• Die Grünen-Chefin Ricarda Lang erklärt Friedrich Merz (CDU) feministische Außenpolitik, das Studio diskutiert über den Urlaub der Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und Schauspieler Bernhard Hoëcker verrät, wo er bei der Landtagswahl das Kreuz gemacht hat.
  • Hauptsächlich geht es aber um deutsche Diplomatie, Energiepolitik und die SPD-Russland-Politik.
  • Der Moment des Abends war eine wichtige Blaupause.
Eine Kritik
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Außenministerin Annalena Baerbock ist nach Kiew gereist, Russland hat den "Tag des Sieges" mit riesigen Militärparaden gefeiert und Schleswig-Holstein hat ein neues Landesparlament gewählt. Maischberger blickte am Mittwochabend zurück auf die Ereignisse der letzten Tage – und blieb doch immer wieder beim Krieg hängen.

Das sind die Themen bei "Maischberger"

Am Mittwochabend gaben die Besuche von Friedrich Merz und Annalena Baerbock in Kiew bei Maischberger Anstoß zur Frage: "Wird die deutsche Politik ihrer Verantwortung gerecht oder kommt Diplomatie zu kurz bei Waffenlieferungen?". Thema war außerdem die anstehende Landtagswahl in NRW, die Russland-Politik der SPD, die Angst vor unkontrollierter Eskalation im Krieg sowie deutsche Energiepolitik.

Das sind die Gäste

Ricarda Lang (Grüne): "Es gab nie wirklich billiges russisches Gas, das war immer teuer, den Preis hat nur jemand anderes bezahlt. Jetzt bezahlt ihn die Ukraine", war sich die Parteivorsitzende sicher. Fossile Energien hätten immer die "Tendenz zum Monopol". Wenn Deutschland jetzt auf Atomkraft setze, " haben wir vielleicht für jetzt eine funktionierende Lösung, aber den Preis zahlen dann die nächsten Generationen", warnte Lang. Der Komplett-Ausstieg aus den russischen Fossilen bleibe richtig. "Wandel durch Handel hat uns nicht sicherer gemacht, sondern unsicherer", betonte sie.

Friedrich Merz (CDU): Mit seiner Reise in die Ukraine habe er den Menschen in der Ukraine zeigen wollen, "dass es keinen Grund gibt zu vermuten, dass Deutschland wieder auf dem Rücken anderer Länder mit Russland Politik macht". Annalena Baerbocks Reise lobte er, sagte aber auch mit Blick auf ihre Aussage, Deutschland werde "nie wieder" Gas aus Russland importieren: "Was sie dort gesagt hat, teile ich in dieser apodiktischen Form nicht".

Bernhard Hoëcker: Der Schauspieler und Moderator bejahte die Frage, ob Grünen-Politikern Annalena Baerbock die bessere Kanzlerin wäre und begründete: "Weil ich bei Frau Baerbock das Gefühl habe zu wissen, was sie denkt und sagt." Beim Bundeskanzler Olaf Scholz sei das auch nach "sehr vielen Worten" nicht der Fall.

Klaus von Dohnanyi (SPD): "Mich besorgt, dass aus diesem Krieg ein größerer werden kann", sagte der ehemalige SPD-Bundesminister und langjährige Hamburger Bürgermeister. Deutschland müsse versuchen, sich zu schützen. "Putin ist der Aggressor, aber die Möglichkeit das zu verhindern, lag beim Westen", meinte er. Diplomatie in Richtung Moskau sei aktuell sinnlos.

Robin Alexander: Der stellvertretende "Welt"-Chefredakteur kritisierte die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). Die SPD-Politikerin hatte ihren Sohn in der Bundeswehrmaschine mitfliegen lassen, um nach einer beruflichen Station in Schleswig-Holstein Urlaub auf Sylt zu machen. Dabei hatte der Sohn auf Instagram Fotos vom Flug aus der Maschine veröffentlicht. Ob solche Instagram-Posts das richtige Signal sendeten "das muss jeder Zuschauer zuhause selbst entscheiden", meinte der Journalist.

