Sie gelten als das Licht am Ende des Tunnels, die schimmernde Hoffnung, der letzte Ausweg auf dem katastrophalen Berliner Mietenmarkt: Immobilienmakler.

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Wenn alle Stricke bei der zehrenden Suche nach einer bezahlbaren Mietwohnung reißen, ist da immer noch die Option, ein wenig Geld zurückzulegen und in einen Makler zu investieren. Das war zumindest einmal so. Inzwischen ist die Lage so angespannt, dass nicht mal mehr diese Möglichkeit besteht."Aufgrund der Wohnungsknappheit können wir leider in diesem Jahr keine weiteren Aufträge mehr annehmen", schreibt zum Beispiel das Büro eines Berliner Immobilienmaklers in einer knappen E-Mail auf eine Anfrage. Es ist Anfang Oktober und das Ende des Jahres noch ein Viertel-Jahr entfernt.

Auf der Webseite eines anderen Makler-Büros wird in einem gelben Informations-Kasten freundlich darauf hingewiesen, dass man nicht mit einer Antwort rechnen solle, wenn ein Online-Auftrag erstellt worden sei. "Wir können die täglich eintreffenden unzähligen Anfragen zur Suche nach Mietwohnungen leider nicht mehr adäquat bearbeiten", heißt es da. Und weiter: "Sollte sich die Gelegenheit einer Vermittlung ergeben, melden wir uns bei Ihnen. Versprochen!"

"Es ist schon wirklich dramatisch", sagt Markus Gruhn. Er ist Immobilienmakler in Berlin und ist außerdem Vorsitzender beim Landesverband Berlin und Brandenburg des Rings Deutscher Makler (RDM).

Einen Makler für die Suche nach einer Mietwohnung im mittleren Preissegment zu engagieren, macht Gruhn zufolge "gar keinen Sinn". Es seien nicht genügend Wohnungen auf dem Markt, und daran könne auch ein Makler nichts ändern.

Woher die Probleme seiner Meinung nach kommen? "Die Politik hat hier über ein Jahrzehnt versagt. Es gibt viel zu wenig neuen Wohnungsbau, und jetzt kommt noch dazu, dass die Banken viel restriktiver geworden sind, die Zinsen angestiegen und die Baukosten höher geworden sind", antwortet Gruhn.

Zudem haben die Makler Gruhn zufolge keine Kapazitäten mehr, um bei der Suche zu helfen. Für einen Vermieter zu arbeiten, erfordert inzwischen großen Arbeitsaufwand. Wird eine Wohnung online als verfügbar eingestellt, gibt es innerhalb weniger Minuten mehr als hundert Bewerber. Die Wohnung müsse dann sofort wieder aus dem Netz genommen und alle diese Bewerbungen gesichtet werden.

"Die Makler können keine Aufträge von Mietinteressenten annehmen, weil sie jetzt schon überfordert sind. Das sprengt jetzt schon jegliche Kapazitäten", sagt Gruhn. Die Lage für Mietinteressierte sei so angespannt, dass Mieterinnen vor Freude geweint hätten nach einer Zusage. Das habe er tatsächlich schon erlebt. "Es sind Zustände, da sollten sich die Politiker schämen. Es ist einfach viel zu wenig Angebot da."

Damit sich an der Berliner Situation bald was verändere, müsse der Wohnungsbau wieder attraktiver werden. Dafür braucht es Gruhn zufolge eine Sonderabschreibung für Wohnungsbau oder für Käufer, die Mietwohnungen zur Verfügung stellen. Derzeit liege der Markt brach "und es wird kaum noch gebaut, weil es sich einfach nicht lohnt".

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In der aktuellen Situation sieht Gruhn sozialen Sprengstoff. "Die Leute sind es leid, dass nur geredet wird und nichts passiert." Er erwarte, dass nach der nächsten Bundestagswahl 2025 was passieren muss.

Und so lange müssen verzweifelte Wohnungssuchende weiter schnell sein bei Anzeigen die online hochgeladen werden und auf das Beste hoffen. Gruhn rät ansonsten, Hausverwaltungen direkt anzuschreiben. "Ohren offenhalten im Bekannten- und Freundeskreis."  © Berliner Zeitung

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