- In einer Aktuellen Stunde hat der Bundestag über die Einbürgerungspläne von Innenministerin Nancy Faeser diskutiert.
- SPD und Grüne wollen es Einwanderern erleichtern, den deutschen Pass zu bekommen.
- Die Unionsparteien lehnen die Pläne dagegen ab: Die Staatsbürgerschaft könne nur am Ende einer erfolgreichen Integration stehen.
Wenn es in politischen Diskussionen um Integration und Einwanderung geht, wird es häufig emotional. Am Donnerstag in Bundestag ist es die Linken-Vorsitzende
Die Unionsparteien hatten vor der Debatte vorgelegt. Partei- und Fraktionschef
Leichtere Einbürgerung: Das will Innenministerin Faeser
Anlass sind die Pläne von Bundesinnenministerin
In Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern sollen automatisch Deutsche werden, wenn ein Elternteil bereits seit fünf Jahren "seinen rechtmäßigen gewöhnlichen Aufenthalt" in Deutschland hat. Bislang war das erst nach acht Jahren der Fall. Bei Senioren, die älter als 67 Jahre alt sind, will Faeser die bisher verlangten formellen Sprachnachweise streichen.
Bundeskanzler
Reem Alabali-Radovan: "Kommen Sie in der Lebensrealität unseres Landes an"
Der AfD-Politiker Gottfried Curio wirft der Bundesregierung im Bundestag vor, die Voraussetzungen für die Staatsbürgerschaft "komplett zu schleifen" und spricht von "importierten und alimentierten Ausländern". Auch CDU/CSU haben die Pläne im Vorfeld scharf kritisiert. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), hatte in der "Bild"-Zeitung davor gewarnt, den deutschen Pass zur "Ramschware" zu machen.
Reem Alabali-Radovan (SPD), Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt, kritisiert diese Wortwahl. "Was ist das für eine Sprache?", fragt sie in der Debatte. Ihr gehe es um Menschen, die schon jahrelang in Deutschland leben und ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten. "Stoppen Sie die Respektlosigkeit, kommen Sie in der Lebensrealität unseres Landes an", sagt die Sozialdemokratin.
Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour verweist auf den Bedarf der Wirtschaft an neuen Arbeitskräften: "Sie machen Populismus, wir machen Integrationsarbeit", wirft er der Union vor. Mahmut Özdemir (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, verteidigt das Ziel, mehr Menschen die sogenannte Mehrstaatlichkeit zu ermöglichen. Das solle Kindern zugutekommen, die in Deutschland geboren wurden, aber Wurzeln in einem anderen Land haben: "Sie fühlen sich Deutschland zugehörig, wollen aber den Bezug zu ihrem Herkunftsland nicht vollständig verlieren." Gülistan Yüksel (SPD) stellt die Frage, wer denn "wertvoll" für ein Land sei. Ihre Antwort: Wertvoll seien Menschen wie ihr Vater, der als Gastarbeiter das Land mit aufgebaut habe.
Andrea Lindholz (CSU) warnt: "Integration braucht Zeit"
CDU-Politiker
Die Pläne von Faeser sind allerdings auch innerhalb der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP umstritten. Für eine leichtere Einbürgerung sei es jetzt nicht die Zeit, hatte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai vor einigen Tagen gesagt. Zunächst müsse man auch "Fortschritte bei der Rückführung und Bekämpfung der illegalen Migration" machen.
Der FDP-Abgeordnete Konstantin Kuhle mahnt am Donnerstag Reformen bei der Einwanderung an. "Der Mangel an Arbeitskräften ist mit Händen zu greifen. Wir werden als alternde Gesellschaft diesen Mangel nur in den Griff bekommen, wenn wir auf Einwanderung setzen", sagt er. Die Ampel-Koalition werde deswegen den "Mehltau in der deutschen Einwanderungspolitik beseitigen". Kuhle warnt aber ebenfalls davor, Einwanderung und Einbürgerung zu vermengen. Es sei auch nötig, die illegale Migration zurückzudrängen.
Was die Ampel-Koalition noch plant
Es wird längst nicht die letzte Debatte zu dem Thema geblieben sein. Die Ampel-Koalition will die Einwanderung und Integration erleichtern – auch und gerade um den Fachkräftemangel zu bekämpfen: Viele Unternehmen können offene Stellen derzeit nicht besetzen – zum Beispiel in der Pflege, im Bauwesen oder auf den Flughäfen. Am Mittwoch hat das Bundeskabinett deshalb bereits die Eckpunkte für eine erleichterte Einwanderung von qualifizierten Arbeitskräften beschlossen.
Am Freitag wird der Bundestag wahrscheinlich auch eine weitere Neuregelung beschließen: Wer seit mindestens fünf Jahren in Deutschland lebt, aber nur geduldet ist, soll ein sogenanntes Chancen-Aufenthaltsrecht bekommen. Die Person hat dann 18 Monate Zeit, um nachzuweisen, dass sie ihren eigenen Lebensunterhalt finanziert und über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt. Gelingt das, kann sie dauerhaft in Deutschland bleiben.
Verwendete Quellen:
- Debatte im Deutschen Bundestag
- dpa
- Youtube-Kanal der Bundesregierung
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