Die deutsche Nationalmannschaft hat einen nahezu perfekten Start in das WM-Turnier erwischt. Gegen Marokko gewann die DFB-Elf unter anderem dank einer überragend aufgelegten Alexandra Popp mit 6:0.

Mehr News zur Fußball-WM

Die deutsche Nationalmannschaft startet mit einem 6:0 (2:0) gegen Marokko in die WM. Zwei Tore schoss Kapitänin Alexandra Popp, auch Klara Bühl und Lea Schüller trafen. WM-Neuling Marokko zeigte sich wackelig und schoss zwei Eigentore.

Was vom Spiel hängen bleibt: Zwei Treffer von Popp, zwei Eigentore von Marokko

Endlich ging es los für die DFB-Frauen in Down Under! An Turniertag fünf der WM startete Deutschland gegen Marokko in die Gruppenphase. Und es brauchte nicht lang, bis das erste Tor fiel: Kapitänin Alexandra Popp köpfte früh zur Führung (11.), die der Mannschaft ein gutes Gefühl und Sicherheit gaben. Noch vor der Pause erhöhte Popp mit einem kuriosen Rückentreffer nach Eckball (39.).

Direkt nach der Pause sorgte das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Rectangular Stadium in Melbourne für Vorentscheidung: Klara Bühl netzte nach Vorarbeit von Lina Magull und Jule Brand im zweiten Schuss im linken Strafraum ein (46.). Gleich zwei Tore machte Marokko selbst: Ait El-Haj lenkte den Ball nach einem unglücklichen Zuspiel von Elodie Nakkach ins eigene Tor (54.).

Später köpfte Yas noch einen zweiten Ball ins eigene Tor. Torhüterin Khadija Errmichi hatte sie direkt angespielt (79.). Von Marokko, das bei der Männer-WM 2022 das Halbfinale erreichte, gab es nur eine gefährliche Toraktion. Fatima Tagnaout kam allein vors Tor, umkurvte DFB-Torhüterin Merle Frohms und stolperte (41.).

Den Schlusspunkt setzte Bayerns Stürmerin Lea Schüller. Nachdem Lena Lattweins Schuss aus der Ferne noch abgeblockt wurde, wuchtete die 25-Jährige den Ball frei ins Tor (90.). Ein weiterer Treffer wurde ihr wegen Abseits wieder aberkannt.

Die Stars des Spiels: Alexandra Popp ist ein Phänomen

Sie ist die Antreiberin, das Gesicht und die Goalgetterin der deutschen Mannschaft: Nach einer starken EM im vergangenen Jahr scheint es, als würde die 32-Jährige genau dort weitermachen – nämlich in Top-Turnier-Form. Die Stürmerin des VfL Wolfsburg zeigte sich ständig als gute Anspielstation, war nicht nur im Sturmzentrum vertreten, sondern ließ sich öfter nach hinten fallen.

In den entscheidenden Momenten wusste sie aber, wo sie zu stehen hatte. Beim 1:0 spielte sie ihre besondere Stärke, den Kopfball, aus. Beim 2:0 traf sie im Strafraum-Gedränge mit dem Rücken. Das beweist einmal mehr ihren unbändigen Torhunger und die Leidenschaft, mit der sie im Spiel ist.

Die Szene des Spiels: Popp eröffnete die Torparty

Jule Brand, die die Position von Svenja Huth auf dem rechten Flügel geerbt hat, leitete das frühe 1:0 ein – ein Schlüsselmoment des Spiels. Brand schnappte sich den Ball von Marokkos Yas und erkannte Cathy Hendrich von hinten heranrauschen. Die Wolfsburgerin mit einer präzisen, scharfen Flanke von der rechten Seite zu Alex Popp. Die Kapitänin stand goldrichtig, stieg hoch und musste nur noch einköpfen (11.). Bezeichnend für das variable deutsche Spiel, dass ausgerechnet Innenverteidigerin Hendrich das Tor vorlegte. Die frühe Führung gab dem DFB-Team Selbstvertrauen und Entspannung.

Die Lehren des Spiels: Huth und Brand beeindrucken

1. Huth von der Stürmerin zur Innenverteidigerin: Funktioniert!

Offensiv und aggressiv interpretierte Svenja Huth ihre neue Rolle. Die etablierte rechte Flügelstürmerin wurde von Martina Voss-Tecklenburg in die Abwehr gesetzt, da ihr die Außenverteidigerinnen ausgingen – und der Plan ging auf. Die 31-Jährige ist professionell genug, um auch die neue Rolle anzunehmen. "Ich bin flexibel einsetzbar, bevorzugt in der Offensive. Aber ich haue alles rein, egal, wo ich aufgestellt werde", sagte sie auf einer DFB-Pressekonferenz vor dem Spiel.

Doch auch vor dem Tor half Huth, etwa bei Marokkos bester Chance, als sie den Ball aus der Gefahrenzone lenkte (41.). Für Voss-Tecklenburg könnte sich Huth auf rechts nun bewähren.

2. Nicht zu viel in Testspiele setzen

Viel Mut konnte die DFB-Elf aus den beiden Testspielen und der Vorbereitungsphase nicht ziehen. Ein wenig überzeugendes 2:1 gegen Vietnam, dann eine 2:3-Enttäuschung gegen Sambia. Dazu gleich mehrere verletzte Spielerinnen. Die Voraussetzungen waren nicht die besten für Voss-Tecklenburg. Doch die Bundestrainerin bewies mit dem Torfestival gegen Marokko einmal mehr: Testspiele haben wenig Aussagekraft für das anstehende Turnier.

An der offensiven Durchschlagskraft hat das Team gearbeitet, auch die Defensive hielt Marokko stand. Sehr gute Vorzeichen für ein Weiterkommen ins Achtelfinale.

3. Jule Brand ist eine Allzweckwaffe

An beiden Toren war die wuselige Wolfsburgerin beteiligt, dabei ist die 20-Jährige keineswegs gesetzt. Durch die Beorderung Svenja Huths in die Abwehr besetzte die Bundestrainerin die Position mit Brand. Sie dankte es ihr: Eine schöne Balleroberung mit Pass zu Huth führte zum ersten Tor durch Alex Popp. Vor dem 2:0 holte Brand nach einem schönen Sololauf über die linke Seite die entscheidende Ecke heraus, die zum Treffer führte (39.). Auch bei Klara Bühls Tor im Nachschuss kam die Vorbereitung unter anderem von Brand. Immer wieder flitzte sie vor Marokkos Tor und sorgte für Gefahr.

Auffällig dabei: Brand bewegt sich in und zwischen den Räumen, im Spiel führte sie verschiedene Rollen aus, war da zu finden, wo man sie brauchte. Sie sei kein Talent mehr, sagte Brand zuletzt. Bei der WM kann sie beweisen, was in ihr steckt.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © Getty Images/Robert Cianflone