Seit es die "Giovanni Zarrella Show" gibt, bekommt man ein gewaltiges Stück Italien sowie jede Menge Spasso und authentisches Liedgut direkt auf die Couch geliefert. Auch für den Samstagabend lud der Zarrella Giovanni ausschließlich Künstler mit echtem Italien-Bezug ein. Etwa den Carpendale Howie, dessen Supersong "Ti amo!" so etwas wie die zweite italienische Bundeshymne ist, oder den geigenden Garrett David, der schon mal in Caorle war und Pinocchio liebt. Dass der geniale Künstlername der Berg Andrea auf den Monte Grappa zurückgeht, weiß heute fast keiner mehr.

Eine Kritik
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20:05 Uhr: Ciao a tutti! Es gibt im deutschen Sprachraum nicht so viele offizielle Gelegenheiten, das Land Italien hochleben zu lassen. Den Internationalen Tag der Pizza natürlich, Ferragosto vielleicht, aber seit einiger Zeit eben auch die "Giovanni Zarrella Show", für die man sich, will man den Stiefel bereisen, lediglich zur Sitzgarnitur aufmachen muss. Fantastico, fantastico!

20:10 Uhr: Das wird heute natürlich ein absolutes Spettacolo, ein Mörderspaß, bei dem wir aber schon auch etwas lernen wollen. Dass das Wort "Spaß" vom italienischen "Spasso" kommt, was so viel wie "Zeitvertreib" oder "Vergnügen" heißt, ist für Menschen, die allgemein gern "Spasso" haben, sicher von Bedeutung. Für alle anderen: Der "Ernst" kommt leider nicht von "Ernsto".

20:15 Uhr: Incredibile, es geht los. Der Zarrella Giovanni tanzt sich im himmelblauen Anzug in den "Samstagabend der Superstars", wie uns eine Stimme aus dem Off ankündigt. "Oder wird die Liebe vom Winde verweht?", will der schon jetzt singende Host in seinem Stück Musik wissen, ehe er ins Italienische wechselt. Jaja, das ist gut. Der Italien-Urlaub beginnt, und wie immer, wenn man nicht gerade irgendwo an der Grenze Lederjacken shoppt, versteht man dort kein Wort, was aber nichts macht. Dass er jetzt nach Deutsch und Italienisch auch mit Englisch daherkommt, freut einen aber, weil man ja im Gymnasium war. Erfreulich auch, dass uns der Zarrella Giovanni während seines ersten Acts wissen lässt, wer heute aller dabei sein wird. Die Show dürfte acht bis zehn Stunden dauern.

Roland Kaiser macht den Anfang

20:25 Uhr: Incredibile, è bellissimo! Wie intensiv kann so ein Spektakel eigentlich beginnen? Der Kaiser Roland, der Ferrari unter den Schlagerbarden, ist schon auf 100 und singt ein Spitzenlied, das dem Anlass gemäß das Römische Reich thematisiert. Die Lyrics des alten Kaisers kreisen nur scheinbar um Gefühle, Zuneigung und sonstiges Zwischenmenschliches, handeln in Wahrheit aber zunächst von den Feldzügen des Gaius Julius Caesars, um dann gegen Ende auch noch die Lokalisierung des antiken Rubikon, die bis heute nicht vollends geklärt ist, zum Thema zu machen. Gefinkelter Kerl! Caesars Text über Kaiser und den Rubikon, nein, Kaisers Text über Caesar und den Rubikon ist wirklich eine ganz gute Arbeit, hat im Mittelteil aber ein paar Unschärfen. Dennoch: Superlied!

20.30 Uhr: Der Kaiser Roland wird in ein paar Wochen 70 Jahre alt. Er sei aber kein großer "Feier-Freak", gesteht der Jubilar. Da müssen wir uns in den 80er-Jahren aber ganz schön oft verlesen haben.

Maite Kelly, Pietro Lombardi und Kerstin Ott treten bei Zarella auf

20:34 Uhr: Die Kelly Maite, deren Italien-Bezug leider geheim bleiben muss, sagt nach ihrer Darbietung auf der Couch, auf der auch der Kaiser Roland und der Zarrella Giovanni sitzen, dass es Mut brauche, über Wehmut zu singen. Italiener sind sicher auch oft wehmütig.

