An diesem Dienstag kommt der 21. Deutsche Bundestag erstmals zusammen. Damit starten auch zahlreiche neu gewählte Politiker in ihr Leben als Abgeordnete. Wir begleiten drei von ihnen.
Es ist wie der erste Tag an einer neuen Schule oder an der Universität: Manch einer hat sich schon um eine Mentorin oder einen Mentor gekümmert, um am ersten Tag nicht ganz so verloren zu sein. Andere müssen sich selbst zurechtfinden. Und das in den verwirrenden Gängen des Bundestags. Denn für einige Abgeordnete ist der Tag der konstituierenden Sitzung des 21. Deutschen Bundestags auch ihr erster Tag im politischen Berlin.
Sie wurden frisch ins Parlament gewählt – das bedeutet auch: Ihr Leben hat sich komplett verändert. In den kommenden vier Jahren werden sie Deutschland aktiv mitgestalten, werden verhandeln, Fragen stellen und die Rechte und Pflichten wahrnehmen, die zu ihrem Amt gehören. Sie werden an zwei Orten wohnen, die Sitzungswochen in Berlin verbringen. Vieles wurde schon im Vorfeld geklärt, einiges muss noch organisiert werden: wie zum Beispiel die neuen Büros und Teams der Abgeordneten.
Wir begleiten drei neu gewählte Abgeordnete bei ihrem ersten Tag. Wie nehmen Truels Reichardt (SPD), Mandy Eißing (Linke) und Sascha van Beek (CDU) den Tag wahr?
Der Tag der Konstituierenden Sitzung zum Nachlesen
07:45 Uhr: Truels Reichardt wartet gemeinsam mit seinem Büroleiter vor dem Jakob-Kaiser-Haus, Blick Richtung Reichstagsgebäude. Sein Tag fängt heute früh an. "Heute Morgen habe ich schon mit meiner Familie per Videocall telefoniert, bevor der Kindergarten losgeht", sagt er. Reichardt hat einen kleinen Sohn. Mit seiner Frau lebt der Sozialpädagoge im nordfriesischen Mildstedt. Reichardt wirkt etwas aufgeregt, er lacht nervös. "Heute ist schon ein großer Tag, an den man sich sein Leben lang erinnern wird", erzählt er später. Seine Frau hat auf ihrer Arbeitsstelle extra einen Mitarbeitenden gefragt, ob er die Konstituierende Sitzung schauen kann und sie auf dem Laufenden hält. Reichardts Sohn bekommt von dieser Aufregung vermutlich heute wenig mit.
07:55 Uhr: Reichardts Büroleiter begleitet ihn zu seinem ersten Termin des Tages: einer Sitzung seiner Landesgruppe Schleswig-Holstein. Landesgruppenleiter Tim Klüssendorf begrüßt Reichardt mit den Worten: "Schön, dass du es einrichten konntest." Das Interesse an dem neuen Abgeordneten der SPD ist heute groß. Er wird auch von einer Kamera des NDR begleitet.
08:00 Uhr: Reichardt hat den Büroleiter des nun ehemaligen Abgeordneten Sönke Rix (SPD) übernommen und durfte deshalb einige Tage in dessen alten Büro überbrücken. Während der Konstituierenden Sitzung versucht sein Büroleiter nun, den Umzug in das offizielle Interimsbüro voranzutreiben. Noch ist es verschlossen. An der Tür klebt eine kleine Sonne. "Zur Orientierung", sagt er.
09:30 Uhr Sascha van Beek kommt mit federndem Schritt über die Straße. Hinter ihm liegt der Bebelplatz im historischen Zentrum von Berlin. Am Morgen haben sich die Abgeordneten hier zum ökumenischen Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kathedrale versammelt. Die Teilnahme ist freiwillig, für Unionspolitiker aber ist es ein Pflichttermin. "Es war bewegend", sagt van Beek.
Wir gehen zusammen die rund 1,7 Kilometer zum Reichstag, um zehn Uhr beginnt die Fraktionssitzung von CDU und CSU. "Ich kann es noch nicht richtig greifen, gleich im Bundestag zu sitzen", sagt der Neu-Parlamentarier. Van Beek kommt aus Nordrhein-Westfalen, seinen Wahlkreis am Niederrhein hat er direkt gewonnen. "Ein klassischer Swing-State", sagt van Beek. Mal gewinnt ihn die SPD, mal die CDU. Van Beek hat 34,8 Prozent geholt.
