Das Kinzigtal: Das hessische Kinzigtal bietet reizvolle Auenlandschaften, ist aber auch geprägt von Verkehrswegen. Das soll nun touristisch unter einen Hut gebracht werden.
Der Fluss soll "sichtbarer und erlebbarer" werden, das "Kinzig-Auental" könnte zum Markenzeichen des Landstrichs zwischen Spessart, Vogelsberg und Mainebene werden. Davon jedenfalls sind die Fachleute überzeugt, die sich in den vergangenen vier Jahren am Auenprojekt "NaTourHuKi" beteiligt haben, eine Abkürzung, die für ein nachhaltiges Tourismuskonzept für Hanau und den Westen des Main-Kinzig-Kreises steht. Jetzt sind in Hanau Ergebnisse des Projekts vorgestellt worden: Eine Perspektive ist, entlang der Kinzig eine weitere Route des Regionalparks zu schaffen.
An bekannten Teilnehmern des vom Bundesforschungsministerium finanzierten Projekts mangelt es nicht. Die Federführung liegt bei der Technischen Universität Darmstadt, die Hochschule Heilbronn und die Frankfurt University of Applied Sciences sind genauso beteiligt wie die Stadt Hanau, Spessart-Tourismus und der Regionalpark Rhein-Main.
Es sei einer der Erfolge des Projekts, dass es zum Auftakt einer regionalen Kooperation aller beteiligten Institutionen geführt habe, hieß es bei der Vorstellung der bisher gewonnenen Erkenntnisse. Sie alle wollen das Kinzigtal als Naherholungsgebiet besser erschließen und auch in der Region bekannter machen. Denn Befragungen hätten gezeigt, so sagte es Projektleiter Jörg Dettmar von der Technischen Universität, dass es kaum ein Bewusstsein für den Fluss gebe, der an vielen Stellen versteckt hinter Gewerbegebieten oder Verkehrswegen durch sein Tal fließe.
Etliche Projekte von Studenten eingereicht
Das ist auch einer der markanten Unterschiede des hessischen Kinzigtals zum Tal des gleichnamigen Flusses im Schwarzwald: Die Autobahn 66 und die viel befahrene Bahnstrecke von Hanau nach Fulda drücken der Landschaft ihren Stempel auf. Und nach Überzeugung Dettmars wird sich das durch den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke noch verschärfen. Er mahnte die Kommunalpolitik am Beispiel des Lärmschutzes dazu, beim Ausbau der Bahn auch auf die ästhetische Anmutung zu achten: Anstelle der Standardlärmschutzwände der Bahn solle man auf eine ansprechendere Lösung achten.
Von Studenten wurden etliche Vorschläge erarbeitet, wie man die Kinzig besser in Szene setzen kann. Das reicht von Ideen, wie man in der Mündungsstadt Hanau den Fluss mit der Innenstadt verbinden könnte, andere Konzepte zeigen, wie das Kinzigufer besser zugänglich gemacht werden kann. Zum Beispiel ließen sich an renaturierten Passagen Aufenthaltsorte einrichten. Alles in allem habe man 20 solcher Projekte identifiziert, sagte Dettmar.
Große Bedeutung messen die Beteiligten vor allem dem Plan bei, entlang des Flusses und unter Einbeziehung des Radfernwegs R3 eine neue Regionalparkroute nach dem Vorbild der Limesroute oder der Route Hohe Straße zu schaffen. Dafür sind nach Angaben von Dettmar schon einige Vorarbeiten erledigt worden. So sind die vorhandenen Strecken kartiert und eingestuft worden, denn neue Wege sollen nicht gebaut werden, das sei auch ein Ergebnis der Absprache mit Landwirten und dem Forst.
Einbeziehen könnte man allerdings Strecken, die gerade erst auf einem ganz anderen Grund entstanden sind: Die Baustellenstraße für den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hanau und Gelnhausen könnte später Teil der Regionalparkroute durch das Kinzigtal werden. Durch die Anbindung an den Radfernweg stehe aber auch fest, sagte Kjell Schmidt vom Regionalpark Rhein-Main, dass die Route zum Beispiel zwischen Gründau und Langenselbold der Trasse der Autobahn 66 folgen werde.
Ist die Strecke im Detail festgelegt, dann sollen die Wege in einen "fahrradtauglichen Zustand" versetzt werden, außerdem wird wie an den anderen Regionalpark-routen eine einheitliche Beschilderung montiert. Auch Informationsstellen sollen aufgestellt und sogenannte Erlebnispunkte sowie Schutzhütten eingerichtet werden. Dabei geht es laut Dettmar nicht um spektakuläre Installationen, sondern um "zurückhaltende Elemente". © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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