Stadtelternbeirat: Eltern wollen, dass die Stadt Frankfurt den Bau der geplanten Mehrzweckhalle am Stadion vertagt, bis die Schulen in einem besseren Zustand sind. Die Schulbauoffensive macht erste Fortschritte.
Was ist eiliger, dringlicher, wichtiger? Die Schulen zu sanieren oder eine Multifunktionshalle zu bauen, die von Sportvereinen und für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt werden kann? Der Stadtelternbeirat setzt beide Projekte ins Verhältnis und kommt zu einer Antwort, die aus seiner Sicht wenig überrascht: Erst wenn die Schulen instand gesetzt wurden, solle die Stadt die Multifunktionsarena am Stadion bauen. Denn offenbar befürchten die Elternvertreter, dass die Projekte einander Konkurrenz machen.
"Natürlich freuen wir uns für die Skyliners und die Löwen, wenn sie eine neue Halle bekommen", sagte die Vorsitzende des Stadtelternbeirats, Katja Rininsland, bei einer Kundgebung auf dem Römerberg. Aber sie macht auch klar: Die Schulen sind wichtiger. In einem Positionspapier, das der Stadtelternbeirat im Bildungsausschuss an Dezernentin Sylvia Weber überreicht hat, wird Oberbürgermeister Mike Josef (beide SPD) aufgefordert, den Bau der Mehrzweckhalle zu vertagen, bis die Schulen in einem besseren Zustand sind: "Erst die Bildung, dann das Vergnügen!"
Ohnehin solle Josef den Schulbau zur "Chefsache" erklären. "Machen Sie Frankfurt wieder zu einer Stadt der Bildung", appellieren die Elternvertreter an das Stadtoberhaupt. Er solle einem "Lenkungskreis Schulausbau" vorsitzen, in dem auch alle Parteien und der Stadtelternbeirat vertreten sein sollen. Die Schulbauoffensive halten die Elternvertreter nur für eine politische Absichtserklärung, die dringend erweitert werden müsse. Die Stadt solle über den Zeitplan für die 228 einzelnen Baumaßnahmen regelmäßig informieren. Die 30 Projekte auf der Prioritätenliste für 2024 dürften nicht länger verschoben werden und müssten sofort beginnen.
"Taskforce" soll sich um die gröbsten Baumängel kümmern
Außerdem soll die Stadt aus Sicht der Elternvertreter ihre Anstrengungen erhöhen und die für 2025 geplanten Bauvorhaben verdoppeln und von 2026 an sogar verdreifachen. Die geplante Schulbaugesellschaft soll so ausgestattet werden, dass sie alle Bauvorhaben schnell abarbeiten kann. Eine "Taskforce" soll sich – zusätzlich zu den bereits priorisierten Bauvorhaben – um die gröbsten Baumängel hinsichtlich Hygiene, Sicherheit und Gesundheit kümmern. Mithilfe eines eigenen Budgets sollten die gröbsten Mängel an Toiletten sowie der fehlende Kälte- und Hitzeschutz innerhalb von sechs Monaten behoben sein, meinen die Eltern.
Bildungsdezernentin Weber meldete im Ausschuss erste Fortschritte bei der Schulbauoffensive. Die zentrale Projektsteuerung soll Ende des Jahres vergeben werden. Die Beschlussvorlagen für drei priorisierte Projekte sind fertig. Für das Gymnasium Süd soll das Behördenzentrum an der Gerbermühlstraße umgebaut werden, an der Homburger Landstraße erwirbt die Stadt ein Grundstück für den Bau einer Gesamtschule, und an der Stephensonstraße im Gallus mietet sie das frühere Bahn-Gebäude für die Berta-Jourdan-Schule. Die entsprechenden Magistratsvorlagen seien fertig und sollen noch vor Jahresende den Stadtverordneten zum Beschluss vorgelegt werden, sagte Weber. "Wir sind mit großer Geschwindigkeit dabei." © Frankfurter Allgemeine Zeitung
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.