- Die Würfel in der CDU sind gefallen: Armin Laschet ist neuer Parteichef.
- Er hat damit aber zunächst nur eine wichtige Wahl gewonnen. Die eigentliche Arbeit fängt erst an.
- Und dann ist da noch Friedrich Merz.
Am Ende will die CDU dann doch dem Mitte-Kurs von
Zu Beginn seiner Amtszeit wird aber erstmal weiter eine zentrale Personalfrage stehen: Mit CSU-Chef
Laschet kann mit emotionaler Reder überzeugen
Es war wohl Laschets emotionale Rede ans Herz der CDU, mit der er die Mehrheit der 1.001 Delegierten Zuhause an den Computer-Bildschirmen überzeugt hat. Sein Amts- und Parteikollege
Laschet spannt in seiner Rede einen weiten Bogen von der Corona-Krise bis zu den Vorgängen am US-Kapitol. Dann kommt er zu seinem Schlüsselwort: Vertrauen. Er gießt seine Botschaft in die Geschichte seines Vaters. Erzählt von dessen Bergmannsmarke, die der Vater bis heute am Schlüsselbund trage, weil sie ihn immer an das unter Tage gelernte Vertrauen erinnere. Am Ende seiner nicht ganz 15 Minuten lange Rede tritt Laschet neben das Pult und zieht die kleine Erkennungsmarke aus der Hosentasche, zeigt sie in die Kamera. Die habe ihm sein Vater als Glücksbringer mitgegeben.
Merz-Rede kommt bei den Delegierten nicht wirklich an
Als
Nachdem sich Röttgen auf dem Parteitag als guter Verlierer präsentiert und ins Präsidium einzieht, überschlagen sich bei Merz die Ereignisse. Er habe Laschet angeboten, "in die jetzige Bundesregierung einzutreten und das Bundeswirtschaftsministerium zu übernehmen", verkündet Merz plötzlich bei Twitter. Die Antwort Merkels kommt prompt: "Die Bundeskanzlerin plant keine Regierungsumbildung", sagt ihr Regierungssprecher.
War das ein kluger Schachzug oder hat Merz in seiner Enttäuschung über die knappe Niederlage wie schon 2018 damit ein Eigentor geschossen? In Berlin fragt sich so mancher, ob der Sauerländer einen Keil zwischen Laschet und Merkel treiben wollte. Dass die Kanzlerin auf sein Angebot kaum eingehen würde, dürfte ihm klar gewesen sein - das Verhältnis gilt als zerrüttet. Und Wirtschaftsminister Peter Altmaier gehört zu ihren Vertrauten.
Laschet muss sich mit der CSU über K-Frage einigen
Während Laschet bei der Aufstellung der CDU nun als Parteichef das letzte Wort hat, muss er sich bei der wichtigen K-Frage mit der CSU in Bayern einigen. "Armin Laschet und ich werden, da bin ich ganz sicher, für alle weiteren Fragen, die mal anstehen, eine gemeinsame, kluge und geschlossene Lösung finden", sagt CSU-Chef Söder in seiner Heimatstadt Nürnberg in die Mikrofone.
Wie in den vergangenen Monaten meidet Söder eine klare Aussage zu seinen Ambitionen. Zur Erinnerung - seit Monaten sagt Söder immer wieder: "Mein Platz ist in Bayern." Damit lässt er sich alle Türen offen, eine Absage ist es nicht, eine Zusage aber auch nicht.
Zur Wahrheit gehört, dass eine Kanzlerkandidatur für Söder und die CSU aber auch viele Risiken bergen würde. Immerhin müsste Söder seine für die CSU auch immens wichtige Rolle als Ministerpräsident aufgeben, falls er Kanzler werden sollte. Damit - so fürchten viele in der CSU - könnte auch die Koalition in Bayern mit den gerne provozierenden Freien Wählern an Stabilität verlieren. "Am Ende hält der Markus hier den Laden zusammen", heißt es in der CSU.
So unklar Söders Ambitionen auch sind, zwei Aussagen von Laschet lassen die Christsozialen aufhorchen. Nachdem Laschet kurz nach seiner Wahl noch davon spricht, dass es ihm nun darum gehe, "dass die Union den nächsten Kanzler stellt", sagt er später: "Und auch die FDP wird nicht das Hauptziel haben, dass der nächste Kanzler wieder von der CDU gestellt wird." Also doch ein Kanzler von der CDU? Hat er sich doch schon entschieden?
Laschet und Merkel - wie wird das funktionieren?
Für einen erfolgreichen Wahlkampf der Union dürfte eine der wichtigsten Fragen sein, wie sich Laschet mit der überaus beliebten Kanzlerin versteht. Gerade zu Beginn der Corona-Krise hatte sich der NRW-Regierungschef immer mal wieder vom vorsichtigen Kurs Merkels abgegrenzt. Im Wahlkampf wird der neue CDU-Chef vor dem Problem stehen, wie er an der Seite einer national und international hoch geschätzten Kanzlerin sein eigenes Profil schärfen kann.
Die verzwickte Lage dürfte nur schwer lösbar sein, das wissen sie auch in der Führungsetage der CDU: Lässt Laschet zu große Nähe zur Amtsinhaberin erkennen, könnte die Frage aufkommen, warum nicht Merkel weitermachen solle, warnen manche. Grenze Laschet sich aber zu hart von der Kanzlerin ab, könne ihm und der CDU das angesichts von Merkels Höhenflügen bei den Beliebtheitsumfragen vielleicht sogar noch mehr schaden.
Laschet präsentiert auf dem Parteitag dabei einen gewissen Dualismus. Ausdrücklich lobt er die Regierungszeit der Kanzlerin. Doch niemand wähle die CDU für die Verdienste der Vergangenheit: "Weiter so erfolgreich sein, heißt eben nicht, alles so weitermachen wie bisher." Das Vertrauen, das Merkel genieße, brauche die Partei - es werde einem nicht geschenkt oder vererbt, es könne auch nicht eben mal weitergegeben werden. "Dieses Vertrauen muss man sich erarbeiten", redet Laschet geradezu leidenschaftlich in die Kamera.
Die Frau, um die es da geht, übermittelt dem neuen Parteichef ihre Gratulation per Twitter. "Herzlichen Glückwunsch, lieber @ArminLaschet, zu Deiner Wahl zum CDU-Vorsitzenden. Ich freue (mich) auf unsere Zusammenarbeit", schreibt sie. (dpa/fra)
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