Berlin - Angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in der Hauptstadtregion wünschen sich die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) weniger freie Feiertage.
"Sicherlich hat Berlin weniger Feiertage als andere, Berlin hat aber auch mehr Schulden als andere", sagte UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp. Er schlug vor, bestimmte Feiertage grundsätzlich auf Sonntage zu legen, damit unter der Woche kein Werktag betroffen ist.
Jeder Arbeitstag bringt rund 230 Millionen Euro
Jeder zusätzliche Arbeitstag brächte Berlin einen volkswirtschaftlichen Nutzen von rund 230 Millionen Euro, betonte Schirp. Zuletzt sei mit dem Internationalen Frauentag am 8. März in Berlin sogar ein grundsätzlich freier Feiertag hinzugekommen. Das gelte es zu überdenken. "Das ist ein weltweiter Tag, der ist am 8. März und trotzdem spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, am folgenden oder davorliegenden Sonntag die Sache zu würdigen", sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer.
Der 8. März ist in Berlin erst seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag. In diesem Jahr fällt er auf einen Samstag. Anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs ist der 8. Mai in diesem Jahr einmalig ein gesetzlicher Feiertag in Berlin.
Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) äußerte sich kritisch zu Schirps Vorschlägen. "Am 8. März demonstrieren weltweit Frauen für ihre Rechte", teilte sie mit. "Dieser Tag wurde in Berlin als Feiertag erkämpft und erinnert an den Aufstand der Textilarbeiterinnen in New York 1857." Wer diesen wichtigen Kampftag in Frage stelle, nehme Frauenrechte nicht ernst genug und ignoriere die zunehmende Gewalt an Frauen. "Wenn das wirklich ein ernstgemeinter Vorschlag des UVB sein sollte, gibt es hier großen Diskussionsbedarf", sagte sie weiter.
Auch Pfingstmontag oder 3. Oktober denkbar
Auch für andere Feiertage käme eine Verlegung auf die umliegenden Sonntage infrage, sagte Schirp. "Wir haben über den Pfingstmontag mal nachgedacht, wir haben über den 3. Oktober mal nachgedacht." Am 3. Oktober wird bundesweit der Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Es brauche bei diesen Themen mehr Bereitschaft, flexibler zu denken, betont er.
Die bundesweite Wirtschaftsflaute trifft auch Berlin und Brandenburg, etwa in der Industrie. Für beide Bundesländer gehen die Verbände für das neue Jahr von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 bis 1,0 Prozent aus. Auch die Dynamik am Arbeitsmarkt hatte sich zuletzt deutlich abgekühlt. Zum Halbjahr stagnierte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Hauptstadt, in Brandenburg ging sie sogar leicht zurück.
Investitionen von 40 bis 50 Milliarden Euro erforderlich
Die Arbeitgeber fordern weniger Bürokratie und einen Hochlauf an Investitionen. Allein in Berlin summiere sich der Investitionsstau auf 40 bis 50 Milliarden Euro, sagte Schirp. Dafür brauche es auch ein stärkeres Zusammengehen zwischen Staat und privaten Investoren. © Deutsche Presse-Agentur
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