Sabine Rennefanz: Die Journalistin und Kolumnistin analysierte: "Olaf Scholz lässt eine kommunikative Lücke". Der Besuch von Annalena Baerbock in der Ukraine habe die Schwierigkeiten zwischen Berlin und Kiew aber scheinbar beruhigt. Doch die Frage "Was hat sie verändern können?" bleibe offen. Rennefanz war sich sicher: "Man kann Russland nicht wie einen Atom-Reaktor isolieren. Irgendwann werden wir Russland wieder die Hand reichen müssen."

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Zur Sache ging es im Einzelgespräch zwischen Klaus von Dohnanyi (SPD) und Moderatorin Maischberger. Die hielt dem 93-Jährigen immer wieder schlagfertig den Spiegel entgegen. "Wir müssen versuchen, unser Land zu schützen", hatte der SPD-Politiker gesagt, als Maischberger nachsetzte: "Das klingt so, als seien die anderen Länder egal".

Auch seine Behauptung, der Westen habe den Krieg verhindern können und es sei eine "Sünde amerikanischer Politik", nicht mit Putin über dessen "Kerninteresse" eines Nato-Beitritts der Ukraine verhandelt zu haben, nahm Maischberger so nicht hin und erinnerte ihn an zahlreiche Gesprächsformate. Das brachte ihn stellenweise in Erklärungsnot.

Als von Dohnanyi dann auch noch sagte, es brauche "Mut bei den Europäern" sich nach Washington zu wenden, um Biden dazu zu bringen, über die Neutralität der Ukraine zu verhandeln, erinnerte Maischberger ihn geschickt an seine eigenen Worte: Wenige Minuten zuvor hatte von Dohnanyi nämlich darüber geklagt, dass in der Vergangenheit die USA über Deutschlands Kopf hinweg gehandelt hätten. Der Moment des Abends war es aus einem Grund: Er lieferte den Zuschauern eine Blaupause für Diskussionen im eigenen Umfeld.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Es war absehbar, dass es zu dicker Luft kommen würde: Die Grünen-Chefin Ricarda Lang und der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz bewegen sich schließlich auf unterschiedlichen politischen Achsen. Zündstoff gab‘s mehrmals: Maischberger brachte Schwangerschaftsabbrüche, Gender-Sprache und feministische Außenpolitik ins Gespräch.

Hitziger wurde es aber erst bei der Energiepolitik. Lang hatte gerade das Ende russischer Energielieferungen begrüßt, da widersprach Merz: "Solange es sich um Energieträger handelt, ist das sicherlich ein Thema, über das man reden kann. Aber Gas ist nicht nur ein Energieträger, Gas ist Rohstoff und wird für sehr viele Industrien gebraucht", erinnerte er.

Wenn man auf Gas als Rohstoff komplett verzichte, werde Deutschland große Teile seiner Industrie verlieren. Lang wehrte sich: "Der Erdgasausstieg muss schon die Zukunftsperspektive sein. Am Ende müssen wir uns unabhängig machen von den Energieträgern, die uns immer wieder angreifbar und verwundbar gemacht haben."

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Maischberger war in guter Form. Die Aussage der Außenministerin Annalena Baerbock, Deutschland werde "für immer" auf russische Energielieferungen verzichten nahm sie mit ihren Studiogästen ganz genau unter die Lupe. "Soll nie wieder Gas fließen oder soll es nie wieder eine Abhängigkeit geben", versuchte Maischberger herauszufinden.

An diesem Abend ließ sie ihre Gäste nicht mit einfachen Antworten davonkommen. Bei Merz‘ Forderung nach einem Ausstieg "so schnell wie möglich", hakte Maischberger sofort nach: "Was heißt so schnell wie möglich?"

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Die Sendung am Mittwochabend warf Fragen auf, die in Zukunft noch bedeutsamer sein werden: Wie weit kann und sollte man Russland und Putin isolieren? Wo ist Zusammenarbeit noch möglich und notwendig? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um wieder eine Hand zu reichen? Konkrete Antworten auf diese Fragen gab es bei Maischberger allerdings noch nicht.

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