Berlin - VR-Brillen für das Publikum, eine Opernperformance mit einer halb nackten Nonne und ein Stück des verstorbenen Volksbühnen-Intendanten René Pollesch: Eine Jury hat die zehn Inszenierungen für das Berliner Theatertreffen vorgestellt. Sie werden im Mai während des Gipfeltreffens der deutschsprachigen Bühnen gezeigt.
Dazu gehört die blutige Opernperformance "Sancta" der österreichischen Choreographin Florentina Holzinger. Die Künstlerin ist bereits zum dritten Mal beim Theatertreffen dabei und für ihre spektakulären Inszenierungen mit meist nackten Darstellerinnen bekannt.
In "Sancta" bringt sie mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne, zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an. An der Staatsoper in Stuttgart hatten Besucher bei den ersten beiden "Sancta"-Abenden über Übelkeit geklagt. Es gab auch Berichte über Arzteinsätze.
Auch das gemeinsame Stück "ja nichts ist ok" von
Inszenierungen vom Schauspielhaus Hamburg und Gorki-Theater
Auch zwei Inszenierungen des Schauspielhauses Hamburg sowie ein Stück am Maxim Gorki Theater sind mit dabei. Bei dem Wiener Stück "(EOL). End of Life" bekommen Zuschauer VR-Brillen aufgesetzt und sehen in einer virtuellen Realität künstlich erzeugte Bilder von Datenmengen.
"Thematisch bewegen wir uns durchaus in düsteren Gefilden", sagte die Leiterin des Theatertreffens, Nora Hertlein-Hull. "Die Gesellschaftsentwürfe, die wir größtenteils in der Auswahl sehen, zeugen von einem zumindest melancholischen, vielleicht sogar pessimistischen Blick auf die Gegenwart."
Für die Zehner-Auswahl hatten Kritiker in der Jury von Mitte Januar 2024 bis Mitte Januar 2025 738 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet. Dann wählten sie die ihrer Meinung nach zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus, die bei der nächsten Ausgabe vom 2. bis zum 18. Mai gezeigt werden. Ein Überblick.
Das sind die 10 bemerkenswertesten Inszenierungen
- "Unser Deutschlandmärchen": Regie von Hakan Savaş Mican nach dem Roman von Dinçer Güçyeter, Maxim Gorki Theater Berlin
- "[EOL]. End of Life": Performative Installation in Virtual Reality von DARUM, Regie und Story: Victoria Halper & Kai Krösche (DARUM), brut Wien.
- "Double Serpent": Regie von Ersan Mondtag von Sam Max Deutsch von Wilke Weermann, Hessisches Staatstheater Wiesbaden.
- "Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh": Regie von Anita Vulesica, nach einem Werk von Georges Perec und Johann Wolfgang von Goethe, aus dem Französischen von Eugen Helmlé, Deutsches Schauspielhaus Hamburg.
- "ja nichts ist okay": Regie von René Pollesch und Fabian Hinrichs, Text von René Pollesch, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin.
- "Blutbuch": Regie von Jan Friedrichs, nach einem Roman von Kim de l’Horizon in einer Fassung von Jan Friedrich, Theater Magdeburg.
- "Die Gewehre der Frau Carrar / Würgendes Blei": Regie von Luise Voigt, nach einem Werk von Bertolt Brecht / eine Fortschreibung von Björn SC Deigner (Auftragswerk), Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel).
- "Bernada Albas Haus": Regie von Katie Mitchell, nach einem Werk von Alice Birch nach Federico García Lorca übersetzt von Ulrike Syha, Deutsches Schauspielhaus Hamburg.
- "SANCTA": Regie von Florentina Holzinger, Opernperformance von Florentina Holzinger mit Paul Hindemiths Oper "Sancta Susanna", geistlichen Werken und Neukompositionen von Johanna Doderer, Born in Flamez, Stefan Schneider u. a., Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin.
- "Kontakthof – Echoes of ’78": Konzeption und Inszenierung: Meryl Tankard, eine neue Begegnung mit "Kontakthof": Ein Stück von Pina Bausch (1978), eine Produktion von Sadler’s Wells, Pina Bausch, Opernhaus Wuppertal.
© Deutsche Presse-Agentur
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