Investor will Industrie-Areal erhalten: Der Chemiekonzern Clariant hat das Gewerbegebiet Fechenheim in Frankfurt für 95 Millionen Euro an einen Investor verkauft. Es soll auch künftig ein Industrie-Areal bleiben.

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Das Schweizer Chemieunternehmen Clariant hat den Industriepark Fechenheim in Frankfurt verkauft. Neuer Besitzer ist der Frankfurter Investor Lugman Group, der sich selbst als auf Immobilien spezialisiertes Single Family Office bezeichnet und für den es die erste Investition ist. Der Kaufpreis für das rund 430.000 Quadratmeter große Gelände im Osten Frankfurts, in dem derzeit rund 1200 Männer und Frauen tätig sind, beträgt 95 Millionen Euro.

In dem Industriepark hat das Chemieunternehmen Allessa, das 2001 aus dem Clariant-Konzern ausgegliedert wurde, noch einen gültigen Mietvertrag, der vom Käufer übernommen werde, heißt es in einer Mitteilung von Clariant. Der F.A.Z. sagte Nehal Lugman, Managing Director der Lugman Group, das Unternehmen solle dort bleiben. Man habe mit Allessa bereits Gespräche geführt und sei sich weitgehend einig, sagte Lugman.

60 Fußballfelder große Fläche

Auch das Biotech-Unternehmen Biospring hat seinen Sitz in Fechenheim. Auf dem Gelände gibt es aber noch Freiflächen für weitere Nutzer. Diese Flächen sollen nun entwickelt werden. Zusammen mit der Stadt Frankfurt und den Bestandsmietern wolle man den Standort aufwerten und innovative Nutzungskonzepte mit der bestehenden Industrie zusammenbringen, sagte Gerd Simon, Geschäftsführer der Lugman Group. Was das konkret bedeutet, erläuterte Nehal Lugman im Gespräch mit der F.A.Z. Lugman sagte, der Industriecharakter des Geländes solle erhalten bleiben, vor allem im westlichen Teil des rund 60 Fußballfelder umfassenden Geländes sollen neue Unternehmen Platz finden.

Mietverträge seien zwar noch keine geschlossen worden, man befinde sich aber schon im Gespräch mit fünf Unternehmen aus den Branchen Biotechnologie, Pharma, Technologie sowie einem Rechenzentrumsbetreiber. Zudem plant der Investor, einen sogenannten Retail-Park zu etablieren, in dem Kleingewerbe Platz finden soll. Zunächst sei es wichtig gewesen, den Standort zu sichern und ihm eine Planungsperspektive zu geben, sagte Lugman. In den vergangenen Jahren hätten sich die im Industriepark ansässigen Unternehmen wegen der Unsicherheit ob der Zukunft des Geländes mit Investitionen zurückgehalten. Aus den Gesprächen mit den Mietern sei aber hervorgegangen, dass viele nun bereit seien, in den Standort Geld zu stecken.

Gelände soll Industriegebiet bleiben

Stand heute gebe es keine Pläne, auf dem Gelände Wohnraum zu entwickeln, sagte Lugman, das sei auch nicht im Interesse der Stadt, "wir sehen das Gelände als Industrie- und Gewerbefläche", hob er hervor. Insgesamt geht er nun von einer Investitionssumme in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro aus. Das Erscheinungsbild des Areals an der Hanauer Landstraße solle mit dem Geld aufgewertet werden, viele Gebäude sollten zudem neu errichtet werden.

Der neue Eigentümer habe die Wünsche der Stadt Frankfurt, die Zukunftsperspektive für die Unternehmen und die damit zusammenhängenden Arbeitsplätze zu sichern, bestätigt und zugesagt, auf dem Areal ein innovatives Umfeld für nachhaltige Produktion und Gewerbe zu schaffen, sagte Frankfurts Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP). "Dadurch entstehen in Frankfurt sowohl dringend benötigte Gewerbeflächen zur Bestandssicherung als auch für die Ansiedlung von Unternehmen", so Wüst weiter.

Seit 1870 werden auf dem Gelände chemische Produkte hergestellt. Damals entstand an dem Standort das Unternehmen Cassella Farbwerke Mainkur AG, das sich insbesondere der Produktion von Textilfarben widmete. Später war die Cassella eine Tochter der Hoechst AG, bevor der Geschäftsbereich 1997 inklusive des Grundstücks in Fechenheim an den Spezialchemiekonzern Clariant verkauft wurde. 2001 entstand durch den Verkauf des Geschäftes an ehemalige Hoechst-Manager die heutige Allessa, das Grundstück hingegen blieb im Besitz der Schweizer.

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Allessa ist in Fechenheim geblieben. Das Gelände verfügt laut Clariant neben funktionellen Büro-, Labor-, Produktions- und Lagerflächen über eine Abwasserreinigungsanlage sowie zwei Kraftwerke, die Strom und Wärme erzeugen. Neben Allessa und Biospring sind hier Betriebe wie die Prefere Melamines, das mit speziellen Harzen Beschichtungen etwa für Laminat produziert, der Schweizer Medikamentenhersteller Corden Pharma, das Baumaschinen-Unternehmen Boels und ein TÜV Service-Center angesiedelt.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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