09:45 Uhr: Reichardt muss sich beeilen. Vom Restaurant im Jakob-Kaiser-Haus, in dem die Landesgruppe getagt hat, geht es nun im Eilschritt nach draußen. Die SPD-Fraktion hat eine Fotoaktion organisiert, anlässlich der Festnahme von İmamoğlu, dem Bürgermeister Istanbuls. Gerade noch rechtzeitig kommt Reichardt an den Stufen vor dem Reichstag an, schummelt sich in die letzte Reihe.
9:45 Uhr: Jakob-Kaiser-Haus, Südflügel. Mandy Eißing und ihr Team stehen in ihrem Büro im Erdgeschoss – in ihrem vorläufigen Büro. Die Regale sind schon leer, im Nebenraum stapeln sich die Kisten. Der vorherige Abgeordnete, Ralph Lenkert aus Thüringen, ist nicht Teil des neuen Bundestags. Mandy Eißing schon. Sie ist für den Saale-Orla-Kreis eingezogen, auf Listenplatz drei der Thüringer Landesliste.
9:50 Uhr: Eißing muss sich sortieren, ehe der erste Tag ihres neuen Lebens als Bundestagsabgeordnete beginnt. Sie hätten in den vergangenen Wochen seit der Wahl schon einige Fraktionstreffen gehabt. Aber jetzt, heute, ist sie Mitglied des Bundestags. Und sie ist aufgeregt. Eißing ist eine lebhafte Frau – sie sprudelt und ihr ist anzumerken: Sie ist gekommen, um zu verändern.
09:50 Uhr: Der Reichstag ist in Sichtweite. Sascha van Beek steht mit dem Reporter an der Spree für ein Foto. Die nächsten vier Jahre ist das sein Arbeitsplatz. Am liebsten würde er im Ausschuss für Klimaschutz und Energie mitmachen. Aber auch der Gesundheitsbereich ist interessant, sagt er. Van Beek ist gelernter Krankenpfleger. Im Bundestag zwischen all den Juristen ist er mit seiner Vita eine Ausnahme.
Was hat ihn zur CDU gebracht? "
Linken-Abgeordnete Eißing: "Heute ist der Ritterschlag"
9:52 Uhr: Eißing sagt: "Ich habe gezittert, ob ich es überhaupt reinschaffe. Dann habe ich gezittert, was die Bundeswahlleiterin am Ende auszählt." Sie habe es lange nicht glauben können, dass sie wirklich in Berlin Politik machen wird. Für ihren Wahlkreis, für Thüringen, für Ostdeutschland.
9:53 Uhr: Eißing macht deutlich: "Heute ist der Ritterschlag." Sie sei demütig – und sie hat sich chic gemacht. Der Tag der konstituierenden Sitzung ist ein besonderer Tag. Die Thüringerin hat in der Nacht zuvor wenig geschlafen – vor Aufregung. Trotzdem ist sie fit, sagt sie.
09:55 Uhr: Weiter geht's für Truels Reichardt in den obersten Stock des Reichstagsgebäudes, zur Fraktionssitzung. "Die Fraktion ist guter Dinge, wir sind in Aufbruchstimmung", sagt er uns hinterher. In der Sitzung wurde unter anderem die ehemalige Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) gebührend verabschiedet. Julia Klöckner (CDU) wird voraussichtlich ihre Nachfolge antreten.
9:55 Uhr: Die soziale Frage hat Eißing politisiert, sagt sie. Eißing selbst habe früher aufstocken müssen – trotz Vollzeitjob. Für den Kita-Platz ihres Kindes hat das Geld nicht gereicht. "Ich will, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können, das ist doch nicht zu viel verlangt." Bevor sie sich für diese Themen aber einsetzen kann, muss sich der neue Bundestag konstituieren.
9:58 Uhr: Um zu dokumentieren, dass Eißing an diesem Tag dabei ist, muss sie sich auf der Anwesenheitsliste eintragen. Auf dem Flur trifft die Thüringerin noch einige ihrer Genossen, mit denen sie die kommenden vier Jahre im Plenum sitzen wird. Die meisten Abgeordneten der Linken sind neu im Bundestag. Die Büros müssen noch aufgebaut werden. Es gibt also einiges zu tun.
