Der Zeitplan für die Wahl eines neuen CDU-Chefs steht fest - und nach Norbert Röttgen will auch Friedrich Merz offiziell aus der Deckung kommen. Dass es noch zu einer gütlichen "Teamlösung" kommt, ist unwahrscheinlich. Die Zeichen stehen auf Kampfkandidatur - inklusive der Gefahr, dass die dramatische Führungskrise der CDU nicht endet.
Das wird wohl nichts mit einer Lösung im Team oder in einer "Formation" bei der Suche nach dem neuen CDU-Vorsitzenden. Als die scheidende Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer am Montag im Foyer des Konrad-Adenauer-Hauses vor die Mikrofone tritt, ist längst klar, dass es beim Sonderparteitag in neun Wochen wieder in eine Kampfkandidatur mehrerer Bewerber gehen wird - inklusive der Gefahr, dass die schlingernde Partei doch wieder nicht aus ihrer dramatischen Führungskrise herauskommt, in der sie seit dem Abschied von Kanzlerin
Kramp-Karrenbauer konnte Kampfkandidatur nicht verhindern
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Doch es interessiert eigentlich nur ein Thema: Wie geht es in der offenen Führungsfrage der CDU weiter? Kann die Partei mit einem neuen Vorsitzenden oder einem Team von Spitzenleuten den Abwärtstrend stoppen, aus dem Umfragetief herauskommen und endlich wieder Wahlen gewinnen? Droht die weitere Demontage der wohl einzig verbliebenen deutschen Volkspartei?
Zwei Wochen lang hat AKK nun Gespräche mit möglichen Kandidaten geführt. Doch es ist ihr trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, einen für die CDU gefährlichen Wettbewerb der mächtigen Männer beim Sonderparteitag zu verhindern.
Merz will sich am Vormittag zu Kandidatur äußern
Keine vier Stunden, nachdem Kramp-Karrenbauer ihren Auftritt in der Parteizentrale beendet hat, ist klar: Nach Ex-Umweltminister
Um kurz nach 18:00 Uhr verschickt die Bundespressekonferenz, der Zusammenschluss der Hauptstadtjournalisten in Berlin, die Einladung für den Auftritt von Merz an diesem Dienstag. Nüchtern heißt es dort: "Zur Kandidatur für den CDU-Vorsitz", dann folgt der Vermerk "Neu!". Nur Minuten später gibt es in Parteikreisen hinter vorgehaltener Hand die Bestätigung: Ja, Merz wird antreten.
Es mag Zufall sein, dass Merz fast genau zur selben Zeit zum Traditionellen Heringsessen des CDU-Stadtverbands Ueckermünde begrüßt wird. Es ist der junge CDU-Bundestagsabgeordnete
Amthor, eine 27 Jahre alte Nachwuchshoffnung der Konservativen in der Partei, bewirbt sich um den Vorsitz seines CDU-Landesverbandes. Und Merz, auf den viele Konservative in der CDU nach den langen Merkel-Jahren mit dem CDU-Kompass als "Partei der Mitte" ebenfalls große Hoffnungen setzen, will Chef der Bundespartei werden.
Es gibt großen Applaus in Ueckermünde, als Amthor Merz vor fast 200 Gästen als Mann mit messerscharfem Verstand und klarer Sprache ankündigt.
In Berlin gelten Merz wie
CDU steht vor Richtungsentscheidung
Beflügeln dürften Merz auch die Umfragewerte. Meist führt er das Feld jener an, die als mögliche AKK-Nachfolger gehandelt werden, vor CSU-Chef
Tritt nun auch noch Laschet an? Er hat eine selbst für die Bundes-CDU extrem wichtige Kommunalwahl im bevölkerungsreichsten Bundesland im Jahr 2020 vor sich.
Immer geht es bei den einzelnen Kandidaten auch um eine Richtungsentscheidung: Laschet steht eher für die Fortsetzung des Mitte-Kurses von Merkel. Zudem ist es in der Union ein offenes Geheimnis, dass der mächtige bayerische Ministerpräsident Söder wohl nur schwer mit einem Kanzlerkandidaten Merz leben könnte.
AKK verärgert CSU mit Ansage zur K-Frage
Als wenn die Führungskrise nicht genug sei, hat Kramp-Karrenbauer noch zwei weitere Felder aufgemacht, auf denen es noch schweren Streit geben dürfte.
Mit ihrer unmissverständlichen Ansage, dass mit der Entscheidung über den Parteivorsitz ein wichtiges Signal für die Kanzlerkandidatur der CDU verbunden sei, hat sie Söder verärgert.
Wie man danach zu einem gemeinsamen Kanzlerkandidaten mit der CSU kommen werde, müsse ihr Nachfolger klären, sagt AKK lapidar. Die Wahl Ende April sei jedenfalls ein klares "Präjudiz" für die Kanzlerkandidatur.
Die Antwort aus München lässt nicht lange auf sich warten. "Man sei sehr verwundert über das Vorgehen, das sei so nicht abgesprochen gewesen", heißt es aus der CSU-Spitze. Man gehe fest davon aus, dass die Suche nach dem gemeinsamen Kanzlerkandidaten wie in der Vergangenheit auch Sache der Parteichefs von CDU und CSU sei.
Dabei war AKK gerade von Söder oft dafür gelobt worden, welchen Anteil sie an der neugewonnenen Einheit der Unionsschwestern habe - nach dem jahrelangen Zerwürfnis wegen der Migrationspolitik der Kanzlerin. Ist die schwarze Eintracht nun wieder passé?
Wutausbruch gegen SPD-Generalsekretär Klingbeil
Mit einem regelrechten Wutausbruch gegen SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil dürfte Kramp-Karrenbauer auch zusätzliche Unwucht in die ohnehin nach wie vor schlingernde große Koalition Merkels gebracht haben.
Klingbeils Antwort kommt prompt. Die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten von Thüringen sei "ein Tabubruch", von dem sich die CDU lange nicht erholen werde, keilt er zurück.
Und dann legt er noch den Finger in die offene Wunde der CDU: Die Frage, ob man nicht doch mit der AfD zusammenarbeite, werde immer wieder gestellt werden - etwa im nächsten Jahr bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt oder in Mecklenburg-Vorpommern.
Es sind turbulente Wochen für die Union, ob bei der Klärung des Umgangs mit der Linken in Thüringen oder in der Führungskrise. Ausgang offen. (jwo/dpa) © dpa
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