Hamburg - Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) plant für alle Hamburger Schülerinnen und Schülern den verpflichtenden Besuch einer Gedenkstätte.

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Eingebettet werden soll der Besuch in eine entsprechende pädagogische Vor- und Nachbereitung durch die Lehrkräfte, damit davon eine nachhaltige Wirkung ausgehen kann, wie Bekeris bei der Verleihung der Bertini-Preise im Ernst-Deutsch-Theater sagte.

"Die erst am Donnerstag veröffentlichte internationale Befragung im Auftrag der jüdischen Claims Conference zeigt leider erschreckende Ergebnisse, auch für Deutschland", sagte Bekeris. Zwar wissen die Deutschen im Vergleich mit sieben anderen Ländern immer noch am meisten über die Schoah, dieses Wissen nehme erschreckenderweise aber ab.

Wissen über die Schoah nimmt ab

"Die Studie gibt uns einen erneuten mahnenden Anlass, gerade am 27. Januar, noch stärker grundlegendes Wissen über den Holocaust und die Schoah zu vermitteln", sagte die Senatorin. "Gleichzeitig müssen wir das übergreifende Thema Demokratiebildung sehr viel stärker in den Fokus nehmen. Beides muss, mehr noch als bisher, zu einem zentralen Auftrag der Schulen gemacht werden."

In Hamburg gibt es zahlreiche Gedenkstätten, die an die Zeit des Nationalsozialismus und den Holocaust erinnern. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme erinnert an die mehr als 100.000 Opfer des Nationalsozialismus, die hier zwischen 1938 und 1945 inhaftiert waren und von denen 50.000 starben. Weitere Gedenkstätten sind Bullenhuser Damm, Poppenbüttel und Fuhlsbüttel sowie das Denkmal Hannoverscher Bahnhof, Ausgangspunkt für Deportationen in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager.

Entwicklung eines neuen Demokratie-Leitbildes

Aktuell werde ein neues Demokratie-Leitbild für alle Schulen entwickelt, in dem grundlegende Vorstellungen von Demokratiebildung in allen Lebens- und Bildungsphasen von der Vorschulerziehung bis hin zum lebenslangen Lernen festgelegt werden, hieß es. Das Landesinstitut bekomme zusätzliche Mittel, um für Schulen Demokratiewerkstätten zu entwickeln und Projekte der Demokratiebildung in großem Umfang anzubieten.

"Denn gerade heute ist es notwendiger denn je, zu betonen, dass Freiheit und Menschenwürde, Demokratie und das Bekenntnis zu Toleranz und Empathie nicht nur in der mittlerweile fernen Vergangenheit gefährdet waren", sagte Bekeris. "Sie sind auch in der Gegenwart wieder bedroht. Auch heute werden in Deutschland Menschen verhöhnt und diskriminiert, ausgegrenzt und beschimpft."

Erweiterung der Lehrkräftequalifizierung

Gleichzeitig solle die Lehrkräftequalifizierung im Bereich der Demokratiebildung deutlich ausgeweitet werden. Im Startchancenprogramm für Schulen in sozial herausforderndem Umfeld werde die "Förderung der demokratischen Teilhabe" in den nächsten Jahren personell und materiell nachhaltig ausgestattet.  © Deutsche Presse-Agentur

KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme erinnert an die mehr als 100.000 Opfer des Nationalsozialismus, die hier zwischen 1938 und 1945 inhaftiert waren und von denen 50.000 starben. (Archivbild) © dpa / Gregor Fischer/dpa
Schulsenatorin Ksenija Bekeris
Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris will, dass Schülerinnen und Schüler eine Gedenkstätte verpflichtend besuchen müssen. (Archivbild) © dpa / Marcus Brandt/dpa
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