Was außerdem auf die neuen Abgeordneten zukommt: Wege suchen. Und das oft. "Wo ist noch einmal die Toilette", fragt Eißing ihre Mitarbeiterin. Gemeinsam mit ihrer Social Media Managerin macht sie sich auf die Suche, den Gang hinab. Wenige Minuten später sind die beiden wieder da. Der erste Weg sitzt also – wahrscheinlich wird die Abgeordnete aber nicht in diesem Übergangsbüro bleiben. Gut möglich also, dass sie bald neue Wege finden muss.
10:30 Uhr: Mandy Eißing wird von Mitgliedern ihrer Fraktion abgeholt. Die Linksfraktion will noch ein gemeinsames Foto auf den Treppen vor dem Reichstagsgebäude machen. Damit auch alle hinfinden, gehen sie gemeinsam.
10:37 Uhr: Unterwegs begegnet die Delegation einigen Abgeordneten der AfD, Agrarminister Cem Özdemir steht mit seinem Fahrrad an der Ampel. Auch die Polizei ist an diesem sonnigen Tag in Berlin stark vertreten.
Bloß nicht verloren gehen in den Gängen des Bundestags
10:40 Uhr: Die Abgeordneten der SPD quetschen sich nacheinander in den Fahrstuhl, um Richtung Plenarsaal zu fahren. Reichardt zeigt seine Hand: "Norddeutsche Gelassenheit", sagt er und lacht. Er freue sich, sagt der SPD-Politiker. Aber die Aufregung könne er nicht gänzlich beiseiteschieben. "Jetzt muss ich schnell los, damit ich jemanden habe, um mitzulaufen", sagt er. Etwas Bedenken schwingen heute wohl ständig mit, irgendwo in den Gängen des Bundestags verloren zu gehen.
10:40 Uhr: Mandy Eißing: Vor dem Reichstagsgebäude stehen schon einige Abgeordnete der Linkspartei. Sie alle sind chic angezogen und gestriegelt. Der bisherige Gruppen-Chef, Sören Pellmann, läuft umher und schaut, ob die Fraktion vollständig ist. Bei so einer großen "Klasse" sei das nicht immer so einfach.
10:46 Uhr: Spitzenkandidat Heidi Reichinnek wirft ebenfalls einen Blick auf die aufgereihten Abgeordneten.
10:47 Uhr: Eißing: Ramelow kommt zu der Gruppe, ihm schlägt ein großes Hallo entgegen. Die Energie, die die Fraktion ausstrahlt, ist enorm. Mit 64 Abgeordneten ist die Linke ab sofort im Bundestag vertreten – ein Wahlerfolg, an den wohl auch viele der Genossen kaum mehr geglaubt hätten.
10:49 Uhr: "Alerta, alerta Antifaschista", hallt der Streitruf der Antifaschisten über den Platz vor dem Reichstagsgebäude. Die Linke, sie ist da und Mandy Eißing mittendrin. Gemeinsam laufen sie ins Plenum, um dort der Rede ihres Alterspräsidenten
12:34 Uhr: Die Abgeordneten werden namentlich aufgerufen, ihre Stimme zur Wahl der Bundestagspräsidentin abzugeben. Die Abstimmung ist alpahbetisch, es dauert, bis "R" an der Reihe ist. Irgendwann kommt Reichardt vom Wahlgang zurück. Sie bleibt bei den Medien stehen. "Ich hab schon mal unbequemer gesessen", erzählt der SPD-Abgeordnete und lacht. Verloren fühle er sich zum Glück nicht. "Ich habe eben schon zu einer Bundestagsmitarbeitenden gesagt: 'Man wird als Abgeordneter schon gut betreut.' Mir wurde vorhin sogar gezeigt, wie und wo ich an meine Stimmkarten komme", sagt Reichhardt.
12:43 Uhr: Mandy Eißing hat gerade ihre Stimme zur Wahl der Bundestagspräsidentin abgegeben. "Andere aus der Fraktion haben mir vorher erklärt, wo ich meine Stimmkarten abholen kann und wie das hier alles läuft", sagt sie nach der Stimmabgabe in der Westlobby des Bundestags. Ihr erster Eindruck: "Die Stühle sind sehr bequem." Schockiert habe sie das Verhalten der AfD-Fraktion. "Ich bin schockiert über die Zwischenrufe der AfD. Wir sind hier alles erwachsene Leute."
