude des nüchternen Betrachters.
Fan-Typ 1: Der WM-1974-Gedächtnis-Fan
Nerv-Grad: 2 von 5
Typisches Zitat: "Ach, Paul Breitner und Sepp Maier, das waren noch richtige g’scheide Fußballer!"
Ist in kleinen Dosen sogar unterhaltsam. Zwar ist jede Geschichte über Paul Breitner, Sepp Maier und den Kaiser
Nervig wird’s, wenn es dann nur noch darum geht, dass früher sowieso alles besser war - und damit nicht die jüngere Vergangenheit gemeint ist, wie zum Beispiel der WM-Titel 2014.
Da könnte man ja mitreden. Doch genau darum geht’s dem WM-1974-Gedächtnis-Fan gar nicht. Er will einfach nur eins: erzählen, erzählen, erzählen - und lenkt damit jeden, der das aktuelle Spiel in Ruhe gucken will, ab.
Fan-Typ 2: Der Antisport- und Pro-Spielerfrauen-Fan
Nerv-Grad 3 von 5
Typisches Zitat: "Ach schade, dass die
Interessiert sich elf Monate im Jahr nicht für Fußball und auch während der WM für alles andere, nur nicht für Sieg und Niederlage. Es gibt ja so viel spannendere Geschichten!
Bei dieser Spezies handelt es sich überproportional häufig um Lifestyle-Beauties und WM-Fashionistas.
Ihr erster Spruch während des Spiels: "Hast du das auch gesehen, Cathy Hummels lässt ihren kleinen Sohn im Hotel!", gefolgt von: "Die Freundin von Joshua Kimmich kommt heute ja ungeschminkt ins Stadion!"
Und nach 90 Minuten fragt er dann auch noch: "Wer hat jetzt eigentlich gewonnen?"
Fan-Typ 3: Der dauernörgelnde "Möchtegern-Trainer“
Nerv-Grad 4 von 5
Typisches Zitat: "Welchen Mist hat sich der
Feindbild Nummer eins für ihn: Joachim Löw - und das schon vor dem Anpfiff. Der "Möchtegern-Trainer" stellt Marco Reus statt Mesut Özil auf und lässt Sebastian Rudy statt Leroy Sané daheim - weil er das Spiel viel besser versteht als der Bundestrainer.
Spielt in Anwesenheit seiner Freunde dann über 90 Minuten Mann im Ohr des Bundestrainers. Die Leitung auf dem Weg nach Russland ist kurz vor dem Ziel aber leider zusammengebrochen. Hebt seine Stimme gern mal an während eines Spiels, Löw muss ihn ja hören in Russland.
Fan-Typ 4: Der Hardcore-Deutschland-Fan und Grenzenlos-Optimist
Nerv-Grad 4 von 5.
Typisches Zitat: "Kommt ihr alle auf meine Finalparty?"
Geht bereits vor dem ersten WM-Spiel davon aus, dass Deutschland das Finale gewinnt. Selbst die Auftaktpleite gegen Mexiko kann ihn nicht erschüttern.
Während sich alle anderen über die unnötige Niederlage aufregen, sagt er: "Wie gut, dass die Niederlage in der Gruppenphase kommt! Jetzt weiß Jogi, wie er seine Taktik ändern muss!"
Schon für diese Aussage möchte ihn die Hälfte der Anwesenden mit seiner um den Hals hängenden Deutschland-Kette erdrosseln. Verpasst Deutschland dann doch den Titel, herrscht stundenlang absolute Funkstille.
Sagt dann plötzlich: In zwei Jahren ist EM, der Titel dort ist eh viel mehr wert.
Fan-Typ 5: Der Fußball-Freak und Turnierhasser
Nerv-Grad: 4 von 5
Typisches Zitat: "Ach, heute spielt Deutschland? Hab mir gestern noch das Champions-League-Finale angeschaut!"
Ihm ist die WM egal. Allerdings nicht, weil ihm Fußball egal wäre. Ganz im Gegenteil: Der Fußball wird so sehr geliebt, dass er Turniere mit zusammengewürfelten Mannschaften, die sich drei Mal im Jahr sehen und alle vier Jahre für vier Wochen glauben, sie wären die Allercoolsten, nicht ernst nehmen kann.
Ist einfach ein Fußballfreak, da er selbst gescheiterter Fußballer ist ("Wegen der vielen Verletzungen musste ich aufhören!").
Eine Stunde vor dem ersten Spiel der deutschen Mannschaft fragt er dann: "Ach, heute spielt Deutschland? Hab mir gestern noch das Champions-League-Finale angeschaut."
Schaut das Spiel dann aber trotzdem - obwohl Toni Kroos im Champions-League-Finale doch soooo viel besser war …
Fan-Typ 6: Der augenrollende Edelfan
Nerv-Grad: 5 von 5
Typisches Zitat: "Public Viewing? Ich schau doch nicht mit Tausenden! Und mit Bier geht schon mal gar nicht!"
Ist die komplizierteste Gattung, denn hierbei handelt es sich streng genommen gar nicht um einen Fußball-Fan. Lieber nimmt er am Tenniscourt Platz. Oder auf den VIP-Sitzen im Stadion. Feiern wie alle anderen? Macht der Edelfan nicht.
Die deutsche Fahne auf die Wange zu malen, ist genauso ein Tabu wie die Currywurst im Stadion. Der Edelfan schenkt sich Champagner ein.
Verzieht bei einem deutschen Tor keine Miene, während alle Leute um ihn herum in Ekstase und Hysterie ausbrechen. Beim deutschen WM-Sieg sagt der Edelfan: "Das war aber auch das Mindeste!“
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.