Seit Ende Dezember ist die zweite Folge "Eltons 12" beim Streamingportal RTL+ zu sehen, am Samstagabend um 20:15 Uhr bei RTL im linearen Fernsehen. Eine interessante Strategie für eine Samstagabendshow, die aber egal ist – solange die Unterhaltung stimmt. Doch nach Folge zwei muss man genau daran so seine Zweifel haben.
"Das wird die beste und größte Spielshow, die es jemals im deutschen Fernsehen gab." So urteilte Elton, der Moderator dieser "besten und größten Spielshow" vor einiger Zeit über seine neue Show "Eltons 12". Das klingt nach größtmöglicher Unterhaltungskunst, wer darin aber das sprichwörtlich stinkende Eigenlob riecht, der liegt falsch. Denn zum einen griff Elton zu solchen Superlativen in einem hauseigenen RTL-Interview, das der Sender den berichtenden Medien bereitstellte und Klappern gehört hier einfach zum Handwerk.
Zum anderen erklärte Elton anschließend noch seine Einschätzung, warum die Show so sensationell sei: "Wir haben erstmal zwölf Stars da, das ist schon mal der große Unterschied, dass wir wirklich zwölf Prominente haben, die wahrscheinlich wirklich jeder kennt." Mit der Anzahl der Kandidaten liegt Elton schon mal richtig, mit der Annahme allumfassender Bekanntheit lehnt sich der Moderator aber ein bisschen weit aus dem Fenster.
Da hat sich RTL nämlich aus dem nach 17 regulären Staffeln inzwischen riesigen Pool ehemaliger Kandidaten von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" bedient: Fabio Knez, Gigi Birofio, Prince Damien, Giulia Siegel, Thorsten Legat, Filip Pavlović, Larissa Marolt, Gisele Oppermann, Daniela Büchner, Lucy Diakovska, Kader Loth und Mike Heiter. Wer Fan des Dschungelcamps oder ähnlicher Formate ist, der wird mit diesen Namen etwas anfangen können, alle anderen eher nicht. Warum aber sitzen diese Trash-TV-Promis dann bei Elton?
Weil es am 24. Januar mit der dann 18. Staffel Dschungelcamp weitergeht und die Ehemaligen der Show wichtige Zahnräder im RTL-Programmgetriebe sind, sorgt das Dschungelcamp doch immer und immer wieder für personellen Nachschub für Shows wie diese. Denn erst das Dschungelcamp macht aus vorher leidlich bekannten Promis Kandidaten für Shows wie "Eltons 12". Zwar waren die meisten Dschungelcamper auch vorher schon einigermaßen bekannt, aber eben noch nicht oder nicht mehr bekannt genug.
Ohne ihnen zu nahe zu treten, aber Promis wie Gisele Oppermann oder Fabio Knez hätten es ohne ihre Dschungel-Teilnahme eher nicht in eine Samstagabendshow geschafft. Nun aber sind sie da und werben für die nächste Ausgabe und damit für ihre eigenen Nachfolger. Ein sich endlos drehendes Rad in RTLs TV-Zirkus. Für die zweite wie für alle anderen Ausgaben von "Eltons 12" ist das für das Gelingen der Show aber erst einmal zweitrangig. Wichtig ist auf dem Platz, will heißen: Wie viel Unterhaltung steckt in der Show?
"Eltons 12": Wie "Schlag den Raab", nur anders
Um das beurteilen zu können, lohnt ein kurzer Blick aufs Regelwerk von "Eltons 12". Hier spielen zwölf Prominente, die irgendeine Gemeinsamkeit teilen, in Zweier-Duellen bei Sport-, Wissens- und Geschicklichkeitsspielen gegeneinander. Wer die Duelle bestreitet, entscheidet ein Drehen am Glücksrad. Wer sein Duell verliert, fliegt raus. In Runde zwei gibt es dann entsprechend noch drei Duelle, danach ein Triell und am Ende den finalen Zweikampf. Wer hier siegt, gewinnt nicht nur Ruhm und Reichweite, sondern auch 100.000 Euro.
Das klingt erst einmal nach einem ausgeklügelten Spielsystem, in der Praxis ist "Eltons 12" aber nichts anderes als eine erneute Variante von "Schlag den Raab". Kein Wunder, schließlich stammt auch diese Show aus der Feder von Raab TV und so sieht man die Promis hier in Spielen, wie man sie aus der Mutter aller XXL-Gameshows kennt. Fabio Knez und Danni Büchner kommen als Erste an diesem Abend in diesen Genuss und müssen im Spiel "Auffangen" wenig überraschend Dinge wie einen Hand- oder Football auffangen, bevor diese den Boden berühren. Je weiter entfernt die beiden vom zu fangenden Gegenstand starten, desto besser.
"Ich hab ne Frage, Elton", hat Danni Büchner eine Frage und zeigt damit, dass "Eltons 12" nicht nur das Konzept von "Schlag den Star" übernommen hat, sondern auch die Nachteile wie etwa die permanente Diskussion um die Regeln. Eine Disziplin, die Stefan Raab bis zur Unerträglichkeit perfektioniert hat und es spricht für Büchner, dass sie ihre Frage kurz und knapp hält. Genützt hat es ihr am Ende aber nicht, sie verliert ihr Duell relativ eindeutig gegen Knez. Ähnlich ergeht es Gisele Oppermann in ihrem Duell gegen Lucy Diakovska. Beim Spiel "Tischlein fahr nicht" muss jede Kandidatin Kniffeligkeiten auf einem beweglichen Tisch erledigen, wie etwa Muttern auf eine Schraube drehen oder ein Puzzle lösen.
Ist das schon gute Fernsehunterhaltung? Es geht so. Unterhaltsamer ist da schon das, was man nicht planen kann. Als etwa Larissa Marolt und Prince Damien die Ergebnisse von Umfragen erraten sollen, geraten beide ins Staunen. Denn auf die Frage nach dem beliebtesten Dschungelkönig antworteten die meisten Befragten nicht mit Costa Cordalis oder Lucy Diakovska, sondern mit "Simba", der Hauptfigur aus dem "König der Löwen". Und als Gigi Birofio relativ zügig sein Duell gegen Mike Heiter verliert, fasst er seinen Einsatz wie folgt zusammen: "Ich bin von Stuttgart hergekommen für zwei Minuten spielen?"
Dass länger aber nicht unbedingt besser ist, zeigen Thorsten Legat und Filip Pavlović beim Spiel "Wendehammer", als man den beiden minutenlang beim Ausparken zugucken muss. Nicht weniger lang, aber ein wenig unterhaltsamer wird es, als Legat und Diakovska Wörter diktiert bekommen, die sie korrekt aufschreiben sollen. Da wird dann bei Legat aus dem Rhythmus der Rhütmus und aus einem Lizenzieren ein Liedzensieren. Das ist für einen Moment ein Schmunzeln wert, trägt aber natürlich nicht durch einen ganzen Abend.
Und wenn der Zuschauer keinen unterhaltsamen Samstagabend hat, hat RTL keinen unterhaltsamen Sonntagmorgen, wenn die Zahlen kommen. Es dürfte überraschen, sollte RTL die mittelmäßigen Quoten der Auftaktfolge mit der zweiten Ausgabe toppen. Einen Gewinner gibt es aber dennoch: Prince Damien holt sich nach viel zu langen dreieinhalb Stunden reiner Showzeit die zweite Ausgabe von "Eltons 12" und damit 100.000 Euro. Von der "besten und größten Spielshow, die es jemals im deutschen Fernsehen gab", ist "Eltons 12" aber dennoch meilenweit entfernt.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.