Traditionslokal "Drosselbart": Als die beliebte Gaststätte "Drosselbart" abgerissen wurde, war in Eschersheim die Enttäuschung groß. Ersatz wird es nicht geben – obwohl der Eigentümer dazu verpflichtet wäre.

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Hier zu wohnen muss man sich leisten können: Für rund 22 Euro je Quadratmeter werden die Wohnungen in dem Neubau in Eschersheim vermietet. Eine 118 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung kostet monatlich 2590 Euro kalt. Noch ist nicht alles fertig, auf dem Außengelände liegt eine Menge Baumaterial. Makler preisen aber schon heute das "grüne Außengelände" und die "erholsame Atmosphäre eines grünen Rückzugsorts".

Bis vor ein paar Jahren befand sich auf dem zwischen der U-Bahn-Station Weißer Stein und der Bahnstrecke nach Bad Vilbel gelegenen Grundstück ein Rückzugsort anderer Art: Die Traditionsgaststätte "Drosselbart" mit ihrem von Kastanien beschatteten Biergarten war ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil.

Deshalb legte der für Eschersheim zuständige Ortsbeirat Wert darauf, dass nach dem Verkauf des Areals und dem Abriss des alten Gebäudes wieder eine Gastronomie mit Garten entsteht. Diesem Ansinnen ist die Stadt gefolgt, für das Grundstück ist eine Baulast als "Wirtschaftsgarten zur zugehörigen Schank- und Speisewirtschaft" eingetragen. Diese Verpflichtung, die Voraussetzung für die Zustimmung des Ortsbeirats zu dem Bauprojekt war, bindet auch künftige Eigentümer.

Kindertagesstätte ersetzt Gastronomie

"Derzeit gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass die vorgesehene Fläche nicht für Außengastronomie genutzt werden soll", heißt es in einer Stellungnahme des Magistrats an den Ortsbeirat vom Juli 2023. Sollte die Baulast nicht eingehalten werden, werde der Magistrat ein Verwaltungsverfahren einleiten. Doch jetzt kommt alles ganz anders: Die versprochene Gastronomie wird es nicht geben, die Stadt wird trotzdem nicht gegen den Entwickler vorgehen.

"Der Eigentümer hat umfangreiche Unterlagen vorgelegt, die belegen, dass an diesem Standort kein Pächter für eine Gastronomie zu finden war", teilte der Magistrat jetzt dem Ortsbeirat mit. Statt einer Gaststätte soll im Erdgeschoss und auf der Außenfläche eine Kindertagesstätte entstehen. Ein Teil der Fläche des Neubaus war ohnehin für die Kinderbetreuung vorgesehen. Weil aber in Eschersheim Betreuungsplätze fehlen, soll die Kita jetzt vergrößert werden. Drei Gruppen mit 54 Plätzen sind geplant.

Allerdings ahnt der Magistrat, dass die Stadtteilvertreter mit dieser Entscheidung nicht glücklich sein werden. Deshalb soll mit dem Bauherrn untersucht werden, ob das Außengelände so gestaltet werden kann, dass es nicht nur dem Kindergarten, sondern auch den Anwohnern zur Verfügung steht. Der Ortsbeirat wird sich schon auf seiner nächsten Sitzung am 7. November mit dem Thema befassen. Die Grünen haben einen Antrag vorgelegt, mit dem sie erfahren wollen, inwieweit sich der Bauherr "an die an ihn gestellten Vorgaben gehalten hat".

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Vom Bauherrn, dem Frankfurter Projektentwickler Delom, war auf Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten. Laut einem Bericht der "Immobilien Zeitung" gehört das Gebäude in Eschersheim zu einem Portfolio von sieben Häusern mit 225 Wohnungen, das vor Kurzem an die Frankfurter Investmentgesellschaft AEW verkauft wurde. In dem Paket ist demnach auch der Neubau, der auf dem Areal des ehemaligen Glauburgbunkers im Nordend entstanden ist. Auch bei diesem Projekt gab es lange Diskussionen um die Nutzung des Erdgeschosses.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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