20:40 Uhr: Beinharter Generationswechsel jetzt! Der Lombardi Pietro ist nicht nur väterlicherseits italienischer Abstimmung, sondern arbeitete einst, während er seinen Hauptschulabschluss nachholte, nebenbei als Pizzabäcker (senza Spasso!), womit er sich natürlich schon relativ zeitig für die "Giovanni Zarrella Show" qualifizieren konnte. "Ich lass dich nicht los"", singt der Gangsta-Rapper aus Carlos Silenzio, der drittgrößten Stadt Baden-Württembergs.

20:46 Uhr: Eine Ott Kerstin betritt die Bühne. Sie führt eine "italienische Amore", sagt sie. Für die "Giovanni Zarrella Show" reicht das völlig.

Giovanni, ihr könnt doch nicht gleich zu Beginn alle Großen raushauen?

20:50 Uhr: Das alles macht verdammt viel Spasso, wobei man sich schon auch ein wenig Zeit für kritische Fragen nehmen sollte. Warum klärt uns der Zarrella Giovanni nicht darüber auf, weshalb man in italienischen Städten das Leitungswasser nie trinken kann oder es im Land "Pizza mit Würstel" gibt?

20:53 Uhr: "Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr für die Menschheit geschämt. An die nachfolgenden Generationen: es tut mir leid, wir haben versagt!", schreibt jemand auf Twitter über die Show, die er nur durchschnittlich findet.

20:57 Uhr: Ganz ehrlich, Giovanni, ihr könnt doch nicht gleich zu Beginn alle Großen raushauen? Wer soll da am Ende dann noch kommen? Die Naddel? Ein Naddel-Double, sollte die echte schon im Mittelteil dagewesen sein? Howard Carpendale ist jetzt auf alle Fälle in schwarzer Lederjacke eingeritten und singt mit Kapern, Prosciutto und ein bisschen Würstel zwischen den Zähnen ein Medley, das uns Songs wie "Samstagnacht" und "Suspicious Minds", aber auch den Gastgeber, der immer wieder italienisch reinträllert, bringt. Howie ist seit seinem Burner "Ti amo!" quasi Ehrenbürger des Landes Italien und deshalb natürlich heute im Aufgebot.

Marianne Rosenberg, Andreas Gabalier und Andrea Berg

21:05 Uhr: Marianne Rosenberg hat sich für ihren Auftritt einen zirka drei Kilometer langen Umhang aus pinken apulischen Einhornbarthaaren klöppeln lassen. "Baby, so kannst du nicht gehen!", singt sie, während sie mit dem Einhornbarthaaren-Umhang kaum gehen kann.

21:11 Uhr: Der Gabalier Andreas, der, obwohl Österreich ihn schon seit Jahren abschieben will, noch immer kein Italiener ist, darf heute trotzdem ran. Er "bedankt" sich dafür mit dem Ensemble Lederhose und Hoodie. Hooodiehooodiehooodieee! "Österreichs größter und erfolgreichster Künstler!", sagt der Zarrella Giovanni ganz plötzlich und bringt damit die Mehrheit der Österreicher in Rage, die jetzt empört abschalten. Was stimmt mit diesem Italiener nicht? Arrivederci, Zarrella! Kann die nächste Schlagerreise bitte nach Albanien, Papua-Neuguinea oder ins IKEA-Bällebad gehen?

21:18 Uhr: Aber gut, was soll man machen, heute ist nun mal "Italien" das Thema, auch wenn’s nicht mehr so viel Spasso macht. Ist ja würstel! Andrea Berg, deren Künstlername auf den Monte Grappa in den Dolomiten zurückgeht, wo sie als Jugendliche auf einer Almhütte unter härtesten Bedingungen mit ihren Füßen Pizzateig weichtreten musste, wovon sie laut eigenen Angaben letztlich aber nur profitiert habe, singt jetzt einen Song, den sie mit DJ Bobo geschrieben hat. Der Gastgeber, der kurz zuvor den künftigen Italiener Andrea Gabaliero als den "größten und erfolgreichsten Künstler Österreichs" bezeichnet hat, mischt sich schon wieder ein. Gegen den ist ja der DJ Bobo gut.

21:39 Uhr: Jetzt legt der Zarrella Giovanni auch noch eine italienische Version des "Robbie Williams"-Klassikers "Angels" nach. Isse auch nix gut. Was erlauben? Dass man in Italien einen Adapter für die Steckdose braucht, wundert einen allerspätestens jetzt nicht mehr. In Papua-Neuguinea zum Beispiel? Föhnen total unkompliziert!