12:45 Uhr: Ein Treffen auf der Plenarebene des Reichstags. Immer wieder kommen Abgeordnete heraus, vertreten sich die Füße, sprechen mit Journalisten. Sascha van Beek ist auch dabei. Wie ist die Stimmung? "Ich hätte es mir an meinem ersten Tag etwas würdiger gewünscht", sagt er. Erst die Pöbeleien der AfD, dann die ausufernde Rede von Alterspräsident Gregor Gysi (Linke). "Das hat mich eher an eine Büttensitzung erinnert", sagt van Beek. "Ich weiß nicht, ob man über Weihnachtsbäume sprechen muss – oder ob es nicht wichtiger gewesen wäre, auf die Wertigkeit des Parlaments einzugehen".
13:30 Uhr: Truels Reichardt steht in einer TV-Schalte mit Phoenix. "Mein Handy hat währenddessen dauernd vibriert", sagt der Abgeordnete hinterher. Daran habe er gemerkt, dass zu Hause offenbar einige Freunde oder Familie vor dem Fernseher sitzen. "Ich werde noch ein paar Tage drüber nachdenken, was hier heute alles passiert ist", sagt Reichardt. Jetzt muss er schnell zurück in den Plenarsaal. Es geht weiter.
14:17 Uhr: Mandy Eißing kommt gerade von der Abstimmung zu den Bundestagsvizepräsidenten. Eine Erkenntnis, die sie aus dem ersten halben Tag im Parlament mitnimmt: Keinen großen Kaffee in der Sitzungspause bestellen, weil dafür die Zeit nicht reicht. Sie trifft auf eine CDU-Abgeordnete aus ihrem Wahlkreis. Ein herzliches Hallo, die beiden Frauen verstehen sich offensichtlich gut – trotz der unterschiedlichen politischen Überzeugungen. "Frauen müssen sich über die Fraktionsgrenzen hinweg unterstützen. Am Ende sind wir außerdem immer noch Menschen."
14:20 Uhr: Die Wahl der Bundestagsvizepräsidenten geht weiter. Auch die AfD schickt einen Kandidaten ins Rennen. Sascha van Beek wird ihn nicht wählen. Es habe zwar keine offizielle Empfehlung der Unionsfraktion dazu gegeben, aber: „Das kommt nicht in Frage“, sagt er. Auch wenn der erste Tag im Parlament durch Wahlhänge, mitunter überlange Reden und zweifelhaftes Verhalten im Plenum gekennzeichnet war, sagt der Neu-Abgeordnete van Beek: „Es ist ein besonderes Gefühl, hier zu sitzen“.
14:25 Uhr: Bodo Ramelow kommt gerade vom Wahlgang und stellt sich zu Eißing. Die beiden Thüringer begrüßen sich freudig. Sie kennen sich gut aus ihrem Landesverband. Drei Abgeordnete aus Thüringen hat die Linksfraktion insgesamt. Die dritte im Bunde: Donata Vogtschmidt. Auch sie läuft den beiden in die Arme und stellt sich kurz dazu.

14:25 Uhr: Reichardt kommt gut gelaunt aus der Wahlkabine. Soeben wurden die Bundestagsvizepräsidenten gewählt. "So langsam kommt schon fast Routine rein", scherzt der Sozialdemokrat. Den Platz seiner Stimmkarten in der Ablage einer Wand vor dem Plenarsaal kennt er nun zumindest schon. Doch Zeit, um die Nachrichten seiner Familie und Freunde auf dem Handy zu checken, habe Reichardt noch nicht gehabt. "Nur überflogen bisher", sagt er.
16:35 Uhr: Der AfD-Politiker Gerold Otten ist auch im zweiten Wahlgang nicht zum Bundestagsvizepräsidenten gewählt worden. Nun beantragt die AfD einen dritten Wahlgang. Die Abgeordneten eilen laut redend zu den Wahlkabinen. Es scheint als seien viele der Meinung, dass diese Sitzung ein baldiges Ende verdient hat.
16:38 Uhr: "Es wird gerade etwas langatmig", sagt auch Reichardt, als er nach dem dritten Wahlgang zum AfD-Bundestagsvizen aus der Wahlkabine kommt. Reichardt hat sich aber schon einige Dinge vorgenommen für die kommende Legislatur, wie zum Beispiel etwas für seine Region Schleswig-Holstein rauszuholen. "Jetzt kommt es aber erstmal darauf an, welche Ausschüsse zustande kommen und herauszufinden, wie alle Abläufe in der Praxis sind", sagt der SPD-Abgeordnete. Besonders freut sich Reichardt in naher Zukunft aber auf seine erste Rede im Bundestag. Das sei ein Höhepunkt, sagt er.
16:40 Uhr: "Es ist ein überwältigendes Gefühl, unten in den Raum reingehen zu dürfen und dort in Zukunft mitzugestalten", sagt Mandy Eißing kurz vor Ende der Sitzung. Der heutige Tag sei oft auch sehr bürokratisch gewesen durch die ganzen Wahlgänge. "Jetzt werde ich langsam müde, weil der Stresspegel abfällt. Aber insgesamt war der Tag sehr aufregend."
Besonders freue sie sich darauf, aktiv gestalten zu können. Eißing kommt aus der Kommunalpolitik. Die großen Stellschrauben gibt es aber vor allem auf Bundesebene. Die konkrete Arbeit in den Ausschüssen geht in den kommenden Wochen los. Jetzt heißt es erstmal: Ankommen.
16:45 Uhr: An diesem Tag will Eißing nach einem weiteren Pressetermin noch ein Kaltgetränk mit ihrem Team trinken und danach? Mal schauen, vielleicht noch was essen gehen mit der Fraktion. Wichtiger aber: Videotelefonate mit der Familie.
Schon während der Sitzung habe sie immer wieder Nachrichten bekommen, wenn ihre Familie sie auf Phoenix gesehen hat. "Meine Familie freut sich total für mich. Ich bin seit vergangenem Frühling im Wahlkampfmodus, das ist für eine Familie natürlich auch viel – aber jetzt hat es geklappt und das ist super."
Eißing ist sich sicher: "Ich bin hier, um zu verändern und das werde ich auch schaffen." Ab morgen ist sie dann erst einmal mit ihrer Fraktion auf Klausur in Potsdam und danach geht es richtig los.
17:15 Uhr: Die Konstituierende Sitzung ist beendet.
17:20 Uhr: Truels Reichardt fährt erst morgen Abend wieder nach Hause in den Norden. "Damit ich übermorgen früh meinen Sohn zur Kita bringen kann", sagt er. Zuvor muss sich der Abgeordnete aber um den Aufbau seines Büros kümmern. Nach und nach werden noch einige Mitarbeitende eingestellt.
Viele Abgeordnete beziehen in Berlin einen Zweitwohnsitz, wenn sie in den Bundestag gewählt werden. Einige wohnen aber auch in Hotels. Reichardt hat sich für Letzteres entschieden. "Ich bin eh nur zum Schlafen da", sagt er. Der Sozialdemokrat stand schon mehrere Wochen vor der Wahl mit Gyde Jensen (FPD) in Kontakt. Sie habe ihm angeboten, ihre Wohnung zu übernehmen, sollte sie es nicht erneut in den Bundestag schaffen. Jensen kommt ebenfalls aus Nordfriesland. Die Wohnung habe Reichardt dann aus Kosten-Nutzen-Gründen allerdings abgesagt. Ein neu gewählter CDU-Abgeordneter aus Pinneberg (auch Schleswig-Holstein) hat die Wohnung nun übernommen. Im Norden hilft man sich.
17:25 Uhr: Der erste Tag ist geschafft. Sascha van Beek kommt aus dem Plenum. Eine feste Sitzordnung gibt es dort nicht. "Ich habe in der letzten Reihe gesessen – da, wo die Coolen sitzen", sagt der Neu-Abgeordnete und lacht. Er muss noch seine Jacke an der Gaderobe abholen. Der Reichstag ist verwinkelt, ein Polizist weist den Weg. Dann geht es in sein provisorisches Büro, vom Fenster aus sieht man die Spree. Für Sascha van Beek ist der Tag noch nicht vorbei. Am Abend treffen sich die neugewählten Abgeordneten der Union mit ihren Kolleginnen und Kollegen, die bereits seit einer Legislatur dabei sind. Es dürfte genug zu besprechen geben.
Verwendete Quellen
- Begleitung von Truels Reichardt, Mandy Eißing und Sascha van Beek im Bundestag