21:45 Uhr: Andrea Berg, Kerstin Ott und Maite Kelly performen jetzt zu dritt. Jetzt passt einiges nicht mehr zusammen.

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Giovanni Zarrella geht auf "eine Zeitreise"

21:58 Uhr: Weil er schon mal in Caorle war, eine Autogrammkarte von Alberto Tomba besitzt und sich als Kind extrem viel Pinocchio reingezogen hat, darf auch Crossover-Geiger David Garrett heute mitspielen. Völlig uncool übrigens, wer im ewigen Konflikt zwischen Pinocchio und der altklugen Ente Gina versus Kater und Fuchs einst nicht zu Letzteren geholfen hat. Der Garrett David war sicher immer Team "Pinocchio & Gina". Und wer hat sich natürlich während des Tracks des Geigers mit italienischen Lines wichtig gemacht?

22:06 Uhr: Der Brinko Bernardo playbackt jetzt auf der Bühne. Das ist nicht gut, hebt sich aber angenehm von den gegenseitigen Beweihräucherungen ab.

22:13 Uhr: Die "No Angels" performen gemeinsam mit Carolin Kebekus. Was hat das alles noch mit Italien zu tun?

22:30 Uhr: Der Zarrella Giovanni geht jetzt mit einigen der bereits aufgetretenen Protagonisten auf "eine Zeitreise", wie er sagt. Gemeinsam holen sie Klassiker wie "Die da" von den Fanta 4, "Amadeus" von Falco oder "Everybody" von den Backstreet Boys aus der Kiste. Ja eh! Weiß jemand, warum an der Seite von italienischen Polizisten immer so viele attraktive Frauen und bei unseren stets nur so Verkehrsschilder und Radarfallen stehen?

22:35 Uhr: Die Sendung läuft nach wie vor. Bester Italo-Western ever: "The good, the bad and the ugly"!

22:36 Uhr: Alberto Tomba war eigentlich wirklich ein cooler Typ. Ennio Morricone sowieso! Auch Bud Spencer, bürgerlich Carlo Pedersoli, war sehr in Ordnung. Ein paar seiner "Bratpfannen" könnte man in der Show jetzt ganz gut brauchen.

22:41 Uhr: 753 – Rom schlüpft aus dem Ei.

22:47 Uhr: Der Giovanni Zarrella und der Kaiser Roland singen noch gemeinsam. Auch gut: "Vor Christus die Hundert, klein Caesar wird bewundert"

20:54 Uhr: Der Gastgeber kündigt nun den Bublé Michael an, der auch italienische Wurzeln hat. "Wir freuen uns jetzt auf den Gast mit der längsten Anreise von allen. Für unseren Kanadier gilt: Vom Hochzeitssänger zum Weltstar", lässt der Zarrella Giovanni all jene wissen, die von der Italo-Chose in den letzten eineinhalb Stunden noch nicht ins Land der Träume geschossen wurden. Bublé singt live den Track "I'll never not love you".

Finale: Andrea Berg singt ersten neuen Song

23:09 Uhr: "Jetzt ist der Moment, auf den wir alle gewartet haben." Mit diesen Worten kündigt der Zarrella Giovanni nach dem Auftritt des Weltstars doch tatsächlich den seit langer Zeit ersten neuen Song der Berg Andrea an. Er heißt "Ich würd’s wieder tun" und ist ihr nicht gelungen. Wissend, dass dieser Marathon in Kürze vorbei ist, hält man ihn aber relativ gut aus.

23:14 Uhr: Wahnsinn, jetzt muss der Kaiser auch nochmal mit einem "Medley" vor den Vorhang, obwohl der den Schlaf ja auch schon dringend notwendig hätte, sofern er zwischenzeitlich nicht ohnedies schon backstage für ein gutes halbes Stündchen die Säge angerissen hat. "Hoffentlich singt Roland Kaiser noch 'Santa Maria'", postet auf Twitter irgendeine crazy Nachteule.

23:20 Uhr: "Danke für diesen wundervollen Abend mit euch. Wir haben ihn sehr genossen. Und vergesst nicht: La vita è bella", verabschiedet sich der Zarrella-Giovanni jetzt endlich. "Zu dieser Sendung ist die CD im Handel erhältlich", warnt uns am Ende noch eine Stimme im Abspann.

23:21 Uhr: Allora, das war schon wieder ein hartes Stück Abend und irgendwann echt kein Spasso mehr. Wir sehen uns in Albanien oder Papua-Neuguinea. Arrivederci!

